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Pete Hackett

Jugurtha, die Geißel Roms #3

Der Aufstieg Jugurthas





BookRix GmbH & Co. KG
80331 München

Jugurtha, die Geißel Roms

Historisches Serial - Episode 3

von Pete Hackett

 

Der Umfang dieses Buchs entspricht 47 Taschenbuchseiten.

 

 

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Episode 3: Der Aufstieg Jugurthas

Wir befanden uns innerhalb der Mauern von Numantia, der letzten Hochburg des keltiberischen Aufstandes gegen das Imperium Romanum, und obwohl man uns das Haupttor geöffnet hatte, mussten wir kämpfen. Ein harter Kern um Avarus, den Feldherrn der Keltiberer, war nicht bereit gewesen, sich uns auszuliefern.

Heiß umkämpft war die Residenz Avarus’. Auf dem großen, freien Platz davor, es handelte sich um eine Art Forum, schlugen und stachen sich römische Legionäre und keltische Krieger gegenseitig nieder. Das Blut floss in Strömen.

Rund um das Forum herum brannten die Häuser, staute sich in den Straßen und Gassen der dichte Qualm von den Bränden, wurde verwundet und getötet. Männer brüllten, Verwundete stöhnten und röchelten, Schritte trampelten, die Schwerter klirrten.

Wir – die numidische Reiterei – waren nach zehn Hundertschaften von Legionären in die Stadt eingedrungen, um ihnen den Rücken freizuhalten. Und nun befanden wir uns mitten im Kampfgetümmel.

Ich schwang das Krummschwert, trieb mein Pferd hin und her und die Klinge triefte bereits vom Blut keltiberischer Krieger. Immer wieder hielt ich Ausschau nach Jugurtha, unserem Anführer. Manchmal verlor ich ihn aus den Augen, doch dann geriet er wieder in mein Blickfeld und ich sah ihn mit verzerrtem Gesicht und einer fanatischen Glut in den Augen die Feinde niedermetzeln.

Doch nun rammte ein Keltiberer Jugurthas Pferd eine Lanze in den Leib. Das Tier brach wiehernd zusammen und Jugurtha hatte Mühe, nicht von dem schweren Tierleib begraben zu werden. Er kam geschickt auf die Beine und wurde sofort von drei Gegnern attackiert.

Ich trieb mein Pferd an, ritt einen feindlichen Krieger nieder und spaltete einem weiteren mit einem wuchtigen Hieb den Schädel. Währenddessen hatte Jugurtha zwei wilde Streiche des dritten seiner Gegner pariert, und nun rammte er dem Krieger das Schwert in den Leib. Mit einem wilden Ruck riss er die Klinge wieder heraus und bedeutete mir, ihm zu dem großen Gebäude zu folgen, in dem sich wohl Avarus und seine engsten Vertrauten mit einer Gruppe Krieger verschanzt hatten.

Ich sprang vom Pferd und eilte hinter Jugurtha her.

Wir stachen und traten nieder, was sich uns in den Weg stellte. Rücksichtnahme gab es nicht; töten oder getötet werden, das war das harte, aber unumstößliche Gesetz des Krieges. Wir waren Soldaten, akzeptierten es und hatten aufgrund bitterer Lektionen, die uns in der Vergangenheit erteilt worden waren, gelernt, damit umzugehen.

Die Kämpfenden steigerten sich in einen regelrechten Blutrausch. Irgendwo krachte und splitterte es, als ein Dach einstürzte. Das infernalische Gebrüll wurde weniger, dafür aber trat immer mehr das Wimmern, Stöhnen und Röcheln der Verwundeten und Sterbenden in den Vordergrund.

Jugurtha, ich und einige unserer Krieger hatten sich zum Eingang in das Gebäude durchgekämpft. Über die Toten und Verwundeten waren wir einfach hinweggestiegen. Keiner konnte sich um den anderen kümmern. Jeder war sich nur noch selbst der Nächste. Mein Freund und Gebieter hatte eine stark blutende Schramme am Kinn davongetragen. Das Blut tropfte auf seine Brust, aber Jugurtha ignorierte die Verletzung.

In der verqualmten Halle waren die Stühle und einige andere Möbelstücke zu einem Haufen zusammengetragen und in Brand gesetzt worden. Jetzt waren die Möbel verbrannt und verkohlt, manchmal noch glimmende Holztrümmer lagen in der knöcheltiefen Asche. Hier und dort flackerten noch kleine Brände.

Wir hetzten die steinerne Treppe hinauf und wurden auf dem ersten Treppenabsatz von einem halben Dutzend Bewaffneter erwartet, die sofort angriffen. Jugurtha riss das Krummschwert über seinen Kopf und wehrte den Hieb eines Keltiberers ab, packte den Krieger mit der linken Hand am Hemd und schleuderte ihn die Treppe hinunter. Einer unserer Kämpfer fing ihn auf und schnitt ihm ohne zu zögern den Hals durch, ließ ihn fallen und eilte weiter.

Das halbe Dutzend war schnell niedergekämpft. Rinnsale von Blut suchten sich auf den Stufen einen Weg nach unten. Die Gesichter Jugurthas und unserer Krieger waren vom Blut unserer Gegner besudelt, und ich sah sicherlich nicht besser aus.

Die erste Etage war verwaist, also stürmten wir ins zweite Obergeschoss. Wieder stellten sich uns feindliche Krieger in den Weg, wir töteten sie und auch von unseren Leuten blieben drei auf der Strecke.

Wir gelangten in die zweite Etage und betraten einen großen Saal. An der der Tür gegenüberliegenden Wand stand ein großgewachsener, bärtiger Mann, der von insgesamt fünf Kriegern flankiert wurde. Ihre Fäuste hatten sich um die Griffe ihrer Schwerter verkrampft, sie starrten uns mit verkniffenen Gesichtern an, und ich konnte den unabänderlichen Willen, lieber zu sterben als sich uns zu ergeben, regelrecht von ihren Mienen ablesen.

Jugurtha, ich und einige unserer Krieger näherten sich ihnen. In der Mitte des Saales hielten wir an. Jugurtha heftete den Blick auf den hochgewachsenen, bärtigen Mann und stieß in lateinischer Sprache hervor: „Bist du Avarus?“

„Ja. Und du bist ein williges Werkzeug der Römer, das ihnen hilft, unser Land zu unterjochen. Mögen die Götter Schwefel und Feuer auf euch herabregnen lassen.“ Auch Avarus hatte lateinisch gesprochen.

„Ergib dich!“, forderte Jugurtha.

„Niemals!“, knirschte der Keltiberer. „Macht sie nieder!“

Während uns seine Leute ungestüm und mit selbstmörderischer Entschlossenheit angriffen, blieb er stehen.

Jugurtha trat, das Krummschwert mit beiden Händen haltend, einen Schritt vor. Nun riss er die Arme hoch, das Schwert sauste von der Seite auf Avarus zu und enthauptete ihn. Der Kopf rollte ein Stück über den Fußboden, der Körper kippte nach vorn und aus dem Halsstumpf ergoss sich ein Schwall Blut.

Wir stiegen bis in die oberste Etage des Gebäudes, trafen aber auf keine Gegner mehr, und so kehrten wir um und begaben uns wieder ins Freie. Die Legionäre und unsere Reiter hatten auf dem Forum für klare Verhältnisse gesorgt. Die Leichen der Keltiberer lagen dicht an dicht und kreuz und quer auf dem Pflaster, in dessen Fugen ihr Blut versickerte.