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Das Paper-Protokoll

Eine systematische Schreibanleitung für biomedizinische Originalartikel

DER AUTOR: Stefan Lang ist promovierter Biologe. Nach einer mehr als zehnjährigen Forschungstätigkeit machte er sich 2007 als SCIENTIFIC & MEDICAL WRITER und Schreibtrainer selbstständig. Seitdem schreibt er hauptberuflich für Pharma- und Medizintechnikunternehmen und akademische Forschungseinrichtungen. Seine Schwerpunkte: biomedizinische Originalartikel, Reviews, Gutachten und Forschungsanträge. Als Schreibtrainer leitet er außerdem zahlreiche Scientific-Writing-Workshops (weitere Infos: www.scientific-medical-writing.de). Aus der Summe seiner Erfahrungen entwickelte Stefan Lang den strukturierten Schreibprozess. Er ist die Grundlage dieses Buches.

ÜBER DIESES BUCH: Wenn Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen ihre Experimente und Studien durchführen, folgen sie genauen Versuchs- und Studienprotokollen. Gibt es auch ein Schreibprotokoll, das ihnen hilft, die Forschungsergebnisse anschließend zu Papier zu bringen? Ja, DAS PAPER-PROTOKOLL EINE SYSTEMATISCHE SCHREIBANLEITUNG FÜR BIOMEDIZINISCHE ORIGINALARTIKEL strukturiert den Schreibprozess in einzelne Phasen und beschreibt alle notwendigen Arbeitsschritte klar und umfassend. Das Paper-Protokoll zeigt, wie Texte entstehen, die nicht nur die Gutachter, sondern auch die Leser der biomedizinischen Fachjournale überzeugen (Infos zum Buch: www.forschen-schreiben-publizieren.de).

Stefan Lang

Das Paper-Protokoll

Eine systematische Schreibanleitung für biomedizinische Originalartikel

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Der Autor hat den Text dieses Buches sorgfältig erarbeitet. Fehler können dennoch nicht ausgeschlossen werden. Eine Haftung des Autors, gleich aus welchem Rechtsgrund, ist ausgeschlossen.

© 2016 Dr. Stefan Lang (www.forschen-schreiben-publizieren.de)

BUCHCOVER-GESTALTUNG: Sabine Remolt (www.schech-design.de)

FOTO BUCHCOVER: Dna molecule ©Sergey Nivens (fotolia.com [#89217661])

ICONS BUCHCOVER: Education icons ©Nikolai Titov (fotolia.com [#75626372])

ILLUSTRATIONEN BUCHINNENTEIL:: ©Dr. Stefan Lang

VERLAG: tredition GmbH, Hamburg

ISBN Paperback: 978-3-7345-4167-4

ISBN Hardcover: 978-3-7345-4168-1

ISBN e-Book: 978-3-7345-4169-8

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung. Das gilt auch für die Entnahme einzelner Abbildungen und bei auszugsweiser Verwendung des Textes.

Inhalt

Vorwort: das erste Research Paper

So nicht: Schreiben in Korrekturschleifen

Schreiben nach Protokoll

Über das strukturierte Schreiben

Lineares oder strukturiertes Schreiben?

Die vier Phasen des strukturierten Schreibens

Strukturiert Schreiben: effektives Arbeiten, klare Texte

Schreibphasen und Arbeitsschritte im Überblick

Phase 1: Konzept & Abstract

Der Beginn des Schreibprozesses

Erste Weichenstellungen: drei Paper-Kategorien

Die Grundstruktur des Abstracts

Das Hypothesen-Paper

Das deskriptive Paper

Das Methoden-Paper

Die Eckpunkte des Hypothesen-Abstracts

Die Eckpunkte des deskriptiven Abstracts

Die Eckpunkte des Methoden-Abstracts

Praxis-Tipp: ein schlüssiges Konzept in sieben Schritten

Protokoll der Phase 1

Phase 2: Outline

Gliederungstechniken

Die drei Aufgaben einer Gliederung

Stellvertretersätze im ‚Sentence Outline‘

Introduction, Methods, Results and Discussion

Die Gliederung der Introduction

Die Eckpunkte der Einleitung

Interesse wecken im ‚General Topic‘

Voraussetzungen schaffen im ‚Known‘

Zielgerichtet zur Fragestellung (‚Unknown‘–‚Question‘)

Aufbau der Introduction: Beispiel Hypothesen-Paper

Mit dem Outline arbeiten: Fakten sammeln, Quellen notieren

Von der Gliederung zum Text

Aufbau der Einleitung: deskriptive und methodische Paper

Die Gliederung von Material & Methods

Funktion von Material & Methoden

Aufbau von Material & Methoden

Gliederungstechniken in Material & Methoden

Mit dem Outline arbeiten: Material

Mit dem Outline arbeiten: Methoden

Von der Gliederung zum Text

Die Gliederung der Results

Die Didaktik der Ergebnisse

Stellvertretersätze im Outline des Ergebnisteils

Frage–Antwort

Ziel & Übersicht

Ergebnis

Mit dem Outline arbeiten: Abbildungen und Tabellen

Ergebnisse sind mehr als Daten

Die Gliederung der Discussion

Dreiteilung der Diskussion

Der Anfang der Diskussion: Kernbotschaft & Schlüsselergebnisse

Die Mitte der Diskussion: Beweisführung, Literatur, Limitationen

Das Ende der Diskussion: Take-home-message und Ausblick

Mit dem Outline arbeiten: Planung der Diskussion

Sonderfall: ‚Results & Discussion‘ versus ‚Conclusion‘

Praxis-Tipp: fünf einfache Fragen zur Outline-Kontrolle

Protokoll der Phase 2

Phase 3: Rohfassung

Absatzweises Schreiben

Der Beginn eines Absatzes: Topic Sentence

Topic Sentence – das Thema eines Absatzes

Der Topic Sentence im Schreibprozess

Absatzstrukturen

Einfache Absatzstrukturen

Komplexe Absatzstrukturen: Results

Komplexe Absatzstrukturen: Introduction und Discussion

Der Flow im Absatz: Satzanfänge

Vier Möglichkeiten einen Satz zu beginnen

Wörter mit Signalwirkung

Transition Words

Bekannte Informationen am Satzanfang

Das Thema einer Information an den Satzanfang

Satzanfänge im Schreibprozess

Die Rohfassung ausformulieren

Einfach und direkt

Wortwahl

Satzbau

Zeiten

Grundsätzliches im Überblick

Die Schreibweise von Zahlen

Abkürzungen

Richtiges Zitieren

Titel und Legenden

Titel

Legenden

Praxis-Tipp: wie ein Absatz entsteht

Protokoll der Phase 3

Phase 4: Überarbeitung

Schritte der Überarbeitung

Wissenschaftliche Sprachnormen

Accuracy

Brevity

Clarity

Häufige Stilsünden

Der Lesefluss im Research Paper

Nominalstil – bitte keine Beamtensprache

Passiv – ein Stilproblem?

Dekorative Worte

In der Kürze … (Hilfe, mein Abstract ist zu lang!)

Schlusskorrektur: Rechtschreibung und Formales

Schlusskorrektur

Inhaltliche Korrektur

Technische Korrektur

Manuelles Korrekturlesen

Praxis-Tipp: strukturiertes Überarbeiten

Protokoll der Phase 4

Chancen und Tipps

Der strukturierte Schreibprozess als Chance

Praxis-Tipps

Der eigene Anspruch

Die Schreibsituation

Das Schreibprotokoll

Glossar

Anhang

Häufige Verben

Umständlich oder prägnant

Satzzeichen

Vorwort: das erste Research Paper

So nicht: Schreiben in Korrekturschleifen

Ein RESEARCH PAPER zu veröffentlichen, sollte eine positive Erfahrung sein. Jede Publikation sollte das, egal ob es sich um einen deutschsprachigen Originalartikel, ein englischsprachiges Research Paper, einen Case Report oder eine Übersichtsarbeit handelt. Denn ein Paper ist der krönende Abschluss eines Forschungsprojektes, in das viel Zeit, Arbeit, Energie und Herzblut geflossen sind. Publikationen sind die Früchte der wissenschaftlichen Arbeit, die Währung, nach der sich der Erfolg eines Wissenschaftlers oder einer Wissenschaftlerin bemisst.

Mein erstes Research Paper war keine schöne Erfahrung. Das lag nicht an den Forschungsergebnissen, die ich im Rahmen meiner Doktorarbeit als Originalartikel veröffentlichen wollte. Meine Ergebnisse waren durchaus in Ordnung. Nein, es lag an dem Entstehungsprozess meines Manuskripts. Langwierig und zäh war er, geprägt von zahllosen Korrekturschleifen und Überarbeitungsrunden. Mein erstes Research Paper – es hätte mein Ritterschlag zum Wissenschaftler werden sollen. Stattdessen kostete es mich den letzten Nerv.

Ich kann mich noch gut erinnern, als mein Chef damals zu mir ins Labor kam und verkündete: „So, jetzt hast du genügend Daten, jetzt kannst du dein Paper schreiben.“ Also fing ich an, in mühevoller Kleinarbeit ein vollständiges Manuskript zu verfassen – zwischen meinen Experimenten, während der verschiedenen Zentrifugations- und Inkubationsschritte und immer öfter auch in den Abendstunden. Satz für Satz kämpfte ich mich dem Ende entgegen. Ich feilte an Formulierungen und legte Wörter auf die Goldwaage. Oftmals revidierte ich das Geschriebene sofort wieder, indem ich einzelne Begriffe ersetzte, Sätze umstellte und ganze Passagen verschob oder löschte. Als ich nach wochenlanger Arbeit endlich fertig war, dachte ich, ich hätte es geschafft. Weit gefehlt.

Denn was nun folgte, waren zahllose Korrekturrunden. Während der ersten Runde markierte mein Chef Rechtschreib- und Kommafehler und schlug stilistische Änderungen vor. Während der zweiten Runde veränderten wir den Aufbau des Ergebnisteils, nahmen einige Experimente heraus und fügten andere hinzu. Entsprechend musste ich während der dritten Überarbeitungsrunde den Abschnitt Material und Methoden anpassen, um dann, während der vierten Runde, festzustellen, dass die ursprünglich formulierte Zielsetzung meiner Arbeit nicht mehr so recht zu den Experimenten passte. Ich formulierte daher eine neue Fragestellung und überarbeitete entsprechend zuerst die Argumentation der Einleitung, später die der Diskussion. Wieder feilte ich an Formulierungen, legte Wörter auf die Goldwaage, schrieb und löschte und schrieb.

Weitere Korrekturschleifen kamen hinzu, da sich auch meine Koautoren an der Entstehung des Manuskripts beteiligen wollten. Sprache, Stil und Argumentation – alles stand erneut auf dem Prüfstand. Nachdem wir unser Manuskript endlich bei einem Fachjournal eingereicht hatten, schickten es die Gutachter des Journals zurück: Sie verlangten einige MINOR REVISIONS, wollten also, dass wir den Text inhaltlich und stilistisch änderten. Eine neue Korrekturrunde begann und noch eine und noch eine.

Es verging eine sehr lange Zeit, vielleicht 30 Wochen, bis unser Paper endlich zur Veröffentlichung angenommen war. Doch als es endlich soweit war, mochte ich mich nicht so recht darüber freuen. Ich fragte mich: „Warum war die ganze Geschichte so langwierig gewesen? Warum ist der wissenschaftliche Schreibprozess so zäh und uneffektiv?“ Heute weiß ich: Es lag an meinem ungeplanten und unstrukturierten Vorgehen. Es lag an dem Versuch, aus einem vollständig ausformulierten Manuskript durch nachträgliche Korrekturrunden und zahlreiche inhaltliche, argumentative und stilistische Änderungen ein gutes Research Paper zu machen.

Doch warum schreiben wir Wissenschaftler oft so ungeplant und unstrukturiert? Sind wir es nicht gewohnt, uns exakt an Versuchs- und Studienprotokolle zu halten, die eine genaue Abfolge definierter Arbeitsschritte vorschreiben? Arbeiten wir sonst nicht systematisch und Schritt für Schritt? Selbst bei so simplen Methoden wie der Isolierung von Plasmid-DNA würden wir uns an unser Protokoll halten und zum Beispiel die Ethanol-Präzipitation nicht vor der Zell-Lyse durchführen. Warum also gibt es für jede Labortätigkeit ein genaues Protokoll, nicht aber für das Schreiben eines Research Papers?

Mein erstes Paper war zwar keine schöne Erfahrung gewesen, doch etwas Gutes hatte es: Aus meiner Unzufriedenheit mit dem wissenschaftlichen Schreibprozess entstand mein Interesse für das wissenschaftliche Schreiben. Ich begann, Schreibratgeberliteratur zu studieren und mich in verschiedenen Workshops und Schreibkursen weiterzubilden. Vor allem sammelte ich Erfahrungen: Ich schrieb meine Doktorarbeit, weitere Originalartikel, Reviews und Forschungsanträge.

Im Lauf der Zeit entwickelte ich schließlich ein Schreibprotokoll. Mein Schreibprotokoll unterteilt den Schreibprozess in eine definierte Abfolge einzelner Arbeitsschritte. Es hilft mir, eine wissenschaftliche Argumentation zu entwickeln, es sagt mir, auf welche Stellen es besonders ankommt, und es unterstützt die Zusammenarbeit mit meinen Koautoren. Seit ich „nach Protokoll“ schreibe, macht mir die Arbeit an einem Manuskript wieder Spaß − so viel Spaß, dass ich eines Tages beschloss, das Schreiben zu meinem Beruf zu machen. Heute arbeite ich als selbstständiger Scientific & Medical Writer.

Schreiben nach Protokoll

Ich brauche heute nicht mehr viele Wochen, um das Manuskript eines Originalartikels zu verfassen. Je nach Thema und Umfang der Forschungsergebnisse sind es 30 bis 100 Stunden. Denn meine Manuskripte entstehen heute nicht mehr in einem unstrukturierten und zähen Kampf mit Sätzen und Worten, sondern in einer definierten Folge einzelner Planungsschritte und Schreibphasen. Das Ergebnis jedes einzelnen Arbeitsschrittes kann ich separat kontrollieren und mit meinen Koautoren besprechen. Die entscheidenden Weichen stelle ich also bereits früh im Schreibprozess und nicht erst, nachdem ich das Manuskript vollständig ausformuliert habe. All das macht meine Arbeit an einem Research Paper effektiver. Die Summe der Planungsschritte, Schreibphasen und Kontrollpunkte nenne ich heute den strukturierten Schreibprozess. Und die Anleitung, also das Protokoll zum strukturierten Schreiben eines Research Papers ist der Inhalt dieses Buches.

In den Kapiteln zu den einzelnen Schreibphasen beschreibe ich anhand zahlreicher Textbeispiele die verschiedenen Arbeitsschritte und fasse sie jeweils am Ende in einem kurzen Protokoll zusammen. Meine Anleitung lässt sich auf alle Research Paper der grundlagenorientierten, klinischen und industriellen Forschung anwenden. Sie können es aber auch für Ihre Bachelor-, Master-, Diplom- oder Doktorarbeit nutzen.

Kernthema dieses Buches ist die Arbeit am Text. Es geht also primär um die Frage, wie man eine wissenschaftliche Argumentation entwickelt und in einem verständlichen und überzeugenden Text festhält. Zusätzliche Tätigkeiten, die neben der reinen Textarbeit anfallen, kann dieses Buch nur am Rande behandeln: Es ist weder ein Statistiklehrbuch noch eine Anleitung zur grafischen Gestaltung von Abbildungen. Es behandelt zwar einige Besonderheiten des Wissenschaftsenglisch, ersetzt aber keinen Sprachkurs. Natürlich ist dieses Buch auch kein Lehrbuch der Medizin oder Biologie. Das heißt: Die Textbeispiele, die ich verwende, sollen ausschließlich bestimmte sprachliche Sachverhalte verdeutlichen. Sie könnten zwar so oder so ähnlich in einem Research Paper gestanden haben, doch sie erheben keinen Anspruch auf inhaltliche Richtigkeit und besitzen keinerlei wissenschaftliche oder medizinische Gültigkeit.

An vielen Stellen verwende ich englische Begriffe wie OUTLINE, TOPIC SENTENCE oder WORD COUNT. Diese Begriffe stammen aus der angelsächsischen Schreibratgeberliteratur oder den Autorenhinweisen der Fachjournale. Ich verwende solche Begriffe als Fachwörter – und nicht, weil ich etwa ein Freund von Anglizismen wäre. Denn bei einigen dieser Fachwörter weicht die deutsche Übersetzung von der Bedeutung des englischen Begriffes ab, bei anderen gibt es keine adäquate Übersetzung. So ist mit QUESTION nicht eine Frage im Allgemeinen gemeint, sondern die ob-Frage eines Research Papers, in dem eine Hypothese getestet wird. Um Missverständnisse zu vermeiden, habe ich die wichtigsten Begriffe in einem Glossar am Ende des Buches kurz erklärt.

Dieses Buch ist ein Schreibprotokoll, eine praktische Anleitung zum Schreiben eines Originalartikels aus den Bereichen Medizin, Biologie, Life Science. Gerade jungen Wissenschaftlern, Doktoranden und Postdocs wird es eine wertvolle Hilfe sein. Und auch alte Hasen werden nützliche Tipps erfahren, die ihren Schreibprozess beflügeln können.

Über das strukturierte Schreiben

Lineares oder strukturiertes Schreiben?