Umschlag

Dietmar Wasserberg wurde in Gaal in der Steiermark geboren. Er spielte längere Zeit für ein literarisches Kabarett Klavier, komponierte und schrieb zahlreiche Texte, unter anderem für den Rundfunk. Später übte er kurze Zeit den Lehrberuf aus und studierte danach Medizin, wonach er als Psychiater in Graz mit Drogenpatienten aus Österreich und aus Ländern wie der ehemaligen Sowjetunion und den Balkanstaaten arbeitete. Er ist mit einer Französin verheiratet, hat drei Kinder und lebt in Graz und in Südfrankreich.

Dieses Buch ist ein Roman. Handlungen und Personen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind nicht gewollt und rein zufällig.

© 2017 Emons Verlag GmbH
Alle Rechte vorbehalten
Umschlagmotiv: hannibie/photocase.de
Umschlaggestaltung: Tobias Doetsch
Lektorat: Susanne Bartel
eBook-Erstellung: CPI books GmbH, Leck
ISBN 978-3-96041-205-2
Originalausgabe

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Pour Odile

1

Gestern war es.

Das Licht war milchig. Maximilian Engel beugte sich ein Stück hinunter.

Der junge Mann hatte ein schönes Gesicht. Es war weich und erinnerte an Lindenholz.

Kommissar Engel versuchte, hinter seine Augen zu sehen, wo er den Ort der Erinnerungen vermutete. Er glaubte zu wissen, was er sah.

Angst vor dem Leben.

Als das Tuch zurückgeschlagen wurde, hörte es sich an wie ein Windknall eines Segels. Engel schloss für einen Moment die Augen. Plötzlich roch es nach Kindheit, und er glaubte, jemanden lachen zu hören.

Der Gerichtsmediziner Dr. Kern wandte sich Maximilian Engel zu: »Was willst du über den jungen Mann wissen?«

»Blutergüsse? Andere Zeichen von Gewaltanwendung?«

»Nichts. Die übliche Geschichte. Überdosis Drogen.«

Kommissar Engel fühlte sich erschöpft. Die Gleichgültigkeit der Gesellschaft machte ihn müde. Auch die Gleichgültigkeit von Dr. Kern.

Das Licht war immer noch milchig.

»Wollen wir hinausgehen?«, fragte Dr. Kern.

Engel reichte ihm wortlos die Hand und verließ den Raum.

Seine Gedanken waren nicht an diesem Ort.

Draußen war das Licht klar. Entschlossen zog er einen kleinen Kalender aus seiner Ledertasche. Er suchte nach etwas Bestimmtem, blätterte zurück und fand schließlich in dem Feld vom zwölften Jänner eine Eintragung. »Andreas Strasser« hatte er notiert.

Er erinnerte sich.

Letzten Winter.

Den ganzen Tag hatte es geschneit. Nach einem langen Arbeitstag ging er durch den Schnee und hinterließ seine Fußabdrücke. Von Zeit zu Zeit sah er hinter sich, als wollte er sich davon überzeugen, dass seine Spuren noch da waren. Er fror und rieb sich die Hände.

Er hatte noch auf dem Polizeirevier zu tun und wollte mit seiner Assistentin Sandra Koschir den kommenden Tag besprechen. Nur deshalb war er nochmals zurückgekommen. Als er die Tür zu seinem Büro öffnen wollte, hörte er Schritte, die aus dem Tritt zu geraten schienen, und die Stimmen zweier betrunkener Männer. Er nahm die Hand von der Türklinke, blickte sich um und sah zwei Polizisten, die mit drei jungen Männern die Treppe heraufkamen.

Als Engel den jungen Mann sah, spürte er sofort, dass er nicht zu den anderen gehörte. Er hatte ein feines Gesicht. Ein schönes Gesicht, als wäre es aus weichem Lindenholz geschnitzt. Blut sickerte aus seiner Nase und zog eine Spur bis zur Oberlippe. Engel konnte nicht anders, als ein Taschentuch zu nehmen und langsam auf den jungen Mann zuzugehen. Er reichte ihm sein Taschentuch und musste ihm ins Gesicht sehen. Unverwandt ins Gesicht sehen.

Engel wartete ab, beobachtete den jungen Mann dabei, wie er sich das Blut abwischte, und nickte dann zufrieden. Jetzt erst konnte er seinen Blick von ihm lösen.

»Mein Vater wäre nie auf die Idee gekommen, mir ein Taschentuch zu reichen«, sagte der junge Mann mit leiser Stimme. »Er hätte mein Blut gar nicht gesehen.«

Maximilian Engel wandte sich ab, um in sein Büro zu gehen, drehte sich aber noch einmal um und hob eine Hand, als wollte er noch etwas sagen. Doch er blieb stumm, spürte, wie der junge Mann ihm verwundert nachschaute, und betrat sein Büro.

Er griff zum Telefon. »Bist du es, Georg?« Er erkundigte sich bei seinem Kollegen nach dem jungen Mann und ergänzte: »Der, der nicht betrunken ist.«

Georg bat ihn zu warten und meldete sich nach einer Weile zurück.

»Wer?« Engel war erstaunt. »Der Student Andreas Strasser? Sein Vater ist der Politiker Franz Strasser aus Gaal? Ich weiß, dass er für Brüssel vorgesehen ist. Danke, Georg. Das genügt mir.«

Engel stand noch immer vor der Pathologie. Plötzlich ging ein Ruck durch ihn. Etwas, von dem er nicht wusste, was es war, drängte ihn, sein Büro aufzusuchen.

Dort angekommen, sah er unschlüssig um sich. Er hob einige Papiere auf, tippte auf ein Fahndungsfoto, drehte es um und warf es wieder zurück auf den Schreibtisch. Er setzte sich, dachte nach und griff schließlich zum Telefon: »Das gibt es doch nicht, Georg, dass ich keine Neuigkeiten mehr von dir höre«, sagte er zu seinem Polizeikollegen.

»Es gibt ja nichts Neues. Höchstens über diesen –«

»Was? Sag bloß nicht Andreas Strasser!«

»Natürlich über den. Interessiert er dich?«

Engel war nicht überrascht, kurz darauf Schritte zu hören, die sich der Tür näherten. »Komm herein, Georg.«

»Ich fürchte, ich habe etwas vergessen.«

Engel sah nicht auf, rückte auf dem Stuhl hin und her und trank einen Schluck kalten Kaffee.

»Da war noch dieser …« Georg hielt ein Blatt Papier in der Hand und führte es ganz nahe vor seine Augen. »Sein Name war Albert Rossmann.« Er wartete ab, bis Engel nickte. »Rossmann war der beste Freund von Andreas Strasser. Auch aus Gaal. Auch Student. Er war es, der uns vor drei Tagen in unserem Büro angerufen hat. Er und Andreas Strasser hätten sich fix verabredet. Zum vereinbarten Zeitpunkt sei er, Rossmann, vor Strassers Wohnungstür gestanden und habe lange geklopft. Immer wieder an die Tür geklopft. Aber sein Freund habe nicht geantwortet. Da habe er es mit der Angst zu tun bekommen und sich bei uns im Polizeibüro gemeldet. Eine Stunde später waren wir schon in Strassers Wohnung und konnten keinen einzigen Hinweis auf Gewaltanwendung finden. Daraufhin wollten wir uns mit Rossmann unterhalten, aber das war fast unmöglich. Er stand unter Schock.«

»Und dann bist du in dein Büro zurück, und das Telefon hat wieder geläutet.«

Georg zögerte und legte dann das Blatt Papier mit der Namensnotiz auf Engels Tisch. In seinem Gesicht stand trotzige Ratlosigkeit. »Dann weißt du also schon den Rest?«

»Den weißt nur du, Georg. Aber vielleicht machst du mich ausnahmsweise zum stillen Teilhaber deiner Geheimnisse.« Engels Gesicht öffnete sich plötzlich wie ein Fenster.

Georg nahm es erleichtert wahr und fuhr fort: »Es war schon sonderbar, wie er es ausgedrückt hat. Ich kann mich nicht mehr an den genauen Wortlaut erinnern. Er begann mit Strassers Vater und kam dann überraschend auf diese Gruppe zu sprechen …«

»Was für eine Gruppe, und wer leitet sie? Und was hat Rossmann über den Vater seines Freundes gesagt?«, fragte Engel. Er sah in seine leere Kaffeetasse und schob sie beiseite.

»Ich habe nicht viel aus ihm herausbekommen. Nur dass Strassers Vater eine radikale Art gehabt haben soll, seinen Sohn zu erziehen. Und dass die Gruppe, die er anführt, auf dem Hochplateau beim Stierhorn in der Gaal trainiert haben soll.«

Engel stand auf, und es schien, als koste ihn diese Bewegung die letzte Energie, die noch in ihm gespeichert gewesen war. »Alles?«

»Alles.«

Engel ging ans Fenster und sah hinaus. Er bildete sich ein, dass die Dächer draußen keine Schornsteine mehr hätten und die Mauern keine Türen, durch die man hineingehen könnte. Zudem war die Sonne blass und schien vorzeitig unterzugehen.

Engel fragte sich, wann wohl das Begräbnis von Andreas Strasser stattfinden würde. Und wo? In Gaal? Würde es regnen?

Er griff zum Telefon und wählte eine Nummer. »Sandra? Erkundige dich bitte, wo und wann Andreas Strasser begraben wird. Und sieh zu, was du über die Gaal herausbekommst. Warum? – Weißt du, was dich hinter einer Tür erwartet, wenn du sie nicht aufmachst? Ich nicht!«

2

Gleich darauf fuhr Engel mit der Straßenbahn vom Grazer Jakominiplatz in Richtung Mariatrost und stieg am Hilmteich aus. Er wollte den restlichen Weg nach Hause zu Fuß gehen.

Der Lärm der Straße war wieder da. Die Stimmen der Menschen öffneten die Türen zum Leben. Alles war wieder offen.

Engel warf einen begehrlichen Blick Richtung Kaffeehaus. Er zögerte nur kurz. Dann ging er hinein und fand auf der Terrasse einen freien Tisch. Er überlegte, die Kellnerin einfach zu rufen, unterließ es dann aber. Er würde so lange warten, bis sie ihn entdeckte. Im Laufe seines Lebens war er gelassener geworden. Geduldiger. Älter auch.

Erst vorgestern war er wieder daran erinnert worden. Um die Mittagszeit hatte ihm sogar Ulrike Wieser gratuliert. Seine Wieserin, die Besitzerin des Würstelstands am Grazer Hauptplatz. Zum Fünfundvierzigsten. Und hatte sofort ein Krainer aufgeschnitten. Ihm war das Wasser im Mund zusammengelaufen. Mit Senf und Kren gemischt. Und ein Bier dazu. Später am Abend hatte er sein ganzes Team zu sich nach Hause eingeladen. Koschir, Allmer und Fabian.

Als die junge Kellnerin einige Zeit später an seinen Tisch trat, fragte Engel, was sie studiere.

»Geografie«, antwortete sie.

Vorsichtig erkundigte er sich, ob das nicht langweilig sei.

Erst als sie wenig später mit Kaffee und Apfelstrudel zurückkam, sagte sie mit einem Lächeln: »Ein bisschen schon.«

»Als Geografin wissen Sie sicher, wo Gaal liegt.«

»Ehrlich gestanden habe ich mich auf den asiatischen Kontinent spezialisiert, aber Gaal muss irgendwo in Österreich sein.«

Maximilian Engel konnte seine Bemerkung nicht zurückhalten: »Gaal liegt nicht in Österreich, sondern in der Steiermark. Da bin ich mir fast sicher.« Er zahlte, trank seinen Kaffee, aß den Apfelstrudel und machte sich dann auf den Heimweg.

Er fühlte sich seltsam schwach, als er die Straße in Richtung Mariagrün entlangging, dann die Kreuzung, auf der die Heinrichstraße zur Mariatroster Straße wurde, überquerte und kurz darauf nach halb links abbog. Unwillkürlich richtete er seinen Oberkörper auf, um seine Verfassung vor neugierigen Blicken zu verbergen.

Der Weg war beidseits von Gebüsch gesäumt. Es war ruhig hier.

Eine Frau kam ihm entgegen. Engel glaubte, sie zu kennen, aber mangels Gewissheit verzichtete er darauf, sie zu grüßen.

Der Weg nach Mariagrün führte bergan. Der Kastanienbaum auf dem Hügel steckte seine ersten Kerzen an.

Die Gaal ging Engel nicht aus dem Kopf. War er denn nicht schon einmal als Kind dort gewesen? Nur dunkel konnte er sich an ein Schloss erinnern. Engels Neugierde wurde größer. Es reizte ihn herauszufinden, wo dieses Schloss seiner Erinnerung stand. Warum nicht auf Urlaub in die Gaal fahren? Nicht nur, um Kindheitserinnerungen aufzufrischen.

In fünfzehn Minuten würde er sein Haus erreichen. Es glich einer Villa, aber Engel verwendete dieses Wort ebenso wenig wie »wohlhabend«, wenn er von sich sprach. Mit Begriffen wie diesen musste man in Anwesenheit anderer sparsam umgehen.

Er hatte einige Besitztümer. Ein Apartment in London, derzeit vermietet an eine Makleragentur. Ein weiteres Haus stand in Wien-Döbling, ein anderes in St. Rémy de Provence.

Maximilian Engel vertrat die Meinung, nur reichlich arm sein zu müssen, um zu erben. Jedoch war er nicht unbekümmert genug gewesen, um in seinem ursprünglichen Namen kein Problem zu sehen. Seine Eltern mussten von Gott verlassen gewesen sein, ihm den Vornamen Gabriel zu geben. Seine Schulfreunde riefen ihn »Engel Gabriel«, was ihn irritierte. Später nahm er den Namen Maximilian an und ließ Gabriel verschwinden. Seitdem fühlte er sich von Flügeln befreit und dennoch als Engel.

Das letzte Wegstück lag ganz im Schatten. Engel kam das sehr gelegen, denn er bevorzugte es, im Schatten nachzudenken.

In seinem Garten wartete ein hässlicher Gartenzwerg auf ihn. Er hatte eine Laterne in der Hand und blickte ihm missmutig entgegen. Der Zwerg war das boshafte Geschenk eines befreundeten Journalisten.

Als Engel die Tür aufsperrte, sah er erneut das schöne Gesicht des jungen Mannes in der Gerichtsmedizin vor Augen. Und wieder glaubte er, jemanden lachen zu hören, war sich jedoch nicht sicher, ob er sich das nur einbildete.

Engel schloss die Tür hinter sich, sperrte aber nicht ab. Abzusperren würde nicht seiner Gewohnheit entsprechen.

In der Küche schenkte er sich ein Glas Wasser ein, öffnete die Tür zur Terrasse und trat ins Freie. Er stellte das Glas auf den Tisch und setzte sich in einen Korbsessel. Sofort spürte er, wie etwas in ihm zusammensank.

Wie so häufig wurde ihm bewusst, dass er allein in seinem Haus war.

Dennoch.

Seinem gegenüber stand ein zweiter Korbsessel. Engel hob seine Schultern etwas, sah zu ihm, lächelte und sagte: »Das war wieder ein anstrengender Tag, Anne-Marie.«

Er erwartete keine Antwort. Trotzdem nahm er sich die Zeit, auf eine zu warten. Erst nach einigen Minuten stand er auf.

Aus einem unbestimmten Grund war er froh darüber, dass die Sonne ihn nicht im Stich ließ.

Die Vögel sangen, und eine Wolke schlich sich an die Sonne heran, als wollte sie ihr einen Schreck einjagen. Kommissar Engel sah in den Himmel, bis die Wolke die Sonne verschluckt und die Vögel aufgehört hatten zu singen.

Im Haus schaltete er den Fernseher ein. Es liefen Nachrichten. Er schaltete ihn sofort wieder aus.

Das Telefon läutete.

»Ich habe mich für dich erkundigt.« Es war Sandra Koschir. »Die Leute in Gaal sprechen eine eigene Sprache. Sie sagen nicht ›in Gaal‹ oder ›nach Gaal‹ und ›aus Gaal‹. Sie sagen: ›in der Gaal‹ oder zum Beispiel ›aus der Gaal‹. Die Gaal ist eine große Gemeinde, die aus mehreren Ortschaften besteht, aus Graden, Bischoffeld und dem Ort Gaal selbst. Dann gibt es noch die vordere und hintere Gaal und die vordere und hintere Ingering mit dem Ingeringsee. Und natürlich das Schloss Wasserberg. Die Höhenunterschiede in der Gemeinde sind beachtlich. Gib acht, dass oben auf den Bergen die Luft für dich nicht zu dünn wird. Aber das gleicht sich unten im Tal wieder aus. Vielleicht ist dort unten die Luft ja dicker. Das magst du doch, wenn wo dicke Luft ist.«

»Und? Was soll ich jetzt mit diesen Informationen anfangen?«, fragte Engel.

»Das überlasse ich ganz deiner Stimmung.« Seine Assistentin legte auf und ließ ihn mit seiner Stimmung allein.

Maximilian Engel überlegte. Zumindest schien es so, als würde er überlegen. Er setzte sich zu Tisch, um seinen warmen Krautsalat zu essen, in dem der geröstete Speck vom Kernöl eine dunkelgrüne Farbe angenommen hatte. Engel fragte sich, welche Farbe am besten dazu passen würde. Dunkelgrün musste sich gut mit Rot vertragen. Warum nicht ein Glas Rotwein? Aus dem Hahn über dem Waschbecken ließ er frisches Wasser in eine Wiener Karaffe aus der Biedermeierzeit laufen. Zum Verdünnen. Vielleicht auch nicht. Dazu passte noch gute Musik. Nur einmal hatte er versucht, zum Krautsalat Rap zu hören. Aber der vertrug sich nicht gut mit Kernöl, Krautsalat und Rotwein.

Nach dem Abendessen rief sein Freund Robert Innerhofer an. Er war Kriminalkommissar in Salzburg und angesehener Spezialist für die Balkanmafia. Engel fragte ihn oft nach seiner Meinung, da er ein brillanter Denker war und hervorragend kombinieren konnte. Eigentlich seltsam, dass er eine Schwäche für schöne Kirchen hatte.

»Was sagst du? Du willst Urlaub in der Gaal machen? Soll schön dort sein. – Die Kirche? Kenne ich nur von außen. Sie soll einmal abgebrannt und dann wiederaufgebaut worden sein. Schau dir lieber die gotische Kirche in St. Marein und unbedingt das romanische Benediktinerstift in Seckau an.«

Engel gab seiner Stimme einen anderen Klang. »Erinnerst du dich, was ich dir über meine Begegnung mit Andreas Strasser im Jänner erzählt habe? Jetzt ist er tot. Die Geschichte hat sich inzwischen etwas ausgedehnt. Sein bester Freund hat meinem Kollegen gegenüber eine Gruppe erwähnt, die auf einem Hochplateau in der Gaal trainieren soll. Und den Vater von Andreas, den Politiker Franz Strasser, und seine radikale Art von Erziehung. Ich habe so ein flaues Gefühl. Möchte wissen, um welche Art von Gruppe es sich dabei handelt und wie Strassers Erziehungsmethoden zu interpretieren sind.«

»Gut, du hast Andreas Strasser einmal gesehen, und er hat etwas in dir ausgelöst. Na und? Nur deshalb würde ich nicht in den Urlaub in die Gaal fahren.«

Engel versuchte es noch einmal: »Da ist noch etwas, Robert. Diese Heimatgruppe, die von Andreas Strassers Vater, dem Politiker, angeführt wird. Man munkelt, dass es da ziemlich deutschnational zugehen soll. Du weißt schon, was ich meine. Eine Spur zu extrem.«

»Und selbst wenn, wäre das noch lange kein Grund für einen Urlaub dort. Es sei denn, du selbst willst dich der Gruppe anschließen. Wir haben übrigens noch nie über deine politische Tendenz gesprochen, Max.« Innerhofer lachte. »Wenn du ab und zu den Rat eines alten Freundes oder eine blitzartige Eingebung brauchst, musst du nur mit dem Finger schnalzen. Kleine Hilfeleistung von Genie zu Genie. Ruf mich also einfach an, wenn du reden willst! Und keine falsche Bescheidenheit.« Dann legte er auf.

Engel musste an seine erste Begegnung mit Robert Innerhofer denken, die ein Lächeln bei ihm hervorrief. Es war vor genau vierzehn Jahren passiert. Wenn man es genau betrachtete, waren es Schuhe, die sie zusammengeführt hatten.

Das Schuhgeschäft in Graz war nicht übermäßig groß gewesen, hatte aber ein Sortiment feinster Schuhe aus erlesenem Leder. Handgemacht. Ein auffallend großer, schlanker Mann stand in der Mitte des Raums, zwei junge Verkäuferinnen sahen auf seine großen Füße hinab, maßen sie und zeigten ihm verschiedene Ledersorten.

Auf einem Hocker stand ein Vogelkäfig mit einem Papagei, der sich in einem kleinen Spiegel betrachtete. »Schöner Papagei«, kommentierte er sein Spiegelbild. »Ich liebe Mozart. Ich bin aus Salzburg.«

Die kleinere Verkäuferin bückte sich zu dem Vogel hinunter. »Stimmt das?«

»Fragen Sie ihn das bitte nicht, es kränkt ihn, wenn jemand den Wahrheitsgehalt seiner Aussagen in Frage stellt«, sagte der Mann ausgesprochen distinguiert und nahm seinen schwarzen Hut vom Kopf. Dann blickte er auf seine Füße hinunter und erinnerte sich anscheinend daran, dass er keine Schuhe trug. »Ich würde gern meine Schuhe wieder anziehen.« Er blickte auf die Verkäuferin, die nickte.

Hinter ihm hatte schon etwas länger ein anderer Mann gestanden und sich im Schuhgeschäft umgesehen. Überraschenderweise hatte er danach das Geschäft nicht verlassen, sondern war stehen geblieben und wartete geduldig. Er wartete so lange, bis der groß gewachsene, elegante Mann seine Schuhe angezogen hatte, dann ging er auf ihn zu. »Endlich jemand, der meine Leidenschaft für hochwertige Schuhe teilt.«

Der Mann, dessen Papagei wieder kreischend Werbung für Mozart und Salzburg betrieb, sah überrascht auf. »Dann sollten wir uns vielleicht näher über gute Schuhe unterhalten«, sagte er interessiert. Er stellte sich als Robert Innerhofer vor, sah Engel auffordernd an und schien auf etwas zu warten.

Engel bemerkte, dass er vergessen hatte, sich vorzustellen, und holte dies schnell nach: »Entschuldigung, mein Name ist Maximilian Engel, manchmal vergesse ich ihn.«

Einige Zeit später saßen sich Innerhofer und Engel im Kaffeehaus gegenüber und unterhielten sich über Schuhe, mit denen man nicht nur gehen konnte, sondern in denen man auch die Schwingungen der Erde unter den Füßen fühlte. Robert Innerhofer sprach auch von seiner Frau und seinen zwei Töchtern und verriet, dass er außer den Schuhen eine zweite Leidenschaft habe: romanische, gotische und moderne Kirchen. Die barocken mochte er weniger. Es gab fast keine Kirche in Österreich, die er nicht kannte.

Als sie auf ihre Berufe zu sprechen kamen, stellte sich eine fast schicksalhafte Gemeinsamkeit heraus. Innerhofer entpuppte sich als Kriminalkommissar, der in der Stadt Salzburg arbeitete.

»Der Beruf kommt mir irgendwie bekannt vor«, sagte Engel mit einem Lächeln. »Ich bin Kriminalkommissar in Graz.«

Seit dieser Begegnung standen sie in regelmäßigem Kontakt, kamen sich Schritt für Schritt näher und waren Freunde geworden. Was nicht verwunderlich war. Denn beide trugen hochwertige Schuhe. Handgemacht.

Engel gähnte.

Wieder irrte das schöne Gesicht des jungen Mannes in seiner Erinnerung herum. Wie vom Meeresgrund stieg es nach oben bis an die Wasseroberfläche, wo es deutlich sichtbar wurde. Für einen Augenblick schien sich das Licht im Wohnzimmer ins Neonlicht der Gerichtsmedizin zu verwandeln.

Das Festnetztelefon läutete.

Seine Haushälterin wollte wissen, ob das Essen geschmeckt habe, und sagte ihm, dass die Hemden bereits gebügelt waren.

Maximilian Engel sah ihr Gesicht vor sich, während sie redete, ein Gesicht, das wie ein Herz geformt war.

Warum war er immer allein?

Warum nicht die eine oder andere Nacht verkürzen? Wenigstens diese.

Dann musste er an Anne-Marie denken.

Sie war eine so vorsichtige Autofahrerin gewesen.

3

Zuerst werden sie mich fragen. »Name? Geburtsdatum? Student?« Dann werden sie sagen: »Natürlich Student. Wie heißen Sie?«

»Andreas Strasser.«

»Ist der Politiker Franz Strasser Ihr Vater?«

Ich werde nicken und wegschauen.

»Also ja?«

»Ja.«

Ich blute aus der Nase, aber die rote Flüssigkeit beginnt schon langsam zu versickern. Ich wische das Blut nicht weg, es ist belanglos, und ich habe kein Taschentuch dabei.

Ich bin froh, dass ich den beiden meine Meinung gesagt habe. Ich kann es nicht ertragen, wenn angeblich intelligente Menschen, die Studenten doch eigentlich sein sollen, mit deutschnationalen Parolen um sich werfen. Damit tu ich mich schwer.

Der junge Türke ging ahnungslos durch Graz, wollte sich nur ein wenig umschauen. Sein Blick war in die Auslage des Schuhgeschäfts gerichtet. Er interessierte sich offenbar für ein Paar in unterschiedlichen Farben. Ganz sicher zu teuer für ihn.

Zuerst haben die zwei ihn angerempelt, sich scheinhalber dafür entschuldigt und sind weitergegangen. Doch gleich darauf kehrten sie wieder um und schlugen auf ihn ein. Wie verrückt und völlig außer Kontrolle.

Ich habe alles beobachtet und geschrien, sie sollen aufhören. Da haben sie den Türken losgelassen und sind auf mich losgegangen. Zum Glück hat irgendwer die Polizei verständigt.

Jetzt fordern uns die zwei Polizisten auf, einer nach dem andern aus dem Auto zu steigen. Mit ihren Händen helfen sie nach.

Die zwei Studenten stolpern vor mir die Treppe hinauf, die zur Polizeiwachstube führt. Sie müssen sich konzentrieren, um nicht eine Stufe zu übersehen, sind total besoffen.

Im Flur biegen wir um die Ecke, machen vor der Tür zum Wachzimmer halt und warten auf unseren Eintritt. Am rechten Ende des Gangs entdecke ich einen Mann. Sicher ist er Polizist, denke ich, obwohl er keine Uniform trägt. Mir fällt auf, dass er zuerst die betrunkenen Studenten mustert und dann mich. In seinem Gesicht ist ein Ausdruck, den ich nicht deuten kann.

Er kommt auf mich zu, deutet auf meine blutende Nase, sucht etwas in seiner Jacke und reicht mir ein Taschentuch, ohne seinen Blick von mir abzuwenden. Immer mit diesem traurigen Lächeln, aber ohne ein Wort.

Aber ich, ich will etwas sagen. Doch erst einmal nehme ich sein Taschentuch und wische mir damit das Blut zwischen Nase und Oberlippe so sorgfältig ab, wie ich nur kann. Ich möchte mich bei dem Polizisten bedanken, aber etwas hindert mich daran, das zu sagen, was ich sagen will. Schließlich legen sich die Worte wie von selbst auf meine Zunge: »Mein Vater wäre nie auf die Idee gekommen, mir ein Taschentuch zu reichen. Er hätte mein Blut gar nicht gesehen.«

Der Polizist dreht sich um und hebt noch im Weggehen eine Hand. Wie um etwas zu erwidern.

Ich glaube, das ist seine Art, mit mir zu sprechen.

4

Fünf Tage nach Engels Besuch in der Gerichtsmedizin, Mitte Mai, war die Gaal kalt und schiefergrau. Engels Augen bahnten sich ihren Weg durch die Windschutzscheibe seines Autos. Der Straßenbelag schien sich in Wasser aufzulösen, ebenso wie die Grenzen zwischen Straße, Wiesen und Wälder. Himmel und Erde flossen aufeinander zu, bis sie die Orientierung verloren.

Engel befand sich schon auf der Anhöhe des Braunwirtbühels, aber ohne zu wissen, dass er so genannt wurde, denn die Erinnerung an die Gaal hatte sich nach fünfunddreißig Jahren ebenso aufgelöst wie das Land heute im Regen.

Er wollte schon früher als zehn Uhr am Friedhof eintreffen. Auf dem Armaturenbrett las er die Zeit ab. Um neun Uhr fünfzehn sah Engel durch das linke Seitenfenster und nahm in nordwestlicher Richtung einen mächtigen grauen Schatten hinter dem Regenschleier wahr. Die Erinnerung an ein mächtiges Gebäude tauchte aus dem Wasser auf. Das musste das Schloss sein. Schloss Wasserberg. Dort wollte er kurz anhalten und spüren, ob es noch immer so roch. Hinter dem Glockenturm war ein dunkler Winkel mit einem Erdkeller. Dahinter war ein schwarzes Loch. Für ihn als Zehnjährigen war es damals ein schwarzes Loch mit dunklen Geschichten gewesen, die ein aufgeschossener Bub ihm erzählte.

Um neun Uhr fünfundzwanzig parkte Engel sein Auto vor dem Schloss. Er schaltete den Motor ab und hörte dem Prasseln des Regengusses zu. Hinter seinem Sitz hatte sich sein Regenschirm verklemmt, sodass er ihn erst loslösen musste. Er stieg aus dem Auto und knallte die Tür zu. Es war kalt, und der Regen roch jetzt ganz anders als sonst. So wie er gerochen hatte, als er zehn Jahre alt war. Rostig und nach Regenwürmern.

Er fühlte seine Füße schwer werden, als er an die Westwand des Glockenturms im Innenhof dachte und an das schwarze Loch. An die dunklen Geschichten des Buben. Engels Füße hielten ihn vor dem Schlosstor zurück.

Sein Blick fiel auf die Bäume vor dem Schloss. Die Bäume, die ihn in seiner mächtigen Höhe als Kind so klein gemacht hatten, wo waren sie jetzt?

Er hätte schwören können, dass zwei von ihnen gefällt worden waren. Er musste sich über ihr Ende erkundigen. Auch das Ende braucht seine Ordnung.

Engel sah wieder auf seine Uhr: neun Uhr fünfundvierzig.

Er stieg in sein Auto und fühlte sich nass und kalt. Und klein. Trotz seiner Größe von einem Meter fünfundachtzig.

Der Friedhof von Gaal hatte zwei Eingänge. Der Kommissar wählte den Nebeneingang, der an der westlichen Mauer des alten Schulhauses lag. Die Stufen waren glitschig, und Engel zwängte sich mit seinem Regenschirm durch das Eingangstor.

Der Regen trommelte auf den Schirm, und das Schiefergrau des Regens trug einen dunklen Trauermantel.

An der Südseite der Kirche sah er einen Erdhaufen. Dahinter musste die Grube liegen. Neben dem Erdhaufen stand der Sarg von Andreas Strasser. Der ganze Friedhof roch nach nassen Kränzen.

Engel stieg ein Würgen in der Kehle hoch, und sein Atem ging schwer.

Zuerst hatte es seinen Sohn getroffen, als er gerade zwanzig Jahre geworden war. Michael. Vor fünf Jahren. Wie ein hochmütiger Engel war er vom Himmel geflogen, hatte zuvor eine weiße Kokainstraße durch den Himmel gezogen, pumpte dann sein Herz bis zur Explosion mit Energie auf, flog und flog bis zur Erschöpfung, bis er schließlich vom Himmel stürzte. Engels Sohn Michael. Auch dessen Begräbnis hatte im Regen stattgefunden. Wie das von Andreas Strasser.

Eine Woche darauf war das mit Anne-Marie passiert. Als ob es noch nicht genug gewesen wäre. Ihr Lächeln, dieses feine Lächeln, war für immer verloschen. Eine Woche lang sprach sie kein Wort. Stummheit in Engels Armen. Drei Tage später hätte er es ahnen können, hätte die Garage absperren und den Autoschlüssel verstecken sollen. Hätte, hätte können 

Er hatte seine Frau Anne-Marie gleich nach dem Tod Michaels verloren, sie war von der Trauer in ein fremdes Land gezogen, das Engel weder kannte noch betreten konnte.

Das Auto war völlig ausgebrannt an einem Baumstamm gefunden worden. Alles war verbrannt gewesen. Nur die Trauer um Anne-Marie wollte nicht verbrennen. Wenn man Trauer löschen könnte 

Engel hörte ein dumpfes Geräusch, das sich wiederholte, und sah zum Grab hinüber. Der hinuntergelassene Sarg wurde mit Erde überhäuft. Engel musste die Trauerzeremonie verpasst haben. Nachträglich kam es ihm vor, als hätte eine Musikkapelle gespielt und jemand eine kurze Ansprache gehalten.

Er sah einen stattlichen Mann im Steireranzug vor dem Grab stehen und daneben eine schlanke Frau in Trauerkleidung. Das mussten Strassers Eltern sein, auf die jetzt zaghaft die Menschen zukamen, ihre Hände schüttelten, um ihnen zu kondolieren. Die Gesichter unter den Regenschirmen waren nicht zu erkennen. Engel blickte sich um. Etwa zweihundert Menschen mussten gekommen sein, um von Andreas Strasser Abschied zu nehmen.

Plötzlich erinnerte sich Engel wieder, warum er gekommen war. Seine Augen suchten nach etwas. Da entdeckten sie eine Gruppe von jungen Menschen, die etwas abseits zusammenstanden und miteinander redeten.

Engel ging auf sie zu. »Könnten Sie mir vielleicht helfen?«

Die jungen Männer sahen sich an, ein wortloses Fragespiel.

»Ich möchte mit Albert Rossmann sprechen.«

Ein junger Mann mit schon schütterem Haar, gebeugtem Rücken und schmalen Schultern sah fragend von einem zum anderen. Dann ging er einen Schritt auf den Kommissar zu und blieb unschlüssig vor ihm stehen. »Wer sind Sie?«, fragte er.

Ohne auf die Frage einzugehen, sagte Engel: »Können wir irgendwo ungestört reden?« Er zog ihn zur Seite.

Beide verließen den Friedhof, überquerten die Landstraße, gingen zum Parkplatz und blieben in der Nähe des Aufbahrungshauses stehen.

»Ich bin Kommissar Engel. Ich weiß von meinem Kollegen, dass Sie der beste Freund von Andreas Strasser waren. Tut mir leid für Sie.«

Rossmann verlagerte sein Gewicht von einem Fuß auf den anderen, als ob er Halt suchte.

»Sie haben meinem Kollegen etwas von einer Gruppe erzählt. Ich möchte mehr darüber wissen.«

»Aber ich will von dieser Gruppe nichts mehr wissen und nichts mehr hören. Ich gehe seit einer Woche nicht mehr hin.«

»Stimmt es, dass diese Gruppe von Franz Strasser, dem Vater Ihres verstorbenen Freundes, geleitet wird?«

Engel registrierte ein schwaches Nicken. »Wo trifft sich diese Gruppe?«

»Oben auf dem Hochplateau beim Stierhorn. Das ist ein Felsen. Mehr sage ich nicht. Außerdem bin ich zum Schweigen verpflichtet.« Seine Stimme klang gereizt.

»Aber Sie sind ja aus der Gruppe ausgetreten. Sie sind also nicht mehr an die Schweigepflicht gebunden, ist es nicht so?«

»Es gibt einen Ehrenkodex, an den man sich zu halten hat«, versuchte Rossmann, sich zu rechtfertigen.

»Franz Strasser … Sie mochten seine Methoden in dieser Gruppe offenbar nicht sonderlich gern –«

Rossmann fiel Engel ins Wort: »Wenn Sie etwas über seine Methoden wissen wollen, dann fragen Sie doch jemand anderen, aber nicht mich!«

»Wen denn zum Beispiel?«

Rossmann sah unter seinem Regenschirm hervor.

Engel betrachtete sein Gesicht. Es konnte nicht der Regen sein, der die Wangen von dem jungen Mann nass gemacht hatte. Engel versuchte, seine nächste Frage in einem sanften Tonfall zu stellen: »War Franz Strasser wirklich so streng zu Andreas?«

Rossmann drehte sich um, den Schirm in der Hand, und rannte, ohne ein Wort zu sagen, davon.

Engel schaute ihm nach und schüttelte den Kopf. Erst dann machte er den Regenschirm zu. Er hatte nicht bemerkt, dass der Regen aufgehört hatte.

Nur die schiefergraue Wolkenwand blieb zurück.

5

Nach dem Begräbnis von Andreas Strasser blieb Engel noch eine gute Woche Zeit bis zu seinem Urlaub. Er hatte nicht lange überlegen müssen, wie sinnvoll es war, seinen vierwöchigen Urlaub in der Gaal zu verbringen. Das Verhalten von Albert Rossmann, dem besten Freund von Andreas Strasser, ließ ihn davon ausgehen, dass hinter der Geschichte des Politikersohns noch weitaus dunklere Hintergründe versteckt lagen. Oben auf dem Hochplateau beim Stierhorn. Und mit ziemlicher Sicherheit im Dorf Gaal selbst.

Immer wieder dieses schöne Gesicht Strassers, das vor dem Einschlafen vor ihm auftauchte. Ihn fragend ansah. Manchmal geschah es, dass es sich in seinen Konturen langsam auflöste, als ob es zersetzt würde. Das war der Moment, den Engel so fürchtete, sodass er das Alleinsein fast nicht mehr ertrug. Denn das Gesicht, das sich auflöste, verwandelte sich unaufhaltsam in ein anderes. In das seines Sohnes. Die Vermischung und Verschmelzung beider Gesichter trieb Engel in die Enge seiner selbst, und er musste sich von ihr befreien. Er fühlte, dass es seine gottverdammte Pflicht war, dem Leben Andreas Strassers nachzugehen. Er musste Spuren dieses Lebens von hinten wieder aufrollen. Um sich, Maximilian Engel, mit gutem Gewissen ins Gesicht schauen zu können.

»Mein Vater wäre nie auf die Idee gekommen, mir ein Taschentuch zu reichen. Er hätte mein Blut gar nicht gesehen.«

Auch diese Worte aus dem Mund Strassers drangen immer wieder an Engels Ohr. Sie hörten sich an wie in einen großen leeren Saal hineingesprochen, sie hallten in durchdringender Weise nach.

Und noch ein anderes Bild verfolgte Engel im Laufe der Woche vor seinem Gaal-Urlaub: Andreas Strasser in der Gerichtsmedizin liegend.

Engel konnte jetzt noch spüren, wie seine rechte Hand unbewusst in die Jackentasche gefahren war und nach einem Taschentuch gegriffen hatte. Ganz nahe war er davor gewesen, es wieder zu tun. »Wie ein Vater, der seinen eigenen Sohn verloren hat«, schoss es ihm durch den Kopf. Für Engel galt vielmehr: wie ein Vater, der zwei Söhne zu beklagen hat.

Am Tag vor seiner Abreise erhob sich Engel von einem Küchenstuhl, ging in sein Schlafzimmer und schob ein Bücherregal zur Seite, hinter dem sich ein Tresor befand. Engel öffnete ihn und entnahm ihm eine Namensliste. Er las sie mehrmals durch. Jeden einzelnen Namen auf der Liste wiederholte er leise: »Augustine Krammer, pensionierte Lehrerin. Dr. Martin Scheer, Arzt. Agnes Scheer, seine Frau. Franz Strasser, Politiker der gemäßigten Rechten. Kajetan Schreiber, Politiker der Grünen. Tobias Weiler, Schäfer, Balthasar Noel, Uhrmacher.«

Engel deponierte die Liste wieder im Tresor und schloss ihn sorgfältig ab.

Das Handy läutete.

»Ja? Natürlich bleibt es bei morgen, Frau Anger. Wie ist das Wetter? Die Aussicht? Kühe? Kühe stören mich nicht, und ich werde sie auch nicht stören. Ich nehme von Graz bis Knittelfeld den Zug und steige anschließend in den Bus um. Wie komme ich dann am besten zu Ihnen?«

Er ließ sich den Weg erklären und verabschiedete sich freundlich.

Engel überlegte, was für die morgige Reise noch zu tun war. Als er sich daranmachte, seine Koffer zu packen, schlich sich ein Lächeln in sein Gesicht. Es glich dem kurzen Flackern einer Kerzenflamme beim Öffnen einer Tür und war schnell wieder vorbei. Engel begann mit dem kleineren Koffer, um darin seine Wanduhr zu verstauen. Er wollte unbedingt mit dem Uhrmacher in der Gaal reden. Um mit ihm in Kontakt zu kommen, würde Engel seine Wanduhr, die nicht mehr schön genug schlage, als Vorwand nutzen.

Der Kommissar interessierte sich nicht nur für Noel, weil er selbst eine Schwäche für Uhren hatte, sondern auch noch aus einem anderen Grund. Sandra Koschir hatte sich umgehört und in Erfahrung bringen können, dass Balthasar Noel auffallend wohlhabend war. In der Gaal war bekannt, dass er es sich leisten konnte, seine finanziellen Angelegenheiten über andere Kanäle als die Bank abzuwickeln. Nicht er, sondern die Bank hatte sich um Noel zu bemühen.

Engel betrat ein Nebenzimmer. Die Bibliothek mit riesigen Büchervitrinen aus Glas eingerichtet. In den Ecken standen Sitzgelegenheiten, es gab ausreichend Licht zum Lesen.

Engels Sammlung enthielt Bücher aller Sachbereiche. Meistens blätterte Maximilian Engel in ihnen, um etwas zu finden, wonach er nicht gesucht hatte.

Es gab einen guten Grund, so viele Bücher zu horten. »Einmal könnte der Tag kommen, an dem ich alles vergessen habe«, sagte er manchmal. »Und ich muss wahrhaftig vieles vergessen, was ich weiß.«

Außerdem ließ er keine Gelegenheit aus, zu behaupten, dass Menschen aus der Geschichte nichts lernen könnten, weil sie alles vergaßen, und wollte dem entgegenwirken.

Engel öffnete eine Glastür und schloss die Augen. Wahllos zog er einen Band hervor. Mit dem schweren Buch in Händen setzte er sich nieder und schloss erneut die Augen, um blind eine Seite aufzuschlagen und dann mit dem Zeigefinger auf ein Wort zu tippen. Zufallsprinzip.

Vor Spannung verzog er das Gesicht. Diesmal war er dem Begriff »Mönchspfeffer« in die Falle gegangen.

Der Mönchspfeffer wurde auch als die Keuschheitspflanze bezeichnet, las er. Die langlebigste dieser Spezies stand jahrelang im legendären Heilkräutergarten in Padua. In hohen Dosen verabreicht, konnte sie die Libido senken, in niedrigeren die Lust steigern, so die Volksmeinung. Den Mönchen diente sie angeblich dazu, die Lust aus ihren Betten fernzuhalten.

»Gut«, sagte Maximilian Engel zu sich selbst. Er hatte seine Pflicht getan. Bevor er wegfuhr und sein Haus verließ, warf er immer einen letzten Blick in seine Lexika. Es war seine Art, sich zu verabschieden.

In den zweiten, größeren Koffer packte er seine Kleidung und einige Toilettenartikel sowie ein paar unwichtige Dinge. Obenauf schichtete er wie gewohnt eine scheußliche Krawatte mit rosaroten Blumen. Eine reine Vorsichtsmaßnahme, um niemals in Versuchung zu kommen, eine Krawatte zu tragen.

Als er an diesem Abend im Bett lag, tauchte das Gesicht des jungen Mannes kurz wieder auf.

Engel hoffte, in dieser Nacht nicht zu träumen, aber die Hoffnung war vergeblich.

Im tiefen Schlaf fand er sich in einer großen Halle wieder. Ein Mann trat auf ihn zu und fragte, ob er in diesem eiskalten Raum jemanden lachen höre. Unentwegt lachen. Engel sagte, er könne das Lachen auch hören.

Später träumte Engel noch, dass er ein Engel war, der mit seinem Schwert einen jungen Mann verteidigte. Der junge Mann war Andreas Strasser.

6

Er saß schon im Zug, allein in einem Abteil der ersten Klasse, und hoffte, er würde es auch bleiben.

Noch fuhr die Bahn nicht, vielleicht würde sie überhaupt nicht losfahren, denn der Regen ließ seine ganze Wut auf die Erde niederprasseln.

Engel hatte gleich nach dem Einsteigen seine beiden Koffer verstaut, blätterte jetzt in einer Tageszeitung und stellte sich darauf ein, sich wohlzufühlen.

Die letzten Tage waren anstrengend gewesen, er war erschöpft. Selbst seinem Team war aufgefallen, dass er bei der letzten Besprechung statt Kaffee Kamillentee getrunken hatte. Und sogar den nur in kleinen Schlucken.

Irgendwie mochten sie die Vorstellung nicht, dass er sie vier Wochen lang verlassen würde, dass er nicht da sein würde, um sie zu bevormunden.

Aber wenn er wieder von seinem Urlaub zurückkäme, würde er sie wie immer in sein Haus einladen. Sein Ritual. Dann kochte er selbst. Meist erwartete er sein Team in einer froschgrünen Küchenschürze und mit einem Kochlöffel in der Hand.

Zugfahren war eine Leidenschaft von Maximilian Engel. Vor allem mochte er die Schaffner. Sie waren die Einzigen, deren Uniformen ihn nicht irritierten. Sie schienen ihm liebenswert und nostalgisch zugleich und waren fast ausnahmslos höflich.

Und irgendwann würde auch der Regen aufhören. Vielleicht würde schon morgen wieder die Sonne scheinen. Wenn er in der Früh das Fenster öffnen würde, könnte er Berge sehen. Den Hochreichart, das Geierhaupt, den Herrschaftskranz. Die Sonne würde hinter ihnen aufgehen.

Er plante, sich unter die Leute zu mischen, Informationen aufzuschnappen und Dr. Scheer und seine Frau zu besuchen. Franz Strasser stand natürlich ganz oben auf seiner Liste. Neben dem Uhrmacher Balthasar Noel. Privat gab es etwas Wichtiges, das nicht auf der Liste stand: ein gutes Gasthaus mit einheimischer Küche und ein Urlaub ohne Langeweile.

Am Morgen hatte er sein Haus unversperrt verlassen und freute sich schon jetzt wie ein Kind auf die Vorwürfe seiner Haushälterin. Sie müsste ziemlich genau in diesem Augenblick eintreffen, also würde sie ihn bald anrufen.

Er wartete. Zählte die Sekunden. Er kam bis dreiundfünfzig, dann läutete das Telefon. Es war seine Haushälterin.

»Natürlich, aber Sie haben ja recht, was alles passieren könnte. Freilich müsste gerade ich es wissen. Bei meinem Beruf …«

Dann legten beide auf. Beunruhigt und beruhigt zugleich.

An der Tür des Abteils wurde erst gerüttelt, gleich darauf wurde sie geöffnet. Ein junger Mann von etwa fünfundzwanzig Jahren trat ein. Die Stiefel und eine abgewetzte Lederjacke vertrugen sich nicht mit seinem gekämmten Haar, das er streng gescheitelt trug. Auch dass er hüstelte, passte nicht zu ihm. Genauso wenig wie, dass er sein Handgepäck nicht hinter sich schleuderte. Schon besser passte zu ihm, dass er nicht laut grüßte, sondern nur hölzern nickte.

Wie ein Offizier der Militärakademie, dachte Engel, als der junge Mann ihm gegenüber Platz nahm.

Kurz darauf rüttelte erneut jemand an der Tür des Abteils.

Diesmal trat eine junge Frau herein. Sie hatte rotbraunes Haar, das sie aufgesteckt trug, machte einen klaren, kühlen Eindruck und setzte sich neben Engel. Sie erinnerte ihn an einen Bergkristall.

Die Wut des Regens schien mittlerweile verraucht zu sein. Die letzten Regentropfen fielen der Sonne zum Opfer.

Engel hörte einen Pfiff vom Bahnsteig, dann fuhr der Zug an. Er verspürte Lust, seine Beobachtungen fortzusetzen, war gespannt, ob die beiden, die sich schräg gegenübersaßen, irgendwann ins Gespräch kommen würden.

Aber sie sprachen nicht. Entweder kannten sie sich nicht, oder sie kannten sich, waren aber böse aufeinander. Oder sie gaben nur vor, aufeinander böse zu sein.

Engel beobachtete sie mit zunehmendem Interesse. Sie taten alles, um sich ja nicht anzusehen. Aber warum?

Während die junge Frau die Beine übereinanderschlug, verschränkte der Mann seine Arme, bevor er mit einer Hand seine Wange rieb, woraufhin sie ihre Lippen befeuchtete.

Engel schloss die Augen bis auf einen schmalen Schlitz und tat so, als ob er schliefe.

Etwas später packte der Mann seinen Laptop aus, schaltete ihn ein und sah sich offenbar die Aufzeichnung eines Fußball-Länderspiels an.

Engel hörte Beifall und Pfiffe des Publikums, aber die Lautstärke war nicht störend. Dann wurden die Namen der Spieler von Ungarn und Österreich aufgerufen. Die der Österreicher wurden stürmisch gefeiert. Da das Länderspiel am Vortag in Wien ausgetragen worden war, spielte man die ungarische Nationalhymne der gegnerischen Mannschaft zuerst ab. Dann wurde es still. Der Moment vor der österreichischen Bundeshymne.

Mit dem ersten Ton sprang der Mann wie auf Kommando auf, legte seine rechte Hand aufs Herz und blieb regungslos in dieser Haltung stehen.

Engel sah zur jungen Frau, die weniger überrascht zu sein schien als er.

Als nach Beendigung der Hymne Beifall aufbrandete, setzte sich der junge Mann wieder hin und schaltete den Laptop aus. Das eigentliche Fußballspiel schien ihn nicht wirklich zu interessieren.

»Ich möchte mich bei Ihnen höflich entschuldigen, dass ich nicht aufgestanden bin«, wandte sich Engel an seinen Mitfahrer und erhielt auf der Stelle eine korrekte Antwort.

»Entschuldigung angenommen.«

Österreicher mit deutscher Neigung, stellte Engel für sich fest. Der Vorfall einschließlich der österreichischen Bundeshymne hatte ihn müde gemacht. Engel fühlte sich bereit für ein Nickerchen. Seine Augenlider senkten sich erst zaghaft und zitterten kaum merklich. Dann schlossen sie sich und öffneten eine Tür, die den Weg zu einem Traum freigab.

Er war sich ganz sicher, dass es sich um Hildegard von Bingen handelte, die ihn prüfend musterte. Er traf sie in einem Klostergarten, wo sie ihn rüde zum Gebet aufforderte.

Engel musste sich vor eine Madonna knien. Sie hatte ein hartes, faltiges Gesicht und sah ihn mahnend an, weil ihm kein Gebet einfiel. Er fühlte sich sehr elend.

Doch Hildegard von Bingen erlöste ihn, indem sie ihm eine zweite Chance gab.

Er sah sich auf einer Schulbank in der ersten Reihe sitzen, seinen ängstlichen Blick auf Hildegard gerichtet. Mit einem Zeigestock in der Hand überprüfte sie sein Wissen über Heilpflanzen.

»Ringelblume, Rittersporn, Eisenhut, Sanddorn, Salbei«, zählte er auf, bis er von ihr unterbrochen wurde.

»Was weißt du über den Mönchspfeffer?«, fragte sie ihn erschreckend streng. Ihr Blick war lauernd und besserwisserisch.

In seiner Not fiel Maximilian Engel immerhin der lateinische Name ein. Vitex agnus-castus. Er wollte noch auf das Keuschheitsgelübde der Mönche zu sprechen kommen, aber Hildegard verunsicherte ihn, indem sie ihn unverwandt lauernd ansah. Er verstrickte sich in Widersprüche und fühlte, wie er errötete.

Er wollte vom Thema ablenken und zum Wermut übergehen, doch Hildegard sagte schneidend: »Wir reden noch immer vom Mönchspfeffer. Mönchspfeffer.«

Das Wort hallte so laut in seinen Ohren wider, dass es schmerzte. Er hätte schreien können.

»Mönchspfeffer, sage ich!« Das Gesicht von Hildegard von Bingen wuchs zu einer Fratze von riesenhafter Dimension an. Sie spannte sich wie eine Tapete über alle vier Wände des Klassenzimmers.

Plötzlich nahm er die Tafel wahr, auf der mit weißer Kreide geschrieben stand: »Maximilian Gabriel Engel hat die Prüfung nicht bestanden.«

Gleich darauf hörte er sich selbst aufschreien und sah sich zur Tür rennen. Doch die Tapete mit dem vorwurfsvollen Gesicht Hildegards verklebte ihm den Ausgang.

Noch einmal schrie er auf, um zu beteuern, alles gewusst zu haben: »Mönchspfeffer!«

Er öffnete die Augen und blickte in ein Gesicht.

Es war grell geschminkt, die Lippen zinnoberrot, faltenlos. Der leuchtende Mund bewegte sich, sagte etwas.

»Sie haben immer wieder ›Mönchspfeffer‹ gemurmelt. Sind Sie einer von diesen biologischen Neoromantikern? Nebenbei bemerkt sind Sie dabei immer näher an mich herangerückt.« Und mit warmem Timbre ergänzte die Frau: »Aber das macht nichts.«

Engel versuchte, sich zu orientieren. »Wo sind die beiden?«, fragte er die Frau.

»Wen meinen Sie?«

Statt eine Antwort zu geben, stellte er sich vor. Als sie es ihm gleichtat, kam ihm ihr Name bekannt vor.

»Sind Sie Sängerin?«, fragte er.

Sie nickte und sah aus wie eine Katze, die einen Vogel gefangen hat. »Ich wohne in der Gaal«, sagte sie. »Mein Haus steht auf einer sonnseitigen Anhöhe. Wenn ich Zeit habe, verbringe ich dort meine Wochenenden und Urlaube. Ich komme gerade aus London zurück.«

Engel gelang es zu verbergen, dass er beeindruckt war. Sie war anziehend. Aber vielleicht ein bisschen zu stark geschminkt.

Wieder wurde die Abteiltür zur Seite geschoben. Die junge Frau, der Bergkristall, trat ein, setzte sich und lächelte.

»Sie haben ein schönes Lächeln. Damit gehören Sie auf die Bühne«, bemerkte die Sängerin.

Der Gesichtsausdruck der jungen Frau veränderte sich unmerklich.

Gleich darauf wurde die Tür erneut geöffnet, und der junge Mann trat ein.

Er nahm auf dem Sitz gegenüber den anderen drei Reisenden Platz.

Engel wunderte sich, dass sie auch diesmal nicht zu zweit hereingekommen waren, war es doch augenscheinlich, dass sie zusammengehörten.

Draußen hatte sich der Regen verzogen. Die Sonne lud das Abteil mit ihrer Wärme auf. Der Schaffner kam herein, grüßte ausnehmend höflich, fragte nach den Tickets und kontrollierte sie. »Vergessen Sie nicht auszusteigen, wenn es so weit ist«, sagte er väterlich. Bevor er endgültig das Abteil verließ, drehte er seinen Kopf nochmals um und sagte fast entschuldigend: »Sie können sich gar nicht vorstellen, wie viele Menschen vergessen, rechtzeitig auszusteigen. Gute Reise noch.«

Engel fühlte allmählich, wie seine Spannung, die in den letzten Wochen immer stärker geworden war, von ihm abfiel. Er ließ sich von der wohligen Wärme umfangen und genoss die Müdigkeit.

Schon beim Einsteigen in den Zug war ihm der Gedanke gekommen, der ihn jetzt wieder beschäftigte. Er hatte sich gefragt, wie die vielen Gerüchte und Legenden in der Gaal zu erklären waren.