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Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

1.

Nildelta – Februar 1592.

Nichts deutete darauf hin, welches Schicksal der „Isabella VIII.“ bevorstand, gar nichts. Alles war wie immer. Das Gefecht mit dem Schnapphahn Bibar Shebin war für die Seewölfe bereits Vergangenheit. Hasard – und seine Männer – fieberten, das Geheimnis der fünf Karten, die sie in der Höhle der Mascarenen gefunden hatten, zu enträtseln.

Gestern hatten sie die Dau des Delta-Piraten Bibar Shebin zur Hölle geschickt. Sie selbst hatten ein paar Brandschäden auf dem Achterdeck.

Nach der Meinung der Seewölfe wurde in diesem „höllischen Land“, wie es der Profos Ed Carberry ausdrückte, ein bißchen viel mit dem Feuer gespielt. Das chinesische Feuer kannten sie ja bereits – und benutzten es selbst. Das türkische Feuer hatte ihnen der Händler Ibrahim alias Ali Abdel Rasul verkauft. Daß dieser Kerl allerdings mehrere Gesichter hatte, das wußten und ahnten die Seewölfe nicht.

Es sollte ihr Verhängnis sein.

Sie hatten gestern abend an dem kleinen Ort Zita geankert. An diesem Morgen sollte es weiter nilaufwärts gehen – das wurde ein bißchen schwierig, zum Ergötzen der Crew. Denn Ed Carberry ging mal wieder in die Vollen. Er drehte sowieso durch, weil die „Isabella“ umzingelt war. Vorn, achtern, an Backbord und Steuerbord wimmelte es von „Allahs Rübenschweinen und Affenärschen“, wie er verkündete und nahezu dran war, die Pranken zu ringen.

Das Geschnatter und Gezeter raubte ihm den letzten Nerv.

„Allah vorn, Allah achtern!“ brüllte er. „Allah an Backbord, Allah an Steuerbord! Die machen mich wahnsinnig!“

„Im Mars ist noch kein Allah“, sagte Matt Davies und schaute tiefsinnig zum Großmast hoch. Dann starrte er übers Schanzkleid der Kuhl nach unten und fügte hinzu: „Die sitzen alle noch brav in ihren Bötchen, Mister Profos, und außerdem wollen sie uns was verkaufen.“

„Verkaufen, verkaufen!“ ächzte Carberry, „diese schlitzohrigen Kameltreiber, diese dreimal verlausten Teppichknüpfer, diese – diese …“ Er wußte nicht weiter.

„Ich sehe“, verkündete Matt Davies, „Mais, Weintrauben, Datteln, Weizen, Bohnen, Zwiebeln – ah, und da!“ Er leckte sich über die Lippen. „Siehst du das auch, Mister Carberry? Der Alte dort? Der bietet Hammel an – Hammel!“ Matt Davies drehte sich um und brüllte: „Kutscher!“

Der Kutscher stand drüben auf der Backbordseite und fuhr herum. Er hatte ebenfalls die Köstlichkeiten beäugt, die von den Fellachen in ihren Booten angeboten wurden. Fragend blickte er Matt Davies an.

„Hier will einer Hammel verkaufen!“ rief Matt Davies und fletschte die Zähne – sehr gesunde Zähne. „Bei Hammelbraten werde ich immer ganz schwach!“

Smoky, der neben dem Kutscher stand, grinste verklärt und rieb sich den Bauch.

„Mir geht’s genauso“, erklärte er und stieß den Kutscher mit dem Ellbogen an. „Los, Mann! Am besten, du kaufst gleich drei von den Kameraden.“

„Hm“, murmelte der Kutscher und überquerte die Kuhl. Neben Matt blieb er stehen und schaute hinunter in das Gewimmel der Boote.

„Der Alte da“, sagte Matt und deutete zu einem ziegenbärtigen Mann, dessen Gesicht einem verschrumpelten Apfel glich.

„Der kommt mir nicht an Bord!“ fauchte Ed Carberry. „Der hat Flöhe unter dem Hemd. Und die Hammel stammen bestimmt noch aus Allahs Zeiten oder so.“

„Quatsch“, sagte der Kutscher kurz und knapp und winkte dem Alten.

Ed Carberry blieb die Sprache weg. Außerdem wurde er abgelenkt – über die Ankertrosse war ein Kerl aufgeentert und erschien auf der Back, behangen mit Körben voller Datteln, Feigen und Trauben. Arwenack, der Bordschimpanse, fegte wie ein Blitz das Vorstag hinunter, langte genauso blitzartig zu, schnappte sich einen Korb mit Datteln und enterte keckernd zum Vormars hoch.

Carberry setzte sich grollend in Bewegung.

Matt Davies stieß grinsend den Kutscher an.

„Gleich scheppert’s“, sagte er halblaut, „Chance für dich, drei Hammel einzukaufen. Ed ist beschäftigt.“

Der Kutscher grinste zurück und winkte wieder dem Alten, der jetzt sein Boot durch das Gewimmel trieb. Sehr rücksichtsvoll tat er das nicht. Wer ihm im Weg war, der kriegte eins mit dem Paddel übergezogen.

Carberry stieg inzwischen zur Back hoch und baute sich vor dem Fellachen auf, die Fäuste in die Hüften gestemmt. Der Mann hatte den Kopf ins Genick gelegt und starrte zu Arwenack hoch – völlig fassungslos.

Carberry pumpte Luft in seinen mächtigen Brustkasten und röhrte: „Verschwinde, du Nilfloh! Hopphopp! Oder soll dir der alte Carberry das Fliegen beibringen, was, wie?“

Im Vergleich zu Carberry war der Fellache wirklich ein Floh. Er brauchte nur den Blick vom Vormars ein bißchen nach unten zu lenken, ohne den Kopf bewegen zu müssen. So starrte er jetzt entsetzt in das zernarbte Gesicht des Profos, dessen vorgeschobenes Rammkinn allein schon ausreichte, um ihm die Knie weich werden zu lassen. Der ganze Kerl von einem Profos ragte wie ein Gebirge vor ihm auf.

Vom Vormars regnete es Dattelkerne. Einer prallte auf Carberrys Kinn und hüpfte dem Fellachen in den vor Schreck aufgerissenen Mund.

Arwenack, der Übeltäter, trommelte begeistert auf seinen Bauch und stieß urige Laute aus.

Der Fellache spuckte den Kern aus – auf die sauber gescheuerten Planken der Back. Ein Batzen Spucke flog gleich hinterher, und diese Untat entlockte dem Profos einen Brüllton, der einem schmetternden Trompetenstoß glich.

Fast jeder an Deck der „Isabella“ zuckte zusammen, auch Philip Hasard Killigrew, der sich zusammen mit Ben Brighton, seinem Bootsmann und Ersten Offizier, sowie Old O’Flynn und Ferris Tucker auf dem Achterdeck befand und gerade beschlossen hatte, das Ankeraufgehen noch zu verschieben, weil kein Hauch Wind wehte. Der würde sich erst in zwei, drei Stunden einstellen und dann aus Nordwesten wehen wie in den letzten Tagen auch.

„Was ist denn mit Ed los?“ stieß Hasard hervor.

Aber da war Carberry bereits in voller Aktion. Er wischte mit dem Fellachen die Back sauber, hievte ihn mit der Rechten dann am Genick hoch, schwenkte ihn außenbords und ließ ihn fallen. Die Körbe folgten.

Carberry beugte sich über das Schanzkleid auf der Backbordseite der Back und donnerte seine altbekannten Sprüche hinunter.

Die Seewölfe grinsten sich eins.

Der Fellache planschte im Nilwasser und wurde von einem der Boote aus aufgefischt. Das Gezeter in den übrigen Booten war ohrenbetäubend.

Matt Davies und der Kutscher hievten derweil den dritten Hammel an einem Tau an Deck, und der Kutscher entlohnte den ziegenbärtigen Alten mit ein paar Silbermünzen, die der Alte entzückt auffing, wobei er dem Kutscher und Matt Davies zurief, daß er ihnen ein langes Leben, viele Frauen und noch mehr Enkel wünsche. Die verstanden natürlich kein Wort. Und Hasard und Philip, die Zwillinge, waren zum Dolmetschen nicht verfügbar, weil sie in der Dekkung der Segeltuchverkleidung im Vormars hockten und mit Arwenack zusammen Datteln in sich hineinstopften.

Ihr Vater hatte die Kuhl durchquert, war auf die Back gestiegen und tippte Carberry von hinten auf die Schulter.

Carberry wirbelte herum, fuchsteufelswild, aber als er seinen Kapitän erkannte, grinste er gequält.

„Willst du hier einen Krieg entfesseln, Mister Carberry?“ fragte Hasard sanft.

„Da ist doch so ein Rübenschwein an Bord geklettert!“ empörte sich Carberry. „Einfach so. Und dann hat dieses Rübenschwein noch an Deck gespuckt, verdammt und verzwirnt. Und das auf meinem Schiff!“

„Unserem Schiff, wenn ich nicht irre.“ Hasards Stimme blieb weiterhin sanft. „Oder hast du jetzt die ‚Isabella‘ übernommen, Mister Carberry?“

Der Profos verneinte, wenn es auch nur wie ein Grunzen klang. Etwas verfing sich in seinem Haar, das die Dichte und Festigkeit einer Kabelgarnmatte hatte, und als er das Etwas aus dem Haar klaubte, entpuppte es sich als ein Dattelkern.

Aus dem Vormars erklang ein verhaltenes Kichern.

Langsam hob Carberry den mächtigen Schädel und spähte nach oben. Der Seewolf biß sich auf die Lippen und versuchte, ein steinernes Gesicht zu wahren.

„Hast du das gesehen, Sir?“ fragte Carberry grollend.

„Was?“

„Mir ist was auf den Kopf gefallen.“

„Ah!“

„Jawohl, das hier!“ knurrte Carberry und zeigte seinem Kapitän den Dattelkern. „Dieses Mistvieh schmeißt mit Kernen nach mir.“

„Arwenack?“

„Wer sonst! Klaut Datteln und verunreinigt mit den abgelutschten Kernen das Deck! Na warte, du Affenarsch!“ Und damit begann der Profos aufzuentern.

Der Fockmast wackelte. Schließlich war der Profos ein ziemliches Schwergewicht. Als er über die Püttingswanten turnte, flitzte der Schimpanse aus dem Vormars am Fockmast hoch und hangelte sich über ein Stag zum Großmast hinüber. Dort schwang er sich auf den Mars, schnitt Grimassen und betrommelte seinen Bauch. Er war schon ein ziemlicher Lümmel, dieser Arwenack. Und der Profos war kein Schimpanse mit der Fähigkeit, von Mast zu Mast zu springen oder wie ein Affe zu klettern. Da hätte er noch am Abend hinter Arwenack herturnen können – und den kürzeren gezogen.

Daß die beiden anderen Lümmel dann wie Teufelchen aus dem Vormars hochschossen, war für Carberry Wasser auf die Mühlen seines Zorns.

„Hiergeblieben!“ donnerte er.

„Mist!“ flüsterte Hasard junior und lächelte unschuldsvoll. Laut sagte er: „Mister Profos, Sir?“

„Was treibt ihr da?“

„Datteln essen“, erklärte Philip junior und lächelte ebenfalls voller Unschuld.

„Und die Kerne an Deck spucken, was, wie?“ röhrte Carberry.

„Das war Arwenack, Mister Profos, Sir“, sagte Hasard junior.

„Jawohl, das war Arwenack“, bestätigte Philip junior. „Ich hab gleich zu Arwenack gesagt, laß das sein, du Affe, hab ich gesagt, aber er hat’s immer weiter getrieben, und da hat Hasard ihm was auf die Pfoten gehauen – hast du doch, oder?“

„Hab ich.“ Hasard junior nickte. „Aber dieser Affe …“

„Wo sind denn eure Kerne?“ fragte Carberry lauernd.

„Unsere Kerne? Hm.“ Philip schaute seinen Bruder fragend an.

„Haben wir verschluckt“, erklärte Hasard junior. „Möchtest du auch eine Dattel, Mister Profos, Sir? Sollen gut für den Stuhlgang sein, hat der Kutscher gesagt. Ehrlich. Ich glaub, bei mir wirkt’s schon.“ Er schaute seinen Bruder an und kniff schnell ein Auge zu – das linke, das dem Profos abgewandt war. „Bei dir auch?“

„Bei mir auch“, sagte Philip junior prompt. „Es grummelt in meinem Bauch – oh!“ Er krümmte sich etwas zusammen und zauberte einen leidenden Ausdruck in seine Miene. „Ich – ich muß mal …“

Und damit enterte er affengleich ab. Hasard junior flitzte hinterher, vorbei am Profos, dem es zum zweiten Male an diesem Morgen die Sprache verschlagen hatte.

Er hatte ja ein gutes Herz unter seiner rauhen Schale, der bärbeißige Profos. Besorgt starrte er nach unten. Die beiden Rübenschweinchen rasten, jeder mit einer Pütz bewaffnet, ins Vordeck.

„Den Magen verdorben“, murmelte er vor sich hin und enterte ab. Der Kutscher mit seinen verdammten Weisheiten! Gut für den Stuhlgang, ha!

Vater Hasard stand noch auf der Back. Er hatte alles gehört und alles gesehen.

„Sie haben die Kerne mit verschluckt“, sagte der Profos, als müsse er die beiden Lümmel entschuldigen.

„Hm.“ Weiter äußerte sich Hasard nicht dazu.

„Das kann bös ausgehen, Sir.“ Carberrys Stirn war voller Falten. Sorgenfalten, richtig tief eingegraben. „Diese Kerne sind verdammt hart, Sir. Meinst du, ihre Mägen verkraften das? Und die Dinger müssen doch dann achtern raus, aber so was Hartes …“ Der Profos kaute auf seiner Unterlippe und wußte nicht, wie er sich weiter verständlich machen sollte. Außerdem irritierte ihn, daß Vater Hasard nicht an seinen Sorgen teilnahm.

Und was sagte Vater Hasard? Er sagte: „Wenn sie so dämlich sind, Datteln mit den Kernen zu essen, dann müssen sie eben zusehen, wie sie das mit der Verdauung geregelt kriegen. Hättest du die Kerne mit runtergeschluckt, Ed?“

„Nein.“

„Na also.“ Hasard grinste ein bißchen. „Und wer Dattelkerne runterschluckt, müßte eigentlich noch Prügel beziehen – wegen seiner Dämlichkeit. So sehe ich das jedenfalls. Oder siehst du das anders, Ed?“

Jetzt äußerte sich Carberry mit einem: „Hm.“

Hasard spann seinen Faden weiter. „Vielleicht aber haben sie die Kerne gar nicht runtergeschluckt.“

„Nicht runtergeschluckt?“ Carberry war ehrlich entrüstet. „Aber das haben sie gesagt, Sir. Und der Teufel soll mich holen, wenn das nicht stimmt!“

„Er holt dich.“

„Wie bitte?“ Jetzt knurrte der Profos. „Du meinst …“

„Genau.“ Und Hasard wandte sich um, warf einen Blick über die Kuhl, winkte Smoky, der andächtig zugehört hatte, zu und befahl: „Hasard und Philip sollen sich bei mir auf der Back melden!“

„Aye, aye, Sir.“ Smoky tauchte im Vordeck unter.

Zwei Minuten später erschienen Hasard und Philip junior auf der Back – ohne die Pützen. Der Profos stand da wie ein angriffslustiger Stier. Bei ihm war das jene Haltung, bei der er sich etwas geduckt und die Hände in die Hüften gestemmt hatte, den Kopf leicht schiefgeneigt, das Rammkinn vorgeschoben.

„Die Kerne“, sagte Vater Hasard sehr freundlich und mit Milde. „Habt ihr die verschluckt, oder habt ihr sie nicht verschluckt?“

„Nicht verschluckt“, sagte Hasard junior.

„Nicht verschluckt“, sagte Philip junior.

Da war nicht zu übersehen, daß sie beide sehr gerade standen und der Kopf mit ihrem Rücken eine genauso gerade Linie bildete. Ihre Augen funkelten in dem gleichen eisigen Blau wie die ihres Vaters. Ihre Lippen bildeten den gleichen strengen Schnitt – etwas jünger vielleicht, aber nicht weniger trotzig. Der Ausdruck in ihren Gesichtern sagte: Nur zu, nagele uns an den Großmast und laß die Neunschwänzige tanzen. Aber einen Mucks kriegst du nicht zu hören. Den Gefallen tun wir dir nicht.

Vater Hasard verschränkte die Hände auf dem Rücken, senkte leicht den Kopf und sagte: „Ich finde es nicht gut, Mister Carberry anzulügen und ihm etwas vorzuspielen, was nicht der Wahrheit entspricht. Ihr habt genauso wie Arwenack die Kerne an Deck gespuckt oder gezielt abgefeuert. Waren sie gezielt?“

„Aye, Sir“, sagte Hasard junior.

„Aye, Sir“, sagte Philip junior.

Vater Hasard nickte. „Feine Sache, wie?“

Dieses Mal schwiegen sie. Nur ihre Lippen wurden schmaler.

„Hier an Bord wird nicht gelogen“, fuhr Vater Hasard fort, „hier an Bord wird auch kein Theater gespielt. Und wer meint, den Profos Edwin Carberry mit Dattelkernen bespucken zu können, dem bringe ich bei, was ich unter Respekt verstehe.“ Hasards scharfgeschnittenes Gesicht war unbewegt. „Wie viele Hiebe dürfen es sein?“

„Zehn“, sagte Hasard junior mit zusammengebissenen Zähnen.

„Elf“, sagte Philip, nicht weniger verbissen.

„Gut, elf“, erklärte Hasard junior.

„Die Neunschwänzige, Mister Carberry!“ befahl Hasard.

„Sir …“ Unter Hasards eisigem Blick verstummte der Profos. Er drehte sich um und ging unter Deck.

Die beiden Jungen schauten zu ihrem Vater auf. Der sagte: „Ich bin stärker als ihr – gut. Es gibt Lügen und Lügen. Die eine Lüge benutze ich, um das Leben eines anderen zu retten. Das ist in Ordnung. Die andere Lüge benutze ich, um mich einer Bestrafung zu entziehen. Das ist nicht in Ordnung.“

„Verstanden“, sagte Hasard junior.

„Verstanden“, sagte Philip junior.

„Zieht eure Hemden aus!“

Sie taten es, ohne mit der Wimper zu zucken. Und sie zuckten auch nicht, als sie ihre elf Hiebe mit der Neunschwänzigen erhielten. Allenfalls wurden ihre Handknöchel weiß, als sie mit ihren Händen die Wanten des Fockmastes auf der Steuerbordseite umklammerten.

Da war viel zuviel Stolz. Da war auch Härte. Und da war letztlich die Erkenntnis, gemogelt und dafür eine gerechte Strafe empfangen zu haben.

Es durfte keine Lügen geben.

Sie sahen nicht, daß Philip Hasard Killigrew in der Kapitänskammer mit beiden Händen die Bibel umfaßte – mit den gleichen weißen Handknöcheln – und betete: Herr im Himmel, laß mich das nie wieder tun – und verzeih mir, daß ich es tat.

Nein, das sahen sie nicht. Und so sahen sie auch nicht den Schmerz in den Augen ihres Vaters.

Der Profos hatte sie zur Kombüse geschleppt und salbte ihnen eigenhändig die Rücken ein. Die Salbe hatte ihm der Kutscher gegeben – statt des sonst üblichen Salzwassers, das Delinquenten über den Rücken gegossen wurde, nachdem sie mit der Neunschwänzigen Bekanntschaft geschlossen hatten.

Nein, von Nilwasser hielt Ed Carberry gar nichts, und darum hatte er vom Kutscher die Salbe verlangt. Und als er die beiden Knaben einsalbte, geriet er ins Erzählen. Die beiden Knaben lauschten.