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Ronny Heidenreich, Daniela Münkel, Elke Stadelmann-Wenz

Geheimdienstkrieg in Deutschland

Veröffentlichungen der Unabhängigen

Historikerkommission zur

Erforschung der Geschichte des

Bundesnachrichtendienstes

1945 – 1968

Herausgegeben von Jost Dülffer,

Klaus-Dietmar Henke, Wolfgang

Krieger und Rolf-Dieter Müller

BAND 3

in Kooperation mit dem Bundesbeauftragten
für die Unterlagen
des Staatssicherheitsdienstes
der ehemaligen Deutschen
Demokratischen Republik

Ronny Heidenreich, Daniela Münkel,
Elke Stadelmann-Wenz

Geheimdienstkrieg
in Deutschland

Die Konfrontation von

DDR-Staatssicherheit und

Organisation Gehlen 1953

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Die Rechtschreibung in der Studie folgt den aktuellen Empfehlungen der Dudenredaktion. Bei direkten Zitaten aus den Quellen wurden offensichtliche Druckfehler stillschweigend korrigiert, andere Eigenheiten und Fehler aus den Originaldokumenten übernommen.

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar.

eISBN 978-3-86284-362-6

Inhalt

Vorbemerkung

Einleitung

Aufbau

Quellenlage

Danksagung

I. Organisation Gehlen und Staatssicherheit in den 1950er-Jahren

1. Die Organisation Gehlen in der DDR

Spionage und Kriegsvorbereitungen

Gegenspionage und Spionageabwehr

Alltag an der Agentenfront – die Filiale X 9592

2. Die Spionageabwehr gegen die Organisation Gehlen im MfS/SfS 1952/53

Strukturelle und normative Entwicklungen bis 1953

Der Gruppenvorgang »Soldaten«

Hans-Joachim Geyer verschwindet – überstürzte Flucht oder geplanter Abgang?

Der Einfluss der sowjetischen Berater

II. »Feuerwerk« und »Fanfare« – die Verhaftungsaktion und ihre Folgen

1. Die Aktion »Feuerwerk«

Planung und Durchführung

Die Entführung Werner Haases

Die Aktion »Nachschlag«

»Feuerwerk« und »Nachschlag« – die Dimensionen

2. Abwehrmaßnahmen der Organisation Gehlen – »Fanfare«

»Denn es geht um Menschen« – erste Reaktionen auf die Aktion »Feuerwerk«

»Kein Verschleiern, kein Beschönigen, kein Vertuschen!« – der Verratsfall Geyer

»Vorbildliche Aufklärung« – der Entführungsfall Haase

Schadensbilanz – Verluste und Enttarnungen

»Lückenloses Bild« – der Kenntnisstand des Gegners

Suche nach den Verrätern

III. V-Leute und Staatsfeinde – die Verhafteten der Aktion »Feuerwerk«

1. Das Sample – biografischer und sozioökonomischer Hintergrund

Alter, Geschlecht, Familie

Soziale Herkunft, Ausbildung und Beruf

Rekrutierung, Funktion und Aufträge der V-Leute

Motivlagen

2. Fallbeispiele

Das Netzwerk »Oesterreich«

Die »Spitzenquelle« Günter Hirsch

»Kleine Fische« – die Brüder Meißner*

IV. Der Propagandakrieg

1. Die Propagandakampagne zur Aktion »Feuerwerk«

Die Strategie

Die Presse

Stasioffiziere in den Betrieben

Internationale Pressekonferenzen

2. Der große Schauprozess gegen Werner Haase und andere

Die Vorbereitungen

Die Angeklagten vor Gericht

Der Prozess in den Medien

3. Gegenpropaganda der Organisation Gehlen

Erklärungsnot in Bonn

Die Pressearbeit der Organisation Gehlen

Pullacher Gegenpropaganda

V. Staatssicherheitsjustiz und Organisation Gehlen

1. Staatssicherheitsjustiz nach der Aktion »Feuerwerk«

Strafrechtliches Ermittlungsverfahren und Untersuchungshaft

Die Prozesse

Der Strafvollzug

2. Gefangenenfürsorge der Organisation Gehlen

Bemühungen um Karl-Heinz und Hildegard Schmidt

Der erste deutsch-deutsche Agentenaustausch

VI. Konsequenzen aus der Aktion »Feuerwerk«

Die Niederlage nach der Niederlage

Weitere »konzentrierte Schläge«

Resümee

Anhang

Quellenverzeichnis

Gedruckte Quellen

Ungedruckte Quellen

Presse und andere Medien

Literaturverzeichnis

Abkürzungen, Tarnbezeichnungen und Siglen

Personenregister

Über die Autoren

Vorbemerkung

Die Geschichte des Bundesnachrichtendienstes 1945–1968

Die Unabhängige Historikerkommission zur Erforschung der Geschichte des Bundesnachrichtendienstes 1945–1968 (UHK) wurde im Frühjahr 2011 berufen und sechs Jahre mit insgesamt 2,2 Millionen Euro aus Bundesmitteln finanziert. Die Kommission sowie ihre zeitweilig zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, denen zu allererst gedankt sei, hatten im Bundeskanzleramt und im Bundesnachrichtendienst freien Zugang zu allen derzeit noch klassifizierten und bisher bekannt gewordenen Akten des Untersuchungszeitraums. Nach vorbereitenden »Studien« (www.uhk-bnd.de) legt sie ihre Forschungsergebnisse nun in mehreren Monographien vor. Die UHK hatte sich verpflichtet, die Manuskripte durch eine Überprüfung seitens des BND auf heute noch relevante Sicherheitsbelange freigeben zu lassen. Dabei ist sie bei keiner historisch bedeutsamen Information einen unvertretbaren Kompromiss eingegangen.

Das Forschungsprojekt zur Geschichte des BND unterscheidet sich von ähnlichen Vorhaben insofern, als es sich nicht auf die Analyse der personellen Kontinuitäten und Diskontinuitäten zur NS-Zeit beschränkt, sondern eine breit gefächerte Geschichte des geheimen Nachrichtendienstes aus unterschiedlichen Perspektiven bietet. Eine Bedingung der Vereinbarung mit dem BND war es gewesen, dass die UHK den Rahmen und die Schwerpunkte ihrer Forschung selbst festlegt. Gleichwohl waren auf einigen Feldern Einschränkungen hinzunehmen, namentlich bei den Partnerbeziehungen und den Auslandsoperationen des Dienstes.

Die Zusammenarbeit mit dem Bundeskanzleramt, vertreten durch Herrn Ministerialdirigent Hans Vorbeck, war ausgezeichnet. Bei den BND-Präsidenten Ernst Uhrlau, der das Projekt durchsetzte, Gerhard Schindler, der es förderte, und Bruno Kahl, der die Erträge erntet, stieß die Arbeit der Kommission auf wachsendes Verständnis und Entgegenkommen. Der Kommission ist es eine besondere Genugtuung, dass sie den entscheidenden Anstoß dazu geben konnte, dass die Einsichtnahme in historisch wertvolle Unterlagen des deutschen Auslandsnachrichtendienstes für alle Interessierten inzwischen zu einer selbstverständlichen Gewohnheit geworden ist.

Jost Dülffer, Klaus-Dietmar Henke (Sprecher),

Wolfgang Krieger, Rolf-Dieter Müller

Einleitung

In den Erinnerungen von Reinhard Gehlen – dem ersten Präsidenten des Bundesnachrichtendienstes und Leiter der nach ihm benannten Vorläuferorganisation – war das Jahr 1953 vor allem von einem Ereignis geprägt: vom Zweikampf zwischen ihm und Ernst Wollweber, dem Chef der ostdeutschen Staatssicherheit.1 Die DDR-Geheimpolizei verhaftete zwischen Oktober und Ende Dezember zahlreiche angebliche West-Agenten. Ein Teil von ihnen wurde im Zuge einer bis dahin beispiellosen Medienkampagne gegen den Gehlen-Dienst öffentlich an den Pranger gestellt. Sieben V-Leute der Organisation Gehlen wurden in einem Schauprozess im Dezember 1953 zu langjährigen Zuchthausstrafen verurteilt. All dies diente dem Zweck, der Weltöffentlichkeit die »verwerflichen Machenschaften« des westlichen Spionagewesens in der DDR vor Augen zu führen.

Dieser Abschnitt des deutsch-deutschen Geheimdienstkrieges war für Gehlen in erster Linie ein Propagandakrieg, der viele unschuldige DDR-Bürger in Mitleidenschaft zog. Das Vorgehen der Staatssicherheit war ihm ein zweifelsfreier und plakativer Beleg für die fortgesetzten kommunistischen Unrechtshandlungen und unterstrich in seinen Augen die Notwendigkeit, gegen das SED-Regime auch mit nachrichtendienstlichen Mitteln vorzugehen. Gleichwohl räumt Gehlen in seinen Memoiren ein, dass die von der Staatssicherheit gemeldeten Erfolge gegen seine Organisation im Herbst 1953 nicht vollkommen aus der Luft gegriffen waren. In knapper Form verweist er darauf, dass es der DDR-Geheimpolizei gelungen sei, mit Hans-Joachim Geyer einen »Maulwurf« einzuschleusen. Daneben habe es eine Reihe weiterer Vorfälle gegeben, die aber letztlich ohne Wirkung auf die »operative Substanz« seines Nachrichtendienstes geblieben seien.2 Auch wenn Gehlen hier im Vagen bleibt, zeigt diese Einlassung, dass die Kampagne der Staatssicherheit keineswegs nur Ausdruck einer ideologisch verbrämten Hetzjagd auf politisch Missliebige gewesen ist. Bis heute gründet die Reputation Gehlens als »Jahrhundertspion« (E. H. Cookridge) nicht zuletzt auf den nachrichtendienstlichen Leistungen seiner Organisation im Osten Deutschlands.3

Aus Sicht des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS), das nach sowjetischem Vorbild Ende Juli 1953 als Staatssekretariat für Staatssicherheit (SfS) ins Ministerium des Innern eingegliedert und damit formal herabgestuft wurde, war das Jahr 1953 sehr ambivalent. Die SED-Führung warf dem MfS vor, den Volksaufstand am 17. Juni nicht frühzeitig erkannt und unterbunden zu haben. Sie unterstellte der Staatssicherheit insgesamt eine falsche Vorgehensweise, die sich bislang vor allem auf das Beobachten von Personen und Sammeln von Informationen beschränkte. Als Konsequenz daraus folgte, neben der Ablösung von Wilhelm Zaisser als Minister für Staatssicherheit, eine offensivere Strategie: die »konzentrierten Schläge«.4 Der »erfahrene Kämpfer« Ernst Wollweber als neuer Chef der Staatssicherheit setzte mit Rückendeckung der Sowjets die Strategie umgehend in die operative Praxis der DDR-Geheimpolizei um. Die erste von mehreren Verhaftungsaktionen im Rahmen dieser »Schläge« richtete sich unter dem Codewort »Feuerwerk« gegen den geheimdienstlichen Hauptfeind in der Bundesrepublik – die Organisation Gehlen. Aus Sicht des SfS war diese Operation äußert erfolgreich. Das galt für die Zahl der festgenommenen wirklichen oder vermeintlichen »Gehlen-Agenten« genauso wie für das propagandistische Ausschlachten der Aktion.

Im Mittelpunkt der vorliegenden Studie steht – am Beispiel der Aktion »Feuerwerk« vom Herbst 1953 bzw. von »Fanfare«, wie die Gegenmaßnahmen in den BND-Akten bezeichnet werden – die Interaktion zwischen den beiden deutschen Geheimdiensten vor dem weltpolitischen Hintergrund des Ost-West-Konfliktes. Hiermit soll nicht nur ein Beitrag zur asymmetrischen deutsch-deutschen Verflechtungsgeschichte (Kleßmann),5 sondern auch zur Geschichte des Kalten Krieges geleistet werden und damit zu dem konstitutiven Element der weltpolitischen Nachkriegsordnung bis zum Zusammenbruch des Ostblocks in den Jahren 1989/90. Denn die Geschichte von 1945 bis 1990 ist – wie Eric Hobsbawm im »Zeitalter der Extreme« schreibt – »von einem einzigen Muster geprägt: von der konstanten Konfrontation der beiden Supermächte, die aus dem Zweiten Weltkrieg hervorgegangen waren – vom sogenannten Kalten Krieg«.6 Und, so könnte man ergänzen, das geteilte Deutschland war ein Brennpunkt des Kalten Krieges in Europa – dies gilt in besonderem Maße für die 1950er- und 1960er-Jahre.

Der konkrete internationale und deutschlandpolitische Kontext, in dem sich im Herbst 1953 die Aktion »Feuerwerk« vollzog, war vom Bestreben der östlichen Akteure geprägt, sich aus der Defensive zu befreien, in der sie sich spätestens seit dem Juni-Aufstand befanden. Angesichts der vom neuen US-Präsidenten Dwight D. Eisenhower Anfang des Jahres verkündeten Rollback-Politik und der drohenden Integration der Bundesrepublik in ein westeuropäisches Militärbündnis ging es der Sowjetunion primär darum, in Europa nicht an Boden zu verlieren.7 Daraufhin gab es massive Bestrebungen, die DDR im Zeichen des »Neuen Kurses«8 innenpolitisch zu stabilisieren, und gleichzeitig Versuche, die westlichen Integrationsbemühungen zu stören. An diesem Punkt trat die Staatssicherheit in die Öffentlichkeit und profilierte sich nicht nur als effizienter geheimpolizeilicher Akteur, sondern auch mit Enthüllungen, die Zwietracht im westlichen Lager säen und insbesondere die französischen Vorbehalte gegen die bundesdeutsche Wiederbewaffnung schüren sollten. Die von den USA finanzierte Organisation Gehlen mit ihrer Ambition, der Auslandsnachrichtendienst der Bundesrepublik Deutschland zu werden, war in dieser Konstellation gleichsam das prädestinierte Angriffsziel. Der in Pullach ansässige Dienst wiederum musste die Attacke – so gut es ging – ebenfalls öffentlich parieren; der Geheimdienstkrieg weitete sich so vom Feld der verdeckten Aktionen auf die propagandistische Ebene aus.

Den Geheimdiensten als Akteuren in der Blockkonfrontation schreibt Hobsbawm eine eigene, zwielichtige Rolle zu:

Es gab nur einen Kalten Krieg, der versuchte, seiner eigenen Rhetorik gerecht zu werden […], und nicht den Krieg, in dem die grundsätzlichen Entscheidungen von Regierungen getroffen werden, sondern den in den Schattenzonen der verschiedenen, miteinander konkurrierenden, offiziellen und inoffiziellen Geheimdienste.9

Um in diese »Schattenzonen« weiteres Licht zu bringen, sollen neben einer Geheimdienstgeschichte im engeren Sinne – also Fragen von Spionage, Spionageabwehr und Gegenspionage – wesentlich stärker als in der bisherigen Forschung mentalitäts-, sozial- und gesellschaftsgeschichtliche Fragestellungen in die Untersuchung einbezogen werden. Damit wird auch ein Beitrag zur Politik- und Gesellschaftsgeschichte der Nachkriegszeit geleistet.

Insgesamt – so sei vorweggeschickt – darf allerdings die Asymmetrie des Interaktionsverhältnisses von MfS und BND nicht außer Acht gelassen werden, das durch verschiedene Faktoren bestimmt wurde: die unterschiedlichen politischen Systeme in Ost und West sowie der Charakter des MfS als politische Geheimpolizei und Exekutivorgan der Diktatur, mit dem der Pullacher Nachrichtendienst – trotz einer durchaus unterentwickelten demokratischen Gesinnung und mancher rechtsstaatlich problematischen Praxis in der Frühzeit – nicht gleichzusetzen ist.

Die vorliegende breit angelegte vergleichende Analyse des Agierens von Staatssicherheit und Organisation Gehlen vor, während und nach der Aktion »Feuerwerk« wurde möglich durch die derzeit einmalige Chance, die Akten beider Seiten umfassend auszuwerten und abzugleichen. Seit Öffnung der Archive im ehemaligen sowjetischen Machtbereich wird die Tätigkeit der östlichen Geheimpolizeien während des Kalten Krieges systematisch erforscht – dies gilt im besonderen Maße für die DDR-Staatssicherheit, auch wenn hier mitnichten von einer »Ausforschung« gesprochen werden kann.10 In diesem Zusammenhang wurden auch die »konzentrierten Schläge« gegen westliche Nachrichtendienste und andere »Spionageagenturen« zwischen 1953 und 1956 untersucht.11 Neben mehreren Aufsätzen zu Einzelaspekten12 und einer Arbeit zur Entführungspraxis des MfS13 liegen ebenfalls grundlegende Studien zur Struktur, personellen und organisatorischen Entwicklung des MfS seit 1950 vor.14

Im Gegensatz dazu sind die einstigen Kontrahenten im Westen weniger dicht erforscht.15 Mit Blick auf die Organisation Gehlen und den Bundesnachrichtendienst ist mit der Arbeit der Unabhängigen Historikerkommission (UHK) erstmals eine quellengestützte Untersuchung des westdeutschen Geheimdienstes möglich geworden.16 Bis dahin gestattete die Offenlegung der Unterlagen amerikanischer Geheimdienste, die bis 1956 für die Organisation Gehlen verantwortlich waren, einzelne Arbeiten, die auf die Beziehungen zum amerikanischen Sicherheitsapparat und auf personelle Kontinuitäten im frühen Bundesnachrichtendienst fokussieren, jedoch über die operative Praxis des Gehlen-Dienstes in der DDR und die Verhaftungswelle im Herbst 1953 wenig Auskunft geben.17 Dieser zentrale Bereich liegt abgesehen von einer Studie zur Militärspionage sowie über das Agieren des Gehlen-Dienstes während des Volksaufstandes im Juni 1953 noch im Dunkeln.18 Hinweise dazu ergeben sich aus der recht umfänglichen Publizistik über den BND, die sich aber mangels Quellenzugang auf Presseveröffentlichungen, gezielte Indiskretionen und die Memoirenliteratur ehemaliger Mitarbeiter sowie auf Veröffentlichungen der Staatssicherheit über den Gehlen-Dienst berufen.19 Die bis 1989 im Osten erschienenen Darstellungen erweisen sich – nicht zuletzt aufgrund der in dieser Studie beschriebenen Erfolge der Spionageabwehr der Staatssicherheit – auch heute noch als überaus faktengesättigt. In ihren Wertungen sind sie natürlich ideologisch verzerrt und damit wenig zuverlässig.20 Auch die wenigen im Westen publizierten Erinnerungen ehemaliger BND-Mitarbeiter, in denen die Ereignisse des Jahres 1953 thematisiert werden, sind problematisch. Dies gilt insbesondere für die Gehlen-Memoiren, die in erster Linie als Rechtfertigungsschrift zu lesen sind. Andeutungen von Oskar Reile, damals Mitarbeiter der Pullacher Gegenspionage, verweisen auf einige grundlegende Missstände, die den Gehlen-Dienst seinerzeit in arge Bedrängnis brachten.21 Ein vielschichtiges Bild entwirft der damals ranghöchste CIA-Offizier in Pullach, James Critchfield, wobei er wie die amerikanische Autorin Mary Ellen Reese die Ereignisse im Herbst 1953 in eine Linie mit der weitaus spektakuläreren Entlarvung des KGB-Spions Heinz Felfe stellt.22

Aufbau

Die vorliegende Studie beginnt mit der Beschreibung der strukturellen und organisatorischen Rahmenbedingungen auf beiden Seiten vor und während der Aktion »Feuerwerk«. Hier kommt der allgemeine politische Kontext genauso in das Blickfeld wie die Einflussnahme von CIA auf der einen und sowjetischer Staatssicherheit auf der anderen Seite. In diesem ersten Kapitel werden die Ziele, Strukturen und Methoden der Organisation Gehlen vor Beginn der Verhaftungsaktion erläutert. Dabei arbeitete der Gehlen-Dienst östlich der Elbe unter den Augen der ostdeutschen und sowjetischen Geheimpolizei. Die eigentliche Konfrontation setzte nicht erst mit der Aktion »Feuerwerk« ein, sondern war seit jeher Bestandteil des Spionagealltages. Deshalb sind einleitend mit Blick auf die Staatssicherheit auch die Strategien der Pullacher Spionageabwehr zu betrachten, aus denen deutlich wird, welches Bedrohungspotenzial dem MfS vor Beginn der Verhaftungswelle zugemessen wurde.

Auch bei der ostdeutschen Staatssicherheit bildeten sich ab 1950 Strukturen heraus, durch die sich die Spionageabwehr langsam professionalisierte.23 Es werden zunächst die organisatorischen und personellen Bedingungen, unter denen die Spionageabwehr des MfS gegen die Organisation Gehlen im entscheidenden Jahr 1953 agierte, ausführlich beschrieben sowie die Vorläufe und Vorbereitungen des SfS für die Aktion »Feuerwerk« nachgezeichnet. Dabei steht der – in der Forschung bisher unbekannte – operative Vorgang, der im MfS unter der Bezeichnung »Soldaten« geführt wurde, im Mittelpunkt.

Daran anschließend werden, im zweiten Kapitel, die konkrete Planung und Durchführung der am Abend des 29. Oktober 1953 ausgelösten Aktion »Feuerwerk« sowie die unmittelbar im Anschluss folgenden Aktivitäten der DDR-Staatssicherheit gegen die Organisation Gehlen rekonstruiert. Auf der Grundlage neuer Quellen und des Abgleichs mit den Aktenbeständen des BND ist es nun erstmals möglich, die Zahl der durch das SfS im Herbst 1953 verhafteten tatsächlichen V-Männer und V-Frauen der Organisation Gehlen einzugrenzen.

Neben Hans-Joachim Geyer gelang es der Staatssicherheit, weitere ehemalige Gehlen-Mitarbeiter für ihre Zwecke einzuspannen. In der einschlägigen BND-Publizistik, aber auch in der Forschungsliteratur zum MfS, wurde der äußere Ablauf der Ereignisse, vor allem die Entführung Werner Haases, einem Leiter einer Dienststelle (Filiale) der Organisation Gehlen in Westberlin, in der Nacht vom 13. zum 14. November 1953, mehrfach beschrieben.24 Dieser Entführungsfall erscheint nun durch bisher unbekannte Aktenfunde ebenfalls im neuen Licht. Die Reaktionen aus Pullach auf die Verhaftungsaktionen und Entführungen blieben nicht aus. Es wird daher gezeigt, wie die Organisation Gehlen auf die auch nach dem Überlaufen Geyers anhaltenden Verhaftungen in der DDR reagierte und mit welchen Maßnahmen die Pullacher Führung die eingetretenen Zwischenfälle aufzuklären und die erkannten Fehler zu beheben versuchte.

Das dritte Kapitel wendet sich den Hauptleidtragenden der Verhaftungswelle zu, den V-Leuten in der DDR. Anhand der Untersuchungsvorgänge des MfS und der Personalunterlagen aus dem BND-Archiv wird erstmals auf valider empirischer Grundlage gezeigt, welche biografischen Vor- und Nachgeschichten die von der Staatssicherheit festgenommenen Personen hatten: Wie war ihr sozioökonomischer Hintergrund, wie das Geschlechterverhältnis, welche Funktionen nahmen sie als V-Leute für die Organisation Gehlen wahr und welche Motivationen standen hinter ihren Aktivitäten gegen das DDR-Regime? Anhand von Fallbeispielen werden diese Ausführungen weiter konkretisiert und die Rekrutierungspraxis der Organisation Gehlen sowie ihre Folgen herausgearbeitet.

Der Geheimdienstkrieg in den 1950er-Jahren spielte sich nicht nur – wie es zum Wesen von Spionage und Gegenspionage gehört – im Verborgenen ab, sondern avancierte in West und Ost zu einem regelrechten Propagandakrieg, womit sich das vierte Kapitel befasst. Die Staatssicherheit startete als Flankierung der Aktion »Feuerwerk« eine breit angelegte Propaganda- und Imagekampagne, die sich sowohl an die DDR-Bevölkerung als auch nach außen richtete – hier vor allem in Richtung Bundesrepublik, gegen die Organisation Gehlen und ihre befürchtete Institutionalisierung. Außerdem hatten die propagandistischen Aktivitäten auf DDR-Seite eine internationale Dimension – sie sollten den Abschluss des Vertrages zur Bildung einer Europäischen Verteidigungsgemeinschaft (EVG) und damit einen weiteren Schritt auf dem Weg zur Westintegration der Bundesrepublik verhindern. Die recht effektiven Propagandamaßnahmen werden am Beispiel der Presseberichterstattung, der Wochenschauen und der öffentlichen Auftritte von Stasifunktionären untersucht.

Ein zentrales Element der Propagandastrategie von SfS und SED im Herbst/Winter 1953 war der große Schauprozess, der vom 18. bis 21. Dezember 1953 vor dem Obersten Gericht der DDR gegen Werner Haase und andere V-Leute der Organisation Gehlen stattfand. Dort sollte nichts dem Zufall überlassen bleiben. Über den Prozess und die Untersuchungen bzw. Vernehmungen im Vorfeld sind umfängliche Unterlagen im Archiv des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR (BStU) überliefert. Ein Zusammenführen mit den Akten im BND-Archiv ermöglicht es nun, die politische Instrumentalisierung und damit die Willkürjustiz des SED-Regimes genau herauszuarbeiten, die konkreten Tatvorwürfe neu zu bewerten und nachzuprüfen sowie festzustellen, inwiefern die Betroffenen tatsächlich für die Organisation Gehlen tätig gewesen waren. Zudem kann so eine weitere Annäherung an die Motivlagen der Angeklagten erfolgen.

Die Reaktionen und Gegenmaßnahmen der Organisation Gehlen gegen diese massiven inszenierten öffentlichen Attacken aus dem Osten ließen nicht lange auf sich warten. Die Propagandakampagne der SED-Führung traf den Gehlen-Dienst in einer Phase, als dieser sich als künftiger bundesdeutscher Nachrichtendienst aus der amerikanischen Aufsicht zu lösen suchte. Im Gegensatz zur parteigelenkten Presse in der DDR musste sich die Organisation Gehlen in einer pluralistischen Medienlandschaft Gehör verschaffen, um nicht nur eine generelle Akzeptanz der eigenen Abwehrversuche zu erzielen, sondern auch ganz konkret mithilfe einzelner Journalisten die eigene Sicht der Dinge in die Redaktionen zu tragen. Am Beispiel der als Gegenstück zu den Ostberliner Verlautbarungen in Pullach entwickelten »Brutus«-Kampagne gegen den Chef der Staatssicherheit, Ernst Wollweber, wird gezeigt, welche Narrative der Gehlen-Dienst in die Öffentlichkeit lancierte. Zum Teil prägen sie bis heute nicht nur das Bild des ehemaligen Staatssicherheitschefs, sondern auch das des Bundesnachrichtendienstes.

Das fünfte Kapitel schließlich widmet sich nochmals den Verhafteten, die einer rücksichtslosen Strafverfolgung und politischen Strafjustiz ausgeliefert waren. Ihr Leidensweg nach der Verhaftung wird anhand ihrer Situation in der Untersuchungshaft, in den Prozessen und im anschließenden Strafvollzug beleuchtet. Dabei liegt der Fokus auf der dominanten Rolle der Geheimpolizei innerhalb dieses Systems der Staatssicherheitsjustiz und deren Folgen für die Häftlinge. Gleichzeitig kann zum ersten Mal der Umgang der Organisation Gehlen mit ihren verurteilten ehemaligen V-Leuten rekonstruiert werden. In Zusammenhang damit stehen Bemühungen westlich des Eisernen Vorhangs, zahlreiche ehemalige V-Leute bzw. die Angehörigen der Verhafteten zu versorgen und sich etwa im Falle des entführten Filialleiters Werner Haase im Rahmen des ersten deutsch-deutschen Agentenaustausches für die Freilassung Inhaftierter einzusetzen.

Abgeschlossen wird die Studie durch einen kurzen Ausblick auf die Jahre 1954/55, der die Konsequenzen für die Organisation Gehlen sowie die Bemühungen um Schadensbegrenzung den Auswirkungen auf die DDR-Spionage gegenüberstellt und damit das Diktum Gehlens überprüft, die Leistungsfähigkeit seines Dienstes sei damals kaum in Mitleidenschaft gezogen worden. Die Staatssicherheit sollte in den nächsten Jahren die aus ihrer Sicht erfolgreiche Strategie der »konzentrierten Schläge« unbeirrt fortführen. Im Januar und April 1954 schlossen sich kleinere Festnahmeaktionen mit den Codenamen »Anton« und »Rakete« an; im August und November 1954 folgten dann mit den Aktionen »Pfeil« und »Blitz« neue große Verhaftungswellen – weiter im Fokus, wenn auch nicht mehr so zentral: die Organisation Gehlen.

Quellenlage

Die entscheidenden Unterlagen beim BND waren bereits Anfang der 1960er-Jahre in einem derart »desolaten Zustand«, wie es in einer internen Untersuchung hieß, dass »eine realistische Rekonstruktion der tatsächlichen Vorgänge in der ersten Hälfte der Fünfzigerjahre vorzunehmen und die tatsächlichen Vorgänge, Zusammenhänge und Folgen bloßzulegen« kaum möglich erschien.25 Die pessimistische Einschätzung hat in Teilen auch noch heute ihre Gültigkeit. Grundsätzlich lassen sich mit den vorhandenen Unterlagen in erster Linie der Erkenntnishorizont der Pullacher Zentralstellen und die Entscheidungsprozesse auf der oberen Führungsebene nachvollziehen. Die Verhaftungen und Entführungen selbst betrafen Bereiche, deren Schriftgut vollständig vernichtet wurde. Der zentrale Untersuchungsvorgang zu den intern als »Pannen« bezeichneten Vorgängen im Herbst 1953 weist zudem bemerkenswerte Überlieferungslücken auf. Es deutet manches darauf hin, dass einige der damals Verantwortlichen bemüht waren, die während der Ermittlungen zutage geförderten Missstände in ihrem Zuständigkeitsbereich der Nachwelt vorzuenthalten. So ist auffällig, dass sich in den Unterlagen kaum Hinweise auf die Vorgänge in der Dienststelle des späteren BND-Vizepräsidenten Hans Worgitzky finden, obwohl diese ebenfalls von einem bedrohlichen Entführungsfall betroffen war.26 Ungeachtet solcher Eingriffe, die freilich den Überlieferungswert nicht grundsätzlich infrage stellen, bleibt das ungeordnete Ablagesystem des frühen Gehlen-Dienstes das Hauptproblem. Beispielhaft hierfür mag stehen, dass der zentrale Ermittlungsvorgang im BND-Archiv der UHK zunächst nicht zur Verfügung stand, dann aber durch Zufall in den Personalunterlagen Hans-Joachim Geyers aufgefunden wurde. Der Wert dieser Überlieferung ist erheblich, denn die Stellungnahmen und Rechenschaftsberichte der agentenführenden Einheiten geben unmittelbar Einblick in die Reaktionen an der Westberliner Spionagefront. Dieser Spur folgend, stellten sich die Personendossiers der betroffenen V-Leute und Mitarbeiter als wichtige Quelle an der Schnittstelle zwischen Zentrale und agentenführenden Einheiten heraus. Einblicke in die Entscheidungsprozesse und Diskussionen innerhalb der Pullacher Führung lieferten neben Gesprächsnotizen aus dem Stab Gehlens vor allem Handakten einzelner Akteure wie Conrad Kühlein, damals Leiter der Pullacher Nachrichtenbeschaffung, und Siegfried Graber, in dessen Zuständigkeitsbereich die Aufsicht über die DDR-Spionage fiel. Damit erlaubt das zur Verfügung stehende Quellenmaterial erstmals eine umfassende und tief gehende Beschreibung des Agierens des Gehlen-Dienstes im deutsch-deutschen Geheimdienstkrieg im Herbst 1953.

Weniger deutlich lässt sich die Rolle des amerikanischen Auslandsgeheimdienstes zeigen. Obwohl die CIA im Rahmen des Nazi War Crimes Disclosure Act zahlreiche Personen- und Sachdossiers freigegeben hat, fehlen bis heute Akten, welche die angesichts der massiven Propagandawelle sicherlich intensiven Diskussionen über den Gehlen-Dienst innerhalb der CIA nachvollziehbar machen. Die Lücke ließ sich in Teilen mit den amerikanischen Dossiers über einzelne Persönlichkeiten der Organisation Gehlen schließen. Vor allem aber ist die vom historischen Büro der CIA herausgegebene umfassende Quellenedition zur Frühgeschichte der amerikanisch-deutschen Geheimdienstbeziehungen zentral, vermitteln sie doch zumindest einen Einblick in die Diskussionsprozesse innerhalb des amerikanischen Sicherheitsapparates.27 Im Bundeskanzleramt wiederum entstanden im Herbst 1953 zwei umfangreiche Vorgänge über den Gehlen-Dienst, die sich direkt auf die Ostberliner Propagandakampagne beziehen. Hier wird deutlich, welches Echo die Enthüllungen in der westdeutschen Regierung fand, und nicht zuletzt, mit welchen Argumenten sich die Organisation Gehlen um Schadensbegrenzung bemühte.

Für diese Studie wurde im Archiv des BStU zunächst die Ablage der für Spionageabwehr zuständigen Hauptabteilung II (HA II) bzw. vor dem 1. Dezember 1953 Abteilung IV (Abt. IV) ausgewertet. Neben der Personalaktenablage lassen sich auf der Grundlage der Überlieferung der HA II Aufbau und Struktur der Spionageabwehr im MfS der frühen 1950er-Jahre nachvollziehen. Für die Untersuchung war jedoch der Fund des bislang unerforschten operativen Vorgangs »Soldaten« von zentraler Bedeutung. Hier ist die Abwehroperation der Staatssicherheit gegen die Filiale Hermann Polsters vollständig überliefert.28 Weitere operative Vorgänge gegen andere Westberliner Dienststellen des Pullacher Nachrichtendienstes wurden in die Untersuchung mit einbezogen. Hinzu kamen die sogenannten IM-Vorgänge der von der Staatssicherheit eingeschleusten Doppelagenten, in denen neben deren Berichten – teilweise im handschriftlichen Original – Einschätzungen ihrer Führungsoffiziere oder Quittungen abgelegt sind. Bestimmte Ereignisse oder Abläufe, die in den operativen Vorgangsakten verschleiert werden, lassen sich anhand der Akten der inoffiziellen Mitarbeiter (IM-Vorgang) aufdecken, wie später am Beispiel Geyers noch gezeigt werden wird.29 Wie oben erwähnt, ist das Schriftgut der nachgeordneten Dienststellen im Pullacher BND-Archiv vernichtet worden. Dem »Maulwurf« Geyer, der teils Originaldokumente, teils Kopien bzw. Fotografien nach Ostberlin schaffte, ist es letztlich zu verdanken, dass zumindest die Akten seiner Filiale in weiten Teilen überliefert sind. Im operativen Vorgang »Soldaten«, in Geyers IM-Vorgang, aber auch in der Ablage der HA II finden sich diese sogenannten Beutedokumente wie auch Dokumente aus der Dienststelle Werner Haases, die im Zuge seiner Entführung der Staatssicherheit in die Hände fielen.

Eine Herausforderung war die Recherche nach Unterlagen der Agitationsabteilung der Staatssicherheit für die groß angelegte Propagandakampagne, die der Verhaftungsaktion »Feuerwerk« auf dem Fuße folgte. Während für die nachfolgenden Aktionen der »konzentrierten Schläge« die Propagandastrategie anhand von Unterlagen nachvollziehbar ist, liegen für die Aktion »Feuerwerk« solche Dokumente nicht vor. In den Ablagen »Allgemeine Sachablage« (AS) »Sekretariat des Ministers« (SdM) und »Büro der Leitung« (BdL) fanden sich dennoch wichtige Materialien. Zusammen mit der Auswertung der überregionalen Tagespresse in der DDR – dazu gehörten die Zeitungen Neues Deutschland, Berliner Zeitung und Neue Zeit – sowie audiovisueller Medien ließ sich so die propagandistische Vorgehensweise rekonstruieren. Die überlieferten Dokumente des Schauprozesses gegen Werner Haase und weitere sechs Angeklagte vor dem Obersten Gericht (OG) der DDR – Prozessprotokoll, Urteil und Urteilsbegründung sowie der Schriftverkehr der beteiligten staatlichen Organe – dienten als Grundlage, um die propagandistische Instrumentalisierung der Gerichtsverhandlung nachzuzeichnen.

In den zahlreichen Untersuchungsvorgängen der Staatssicherheit gegen die verhafteten Personen der Aktion »Feuerwerk« sind sowohl die Untersuchungshaft samt den »Vernehmungsprotokollen« als auch die Verurteilung und die nachfolgende Haftzeit dokumentiert. Wenn auch in vielerlei Hinsicht mit Vorsicht zu beurteilen, so konnten anhand dieser Überlieferung die zentralen biografischen Daten für die einzelnen Personen erhoben und ausgewertet werden. Als Quelle sind die »Vernehmungsprotokolle« der Staatssicherheit dabei sicherlich am problematischsten. Gleichwohl bietet manch eines dieser Dokumente für umsichtige »Zwischen-den-Zeilen-Leser« wertvolle Informationen darüber, was Menschen in der Stasiuntersuchungshaft mitzuteilen bereit waren und was nicht, vor allem aber auch, was die Staatssicherheit wissen wollte und was nicht.

Die DDR-Staatssicherheit musste ihr Vorgehen nicht nur mit der SED-Führung, sondern auch mit dem sowjetischen Bruderorgan eng abstimmen. Allerdings schlägt sich dies kaum in den Akten der Ostberliner Führung nieder. Den überlieferten Protokollen nach zu urteilen, behandelte die Parteiführung der SED das Thema nicht. Dennoch bestätigen wenige Dokumente in den Nachlässen einzelner SED-Funktionäre, dass die Kampagne sehr wohl Gegenstand von Beratungen war. Leider konnten keine Unterlagen der sowjetischen Führung wie auch ihres Geheimdienstes verwendet werden, da jegliche Versuche, Akteneinsicht zu erhalten, ins Leere liefen.

Eine besondere historische Quelle ist die Tonaufnahme des Schauprozesses im Dezember 1953 vor dem Obersten Gericht der DDR. Mit Erscheinen dieses Bandes wird sie auf der Homepage des Bundesbeauftragten für die Stasiunterlagen in voller Länge erstmals zugänglich gemacht. (www.bstu.de/gehlen-prozess-1953). Der Mitschnitt fand sich in der Tonablage der Hauptabteilung IX im Archiv des BStU.30 Die Aufnahme stammt höchstwahrscheinlich vom DDR-Rundfunk. Dort wurde der Prozess in Ausschnitten übertragen, um die Propagandakampagne gegen die Organisation Gehlen medial zu flankieren. Die Staatssicherheit reservierte sich eine Kopie, die – wie auch andere Tonaufnahmen von Schau- und Geheimprozessen – für Schulungszwecke oder auch für die interne Selbstdarstellung genutzt wurden. Die Aufnahme vermittelt einen authentischen Eindruck von der Inszenierung des Prozesses, weit mehr als dies das ebenfalls überlieferte schriftliche Protokoll der Gerichtsverhandlung vermag.31 Die Aufnahme ist vollständig; nur an wenigen Stellen wurden Abbrüche und Wiederholungen geschnitten. Rechtlich problematische Namens- oder Adressnennungen wurden anonymisiert.

Das in den Akten der Geheimdienste aufscheinende Bestreben, Entscheidungsprozesse und Akteure eher zu verschleiern als offenzulegen, geht insbesondere bei der Organisation Gehlen mit der inflationären Verwendung verschiedenster Deck- und Tarnbezeichnungen einher. Um dem Leser dieses unerfreuliche Verwirrspiel zu ersparen, werden hauptamtlich Beschäftigte der Organisation Gehlen wie auch der Staatssicherheit mit ihrer bürgerlichen Identität genannt. Bei den von der Verhaftungswelle betroffenen Personen galt es hingegen, zwischen dem Schutz der Persönlichkeitsrechte und dem Wunsch nach historischer Aufklärung genau abzuwägen. In jenen Fällen, in denen Betroffene in der einschlägigen Literatur bereits genannt oder durch die SED-Propaganda bzw. die Pullacher Gegenoffensive in den Medien bloßgestellt wurden, verwendet die Studie die bürgerlichen Namen. Wenn die Namensnennung aus rechtlichen Gründen unzulässig ist, sind Personen mit einem Pseudonym versehen, das durch * gekennzeichnet ist.

Danksagung

Das vorliegende Buch ist aus einem Kooperationsprojekt der »Unabhängigen Historikerkommission zur Erforschung der Geschichte des Bundesnachrichtendienstes« und der Forschungsabteilung des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (BStU) entstanden. Es war eine große Herausforderung und eine einmalige Chance, ein solches Buch, das auf der Überlieferung bzw. Gegenüberlieferung zweier Geheimdienste basiert, zu verfassen. Zu dritt eine Monografie zu schreiben ist kein einfaches Unterfangen, umso mehr freuen wir uns, dass es uns gelungen ist. Zahlreiche Kolleginnen und Kollegen standen uns mit ihrer Expertise zur Seite. Dafür danken wir herzlich: Jutta Braun, deren Forschungen zur Pressearbeit des Gehlen-Dienstes und zum Austausch von Werner Haase in Teilen Eingang in dieses Buch fanden, Roger Engelmann, Thomas Wolf und Gerhard Sälter. Darüber hinaus sind wir den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Archive von BStU und BND für ihre Unterstützung zu Dank verpflichtet.

Berlin im August 2016

Ronny Heidenreich, Daniela Münkel, Elke Stadelmann-Wenz

1 Reinhard Gehlen: Der Dienst, München 1971, S. 190–208.

2 Ebd., S. 205.

3 E. H. Cookridge: Gehlen: Spy of the Century, New York 1971.

4 Silke Schumann: Parteierziehung in der Geheimpolizei. Zur Rolle der SED im MfS der fünfziger Jahre, Berlin 1997, S. 37; Karl Wilhelm Fricke und Roger Engelmann: »Konzentrierte Schläge«. Staatssicherheitsaktionen und politische Prozesse in der DDR 1953–1956, Berlin 1998, S. 99.

5 Christoph Kleßmann: Zwei Staaten, eine Nation. Deutsche Geschichte 1955–1970, Bonn 21997.

6 Eric Hobsbawm: Das Zeitalter der Extreme. Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts, München 1995, S. 285.

7 Zum Kontext Jost Dülffer: Europa im Ost-West-Konflikt 1945–1990, München 2004, S. 21–27; Gerhard Wettig: Sowjetische Deutschlandpolitik 1953–1958. Korrekturen am Erbe Stalins, Chruschtschows Aufstieg und der Weg zum Berlin-Ultimatum, München 2011, S. 25–37.

8 Der Begriff bezeichnet die von der Kreml-Führung geforderten und vom Politbüro der SED am 9. Juni 1953 festgelegten Maßnahmen, die den 1952 beschlossenen forcierten Aufbau des Sozialismus bremsen sollten.

9 Hobsbawm, Zeitalter der Extreme, S. 288–289.

10 Einen Überblick über den Forschungsstand und die Schwerpunkte bietet Lukasz Kaminski, Krzystof Persak und Jens Gieseke (Hg.): Handbuch der kommunistischen Geheimdienste in Osteuropa, 1944–1991, Göttingen 2009.

11 Fricke/Engelmann, »Konzentrierte Schläge«.

12 Hierauf wird an entsprechender Stelle verwiesen.

13 Susanne Muhle: Auftrag: Menschenraub. Entführungen von Westberlinern und Bundesbürgern durch das Ministerium für Staatssicherheit der DDR, Göttingen 2015.

14 Zu nennen ist hier vor allem das von der Forschungsabteilung des Bundesbeauftragten herausgegebene, mehrbändige Handbuch »Anatomie der Staatssicherheit« zu Geschichte, Struktur und Methode der DDR-Geheimpolizei, Berlin 1994 ff.; Roger Engelmann et al. (Hg.): Das MfS-Lexikon. Begriffe, Personen und Strukturen der Staatssicherheit der DDR, Berlin 22012; Jens Gieseke: Die hauptamtlichen Mitarbeiter der Staatssicherheit. Personalstruktur und Lebenswelt 1950–1989/90, Berlin 2000.

15 Vergleichende Untersuchungen fehlen bislang. Eine Ausnahme ist der auf Grundlage von CIA-Akten geschriebene populärwissenschaftliche Band von George Bailey, Sergej Kondrashev und David Murphy: Battleground Berlin. CIA vs. KGB in the Cold War, New Haven 1997 (deutsch: Die unsichtbare Front. Der Krieg der Geheimdienste im geteilten Berlin, Berlin 1997). Versuche, sich diesem Thema auf Grundlage von östlichen Geheimdienstunterlagen zu nähern, finden sich bei Paul Maddrell: Im Fadenkreuz der Stasi. Westliche Spionage in der DDR. Die Akten der Hauptabteilung IX; Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 61 (2013) 2, S. 141–171.

16 Die Geschichte der Organisation Gehlen und des BND 1945–1968. Umrisse und Einblicke. Dokumentation der Tagung am 2. Dezember 2013, hg. von der Unabhängigen Historikerkommission zur Erforschung der Geschichte des Bundesnachrichtendienstes, Marburg 2014; Agilolf Keßelring: Die Organisation Gehlen und die Verteidigung Westdeutschlands. Alte Elitedivisionen und neue Militärstrukturen, 1949–1953, Marburg 2014; Andreas Hilger und Armin Müller: »Das ist kein Gerücht, sondern echt«. Der BND und der Prager Frühling 1968, Marburg 2014; Christoph Rass: Das Sozialprofil des Bundesnachrichtendienstes von den Anfängen bis 1968, Berlin 2016; Gerhard Sälter: Phantome des Kalten Krieges. Die Organisation Gehlen und die Wiederbelebung des Gestapo-Feindbildes »Rote Kapelle«, Berlin 2016; Sabrina Nowack: Sicherheitsrisiko NS-Belastung. Personalüberprüfungen im Bundesnachrichtendienst in den 1960er Jahren, Berlin 2016.

17 Jens Wegener: Die Organisation Gehlen und die USA. Deutsch-amerikanische Geheimdienstbeziehungen, 1945–1949, Münster 2008; Richard Breitman et al. (Hg.): U.S. Intelligence and the Nazis, Washington 2005; Wolfgang Krieger: German-American Intelligence Relations, 1945–1956. New Evidence on the Origins of the BND; Diplomacy & Statecraft 22 (2011) 1, S. 28–43; Wolfgang Krieger: »Dr.Schneider« und der BND; in: Geheimdienste in der Weltgeschichte. Spionage und verdeckte Aktionen von der Antike zur Gegenwart, hg. von Wolfgang Krieger, München 2003, S. 230–247.

18 Matthias Uhl und Armin Wagner: BND contra Sowjetarmee. Westdeutsche Militärspionage in der DDR, Berlin 2007; Ronny Heidenreich: Die Organisation Gehlen und der Volksaufstand am 17. Juni 1953, Marburg 2013.

19 Die Arbeit von Hermann Zolling und Heinz Höhne: Pullach intern. General Gehlen und die Geschichte des Bundesnachrichtendienstes, Hamburg 1971, galt lange Zeit als Referenzwerk zur Frühgeschichte des BND, das gleichsam – wie jüngste Forschungen zeigen – mit Unterstützung des BND entstand. Dazu Jost Dülffer: Pullach intern. Innenpolitischer Umbruch, Geschichtspolitik des BND und »Der Spiegel«, Marburg 2015. Auf Zolling und Höhne und anderen aufbauend, allerdings ohne neue Ergebnisse: Peter F. Mueller und Michael Müller: Gegen Freund und Feind. Der BND, geheime Politik und schmutzige Geschäfte, Hamburg 2002.

20 Julius Mader: Die graue Hand. Eine Abrechnung mit dem Bonner Geheimdienst, Berlin (DDR) 1960; Albrecht Charisius Mader und Julius Mader: Nicht länger geheim. Entwicklung, System und Arbeitsweise des imperialistischen Geheimdienstes, Berlin (DDR) 1969. In diesem Zusammenhang ist auch der im Auftrag des KGB erschienene Band von Heinz Felfe zu nennen. Heinz Felfe: Im Dienste des Gegners. 10 Jahre Moskaus Mann im BND, Hamburg 1986. In dieser Traditionslinie steht auch die Erinnerungsliteratur ehemaliger MfS-Mitarbeiter nach 1989. Helmut Wagner: Schöne Grüße aus Pullach. Operationen des BND gegen die DDR, Berlin 2000; Reinhard Grimmer et al.: Die Sicherheit. Zur Abwehrarbeit des MfS, 2 Bde., Berlin 2003.

21 Oskar Reile: Der deutsche Geheimdienst im II. Weltkrieg. Westfront. Der Kampf der Abwehr im westlichen Operationsgebiet, in England und Nordafrika, Augsburg 1990, S. 387–402. Eher in Richtung der von Gehlen vertretenen These eines Propagandakrieges geht Hans-Hennig Crome: The »Organisation Gehlen« as Pre-History of the Bundesnachrichtendienst; Journal of Intelligence History 7 (2012) 1, S. 31–39.

22 James Critchfield: Auftrag Pullach. Die Organisation Gehlen 1948–1956, Hamburg 2005; Mary Ellen Reese: Organisation Gehlen. Der Kalte Krieg und der Aufbau des deutschen Geheimdienstes, Berlin 1992. Beide Autoren behandeln den Fall Felfe unter dem Blickwinkel der Beschäftigung ehemaliger nationalsozialistischer Funktionsträger in der Organisation Gehlen. In diesem Kontext finden sich auch Einschätzungen zu den Zwischenfällen Ende 1953 bei Timothy Naftali: Reinhard Gehlen and the United States; in: U.S. Intelligence, hg. von Breitman et al., S. 375–418.

23 Speziell zur Spionageabwehr des MfS gibt es bislang kaum Forschung. Zu Struktur und Personal Hanna Labrenz-Weiß: Die Hauptabteilung II. Spionageabwehr (MfS-Handbuch, Teil III/7), Berlin 1998.

24 Zolling/Höhne, Pullach intern; Mueller/Müller, Gegen Freund und Feind; Höhne, Krieg im Dunkeln; Fricke/Engelmann, »Konzentrierte Schläge«, S. 120–121; Muhle, Menschenraub, S. 114–115.

25 Dr. Herder an Pr, Pullach intern, 9. 11. 1972, S. 62, BND-Archiv, Nachlass 1, Bd. 61.

26 Ein Jahr nachdem Worgitzky in die Pullacher Zentrale gekommen war, wurden die sogenannten Pannenunterlagen bereinigt. Die nachweisbare Vernichtung betrifft ausschließlich Duplikate aus anderen Dienststellen. Es ist zu vermuten, dass bei dieser Gelegenheit auch alle aus Worgitzkys Bereich stammenden Unterlagen entfernt wurden, da keine von seiner Dienststelle angeforderten Berichte erhalten sind. Dazu beispielsweise Vernichtungsvermerk auf 70 an GV G, Deutschlandsender, 18. 12. 1953, BND-Archiv, 22633.

27 Forging an Intelligence Partnership. CIA and the Origins of the BND 1949–56, hg. von Kevin C. Ruffner, 2 Bde., o. O. 2006.

28 Gruppenvorgang »Soldaten«, 20/53, BStU, MfS, AOP, Nr. 111/54.

29 Der IM-Vorgang zu Hans-Joachim Geyer in: BStU, MfS, AIM, Nr. 11553/87.

30 Die Tonaufnahme wurde auf 13 Bändern archiviert, BStU, MfS, HA IX, Tb, Nr. 3255–3267.

31 Zur Gerichtsverhandlung ausführlich Kapitel IV.2.

I. Organisation Gehlen und Staatssicherheit in den 1950er-Jahren

1. Die Organisation Gehlen in der DDR

Die Anfänge des Bundesnachrichtendienstes reichen bis in das Jahr 1945 zurück. Unter Aufsicht der US Army begann wenige Monate nach Kriegsende der Aufbau eines Spionagenetzwerkes, dessen Hauptbetätigungsfeld von Beginn an die damalige Sowjetische Besatzungszone Deutschlands war. Der unter Führung des ehemaligen Abwehroffiziers Hermann Baun aufgebaute Nachrichtensammelapparat trug zunächst die Bezeichnung »Operation Rusty«. Erst im Sommer 1946 kehrte der vormalige Wehrmachtsgeneral und Leiter der Abteilung Fremde Heere Ost, Reinhard Gehlen, aus den USA zurück. Dem späteren BND-Präsidenten gelang es nur mit Mühe, die Operation »Rusty« sukzessive unter seine Kontrolle zu bringen. Wenige Monate vor Gründung der DDR übernahm der amerikanische Auslandsnachrichtendienst CIA im Sommer 1949 die Aufsicht über dieses Gebilde, für das sich der Begriff Organisation Gehlen durchsetzte.1 Auch wenn die Bezeichnungen wechselten, blieb eine Aufgabe bestehen: Die Vorläuferorganisation des Bundesnachrichtendienstes war Teil eines Netzwerkes amerikanisch finanzierter Nachrichtendienste im Nachkriegsdeutschland, welche die westliche Allianz mit Informationen über die Entwicklung hinter dem Eisernen Vorhang versorgen sollte.2

Spionage und Kriegsvorbereitungen

Die Bedeutung der von Pullach aus betriebenen DDR-Spionage steigerte sich mit Ausbruch des Koreakrieges im Juni 1950. In der amerikanischen Administration mehrten sich die Befürchtungen, die Sowjetunion könne zu einem Angriff in Europa übergehen.3 Die CIA versuchte der neuen Bedrohungslage durch eine Intensivierung der Spionagetätigkeit vor allem in der DDR zu begegnen. Für den Gehlen-Dienst wurde im Sommer 1950 das »Jupiter«-Programm entwickelt. Es sollte die Pullacher Aufklärung in die Lage versetzen, das gegnerische Militärpotenzial in Ostdeutschland flächendeckend zu beobachten, den Informationsfluss in den Westen zu beschleunigen und auch unter Kriegsbedingungen zu gewährleisten.4

Der an die Organisation Gehlen erteilte Auftrag umfasste nicht nur die Beobachtung von Standorten, Belegungsstärken und Ausrüstung der in Ostdeutschland stationierten sowjetischen Truppen und der im Aufbau befindlichen Volkspolizei. Ebenso bedeutsam war die Frage, auf welchen Land- und Wasserwegen die Truppen versorgt und verlegt werden konnten. Die von den amerikanischen Auftraggebern gewünschte intensive Überwachung der Infrastruktur, insbesondere der Reichsbahn, galt als wichtiger Indikator für Mobilmachungsmaßnahmen der Gegenseite.5 Von Bedeutung waren ebenfalls Angaben darüber, inwiefern die durch Kriegszerstörungen und Demontagen geschwächte ostdeutsche Industrie in der Lage war, die sowjetischen Truppen mit Rüstungs- und Versorgungsgütern zu beliefern. Hier stand insbesondere die rüstungswirtschaftlich relevante Schwerindustrie im Vordergrund. Nicht zuletzt erhoffte sich der amerikanische Sicherheitsapparat von der Organisation Gehlen Einblicke in die politischen Entscheidungsinstanzen der DDR und damit Hinweise auf Absichten und Pläne der Gegenseite.6