Anmerkungen


1 Als Überblick aus heutiger Sicht: Weltanschauung, Philosophie und Naturwissenschaft im 19. Jahrhundert. Bd. 3 Der Ignorabimus-Streit. Hg. Kurt Bayertz/Myriam Gerhard/Walter Jaeschke, Hamburg 2007. Die Deutsche Physiologische Gesellschaft vergibt noch heute den Du Bois-Reymond-Preis.

2 Leibnizsche Gedanken in der neueren Naturwissenschaft. Rede gehalten in der Leibniz-Sitzung der Akademie der Wissenschaften am 7. Juli 1870, in: Reden von Emil du Bois-Reymond in zwei Bänden, hg. v. Estelle du Bois-Reymond, Bd. 1, Leipzig 2. vervollständigte Auflage 1912, 370-392, 388.

3 Wichtig dazu, wenngleich zeitlich später ansetzend, Burkhard Gladigow: ‚Wir gläubigen Physiker‘. Zur Religionsgeschichte physikalischer Entwicklungen im 20. Jahrhundert (1986), in: Gladigow: Religionswissenschaft als Kulturwissenschaft. Hg. v. Christoph Auffarth, Stuttgart 2005, 247-257; Gladigow: Religion im Rahmen der theoretischen Biologie (1983), in: ebd., 235-246; Ders.: Europäische Religionsgeschichte der Neuzeit, in: Europäische Religionsgeschichte. Ein mehrfacher Pluralismus. Hg. Hans. G. Kippenberg/Jörg Rüpke/Kocku von Stuckrad, Bd. 1, Göttingen 2009, 15-37; Kocku von Stuckrad: Naturwissenschaft und Religion: Interferenzen und diskursive Transfers, in: ebd. Bd. 2, 441-467 (er unterscheidet Harmonie-, Konkurrenz- und Kompensationsmodell und ergänzt es um ein Interferenzmodell).

4 Die Gründung der Berliner Universität und der Uebergang aus dem philosophischen in das naturwissenschaftliche Zeitalter. Rede am 3. August 1893 in der Aula der Königlichen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin gehalten von dem zeitigen Rector Rudolf Virchow, Berlin 1893, 25.

5 Emil du Bois-Reymond: Kulturgeschichte und Naturwissenschaft. Im Verein für wissenschaftliche Vorlesungen zu Köln am 24. März 1877 gehaltener Vortrag (Deutsche Rundschau XIII, 1877), in: Reden von du Bois-Reymond 1, 567-629, 620.

6 Dieter Langewiesche: Laien-Historiographie mit hohem Anspruch. Naturwissenschaftler erklären Geschichte: Emil du Bois-Reymond und Justus von Liebig, in: Geschichte intellektuell. Theoriegeschichtliche Perspektiven. Hg. v. Friedrich Wilhelm Graf/Edith Hanke/Barbara Picht, Tübingen 2015, 93-111.

7 Emil du Bois-Reymond: Über Geschichte der Wissenschaft. In der Leibniz-Sitzung der Königlichen Akademie der Wissenschaften zu Berlin am 4. Juli 1872 gehaltene Rede, Berlin 1874, in: Reden 1, 431-440, 438.

8 Emil du Bois-Reymond, Über die Grenzen des Naturerkennens. In der zweiten allgemeinen Sitzung der 45. Versammlung Deutscher Naturforscher und Ärzte zu Leipzig am 14. August 1872 gehaltener Vortrag (Leipzig 1872, dann zahlreiche Auflagen), erneut in: Reden von du Bois-Reymond 1, 441-473, 441.

9 Als Überblick Ulrich Muhlack (Hg.): Historisierung und gesellschaftlicher Wandel im 19. Jahrhundert, Berlin 2003 (vor allem die Beiträge von Hans Schleier, Christian Mehr, Thomas Mergel).

10 du Bois-Reymond, Über Geschichte der Wissenschaft, 437.

11 Reinhart Koselleck: Historia Magistra Vitae. Über die Auflösung des Topos im Horizont neuzeitlich bewegter Geschichte, in: Ders.: Vergangene Zukunft. Zur Semantik geschichtlicher Zeiten, Frankfurt/M 1979, 38-66. Reinhart Koselleck/Carsten Dutt: Erfahrene Geschichte. Zwei Gespräche, Heidelberg 2013, Zitat 67.

12 Du Bois- Reymond, Kulturgeschichte und Naturwissenschaft, 596.

13 Langewiesche, Laien-Historiographie mit hohem Anspruch; Ders.: „Die Aufgabe der Akademie ist die Erforschung des Grundes der Dinge“. Zum Selbstbild der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in den Reden ihrer Präsidenten, in: Akademie Aktuell. Zeitschrift der Bayerischen Akademie der Wissenschaften Heft 2, 2009, 87-90.

14 Über das Nationalgefühl. In der Sitzung der Akademie der Wissenschaften zur Geburtstagsfeier des Kaisers und Königs am 28. März gehaltene Rede (1879), in: Reden von du Bois-Reymond 1, 654-677; zur Einordnung dieses Textes in die heutige Nationsforschung Langewiesche: Gefühlsraum Nation. Eine Emotionsgeschichte der Nation, die Grenzen zwischen öffentlichem und privatem Gefühlsraum nicht einebnet, in: Zeitschrift für Erziehungswissenschaft 15,1 (2012), 195-215.

15 Über die wissenschaftlichen Zustände der Gegenwart. In der Sitzung der Akademie der Wissenschaften zur Geburtstagsfeier des Kaisers und Königs am 23. März 1882 gehaltene Rede, in: Reden von du Bois-Reymond, Band 2, Leipzig 1912, 141-156, 146.

16 S. etwa die Beiträge in Christian Geyer (Hg.): Hirnforschung und Willensfreiheit. Zur Deutung der neuesten Experimente, Frankfurt/M 2004; insbes. Wolf Singer: Verschaltungen legen uns fest: Wir sollten aufhören, von Freiheit zu sprechen (Ebd. 30-65); Ders.: Die Architektur des Gehirns als Modell für komplexe Stadtstrukturen? In: Wolf Singer: Der Beobachter im Gehirn. Essays zur Hirnforschung, Frankfurt/M 2002, 200-210.

17 Max Weber: „Energetische“ Kulturtheorien (1909), in: Weber: Gesammelte Aufsätze zur Wissenschaftslehre. Hg. v. Johannes Winckelmann, Tübingen 7. Auflage 1988, 400-426, 402.

18 In: Eine Welt – Eine Geschichte? 43. Deutscher Historikertag in Aachen 26. bis 29. September 2000. Berichtsband. Hg. im Auftrag des Verbandes der Historiker und Historikerinnen Deutschlands von Max Kerner in Zusammenarbeit mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Aachener Organisationsbüros, München 2001, 18-27. Eine in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung erschienene leicht gekürzte Fassung in: Singer: Beobachter im Gehirn, 77-86 (danach alle Zitate).

19 Johannes Fried: Der Schleier der Erinnerung. Grundzüge einer historischen Memorik, München 2004, alle Fried-Zitate, die im Text in (Klammern) nachgewiesen werden, stammen aus diesem Buch. Als Vorstudie dazu Ders.: Geschichte und Gehirn. Irritationen der Geschichtswissenschaft durch Gedächtniskritik, Stuttgart 2003. Ein erster Versuch: Ders.: The Veil of Memory. Anthropological problems when considering the past. London: German Historical Institute 1998.

20 Markus Völkel: Wohin führt der „neuronal turn“ die Geschichtswissenschaft? In: Geyer, Hirnforschung und Willensfreiheit, 140-142. Oexle, der den Austausch mit den Naturwissenschaften wie kaum ein anderer deutscher Historiker gesucht hat, beschränkte sich auf einen Satz, mit dem er den Kern von Frieds Argumentation verwarf: erkennen wie es eigentlich gewesen ist; Otto Gerhard Oexle: Otto Hintze. Weltgeschichtliche Betrachtungen der Repräsentativverfassung (1931), in: Die Vergangenheit der Weltgeschichte. Universalhistorisches Denken in Berlin 1800-1933. Hg. v. Wolfgang Hardtwig/Philipp Müller, Göttingen 2010, 291-310, 294. Bloßer Verweis auf Fried bei Sicco Lehmann-Brauns: Überlegungen zur Bestimmung von Geschichte als Bewußtseinsgegenstand, in: Erzählende Vernunft. Hg. v. Günter Frank/Anja Hallacker/Sebastian Lalla, Berlin 2006, 175-192. Gänzlich anders – als neurowissenschaftliche Ergänzung – wird Fried gelesen von Bärbel Völkel: (K)ein neuer Biologismus!? – oder: Warum die historische Genderforschung heute ohne die Neurowissenschaften nicht mehr auskommt, in: Historische Geschlechterforschung und Didaktik. Hg. v. Bea Lundt/Bärbel Völkel, Münster 2007, 161-184, 179. Ansonsten scheint es bei Rezensionen geblieben zu sein.

21 Niels Birbaumer/Langewiesche, Neuropsychologie und Historie – Versuch einer empirischen Annäherung. Posttraumatische Belastungsstörung (PTSD) und Soziopathie in Österreich, in: Geschichte u. Gesellschaft 32 (2006) 153-175.

22 Vgl. Niels Birbaumer: Neurogeschichte von Gewalt und Kriegserfahrung, in: Kriegserfahrungen – Krieg und Gesellschaft in der Neuzeit. Neue Horizonte der Forschung. Hg. Georg Schild/Anton Schindling, Paderborn 2009, 83-107.

23 Eindringlich dazu M. Rainer Lepsius: Institutionalisierung politischen Handelns. Analysen zur DDR, Wiedervereinigung und Europäischen Union, Wiesbaden 2013.

24 Die Unsicherheit in den Naturwissenschaften betonte in diesem „roundtable“ insbes. Michael D. Gordin: Evidence and the Instability of Biology, in: AHR 119,5 (2014) 1621-1629; s. a.: History meets Biology, ebd. 1492-1499 (Einführung).

25 Fried, Schleier der Erinnerung; Daniel Lord Smail: On Deep History and the Brain, Berkeley 2008. S. auch Andrew Shyrock/Smail (eds.): Deep History. The Architecture of Past and Present, Berkeley 2011. In der deutschen Geschichtswissenschaft ist im Gegensatz zur englischsprachigen Smails Werk kaum beachtet worden. Ausnahmen sind Jan Plamper: Geschichte und Gefühl. Grundlagen der Emotionsgeschichte, Berlin 2012; Sebastian Conrad: Geschichtskolumne. World History Goes Big and Deep, in: Merkur 2014, 6, 534-539. Auch rezensiert wurde es selten.

26 Lernen wird auf zellulärer Ebene beobachtet als Folge von Wiederholungen oder durch Emotionen; vgl. Hannah Monyer/Martin Gessmann: Das geniale Gedächtnis. Wie das Gehirn aus der Vergangenheit unsere Zukunft macht, München 2015, 43.

27 Vgl. etwa bei Monyer/Gessmann, Kap. 2, den Exkurs über die Deutung von Träumen bei Sigmund Freud, Surrealisten, Existentialisten oder im Film. Es geht hier stets um Analogieannahmen. Dies gilt immer auch dort, wo Neurowissenschaftler ihre Ergebnisse in die menschliche Lebenswelt übertragen. Auch wenn sie es selber nicht erkennen, sie konstruieren Analogien.

28 Ein Paukenschlag war sein Buch: Canossa. Entlarvung einer Legende. Eine Streitschrift, Berlin 2012. Das Abschlußkapitel trägt die Überschrift: „Die Deformationsmacht der Erinnerung und die Geschichtswissenschaft“. Die Rezensionszeitschrift Sehepunkte hat diesem Buch 2012 eine Mehrfachbesprechung gewidmet. Es geht auch hier auf beiden Seiten um geschichts-, nicht neurowissenschaftliche Methoden der Quellenkritik.

29 Gerhard Lubich schreibt in seiner Besprechung mehrerer Werke zu Karl bzw. Karls Zeit über Frieds Karl-Biographie: „Hinter die Textur der Erzählung tritt der Autor zurück; die Schilderung ist dermaßen dicht und vereinnahmend gestaltet, dass der Leser mitunter kaum zu unterscheiden weiß, inwiefern die gerade erlangte Erkenntnis die eigene ist oder aber vom (unsichtbaren) Autor induziert. Das Problem der biographischen Empathie verschiebt sich dadurch auf die Ebene des Rezipienten. Durch den gewählten, letztlich künstlerisch-suggestiven Zugang steht das Werk im Grunde bereits jenseits der historischen Biographie“ (H-Soz-Kult, 07.01.2015).Vgl. die ähnlich argumentierenden Rezensionen der Mediävisten Steffen Patzold (FAZ v. 28.1.2014.) und Charles West (Francia-Recensio 2014/2). Letzterer vergleicht Frieds „grand narrative“ mit anderen. 1994 hatte Fried noch anders argumentiert. Er sprach von der doppelten Bindung des Historikers an die Theorien seiner Zeit (neurowissenschaftliche hatte er hier noch nicht vor Augen) und an diejenigen früherer Zeiten, aus denen die Quellen stammen: Fried: Gens und regnum. Wahrnehmungs- und Deutungskategorien politischen Wandels im frühen Mittelalter. Bemerkungen zur doppelten Theoriebindung des Historikers, in: Sozialer Wandel im Mittelalter. Hg. v. Jürgen Miethke/Klaus Schreiner, Sigmaringen 1994, 73-104.

30 Steffen Patzold: Frieds Canossa. Anmerkungen zu einem Experiment, in: geschichte für heute 6 (2013) 5-39, v.a. 10-15 zur „Memorik“ in diesem Buch. Vgl. den (nicht so differenzierten) digitalen Widerspruch von Christian Schwaderer: Canossa und Gedächtniskritik. Eine kritische Auseinandersetzung mit Johannes Fried, in: L.I.S.A. Das Wissenschaftsportal der Gerda Henkel Stiftung (http://www.lisa.gerda-henkel-stiftung.de/canossa_und_gedaechtniskritik?nav_id=4105; zuletzt aufgerufen 9.10.2016).

31 Johannes Fried: Karl der Große. Ein Leben erzählen, in: DIE ZEIT 2.1.2014 (ZEIT Online).

32 Vgl. etwa Onur Güntürkün: Geist – Gehirn – Genom – Gesellschaft: Wie wurde ich zur der Person, die ich bin? In: Ders./Jörg Hacker (Hg.): Geist – Gehirn – Genom – Gesellschaft. Wie wurde ich zur der Person, die ich bin? Stuttgart 2014 (Nova Acta Leopoldina, NF 120), 11-35. Eine differenzierte Darstellung, die sich an ein breiteres Publikum wendet, bieten Monyer/Gessmann: Das geniale Gedächtnis.

33 Hermann Ebbinghaus: Über das Gedächtnis. Untersuchungen zur experimentellen Psychologie, Leipzig 1885; Ders.: Grundzüge der Psychologie, 1. Band, Leipzig 2. Aufl. 1905; Edward C. Tolman: Behavior and Psychological Man, Berkeley 1951, 4. Aufl. 1966 (Aufsatzsammlung). Die Arbeiten von Ebbinghaus und Tolman werden diskutiert in: Hubert Rohracher: Einführung in die Psychologie. München 12. Aufl. 1984; Lyle .E. Bourne/Nancy F. Russo: Psychology. Behaviour in Context, New York 1998. Kurzer Überblick auch bei Gerhard Roth: Fühlen, Denken, Handeln. Wie das Gehirn unser Verhalten steuert, Frankfurt/M 2001, Kap. 5: Gedächtnis und Erinnerung.

34 Harald Weinrich: Lethe. Kunst und Kritik des Vergessens, München 3. Aufl. 1999; Qu’est-ce qu’une nation? (1882), in: Œuvres Complètes de Ernest Renan. 2 vol. Édition définitive établie par Henriette Psichari, Paris 1947, 1, 887-906.

35 Martin Walser: Ein springender Brunnen. Frankfurt/M 1998, 9. Vgl. dazu Langewiesche: „Erzählen, wie es war, ist ein Traumhausbau“. Zum Geschichtsdenken Martin Walsers, in: Die Kunst der Geschichte. Historiographie, Ästhetik, Erzählung. Hg. v. Martin Baumeister/Moritz Föllmer /Philipp Müller, Göttingen 2009, 63-73.

36 Niels Birbaumer (mit Jörg Zittlau): Dein Gehirn weiß mehr, als du denkst. Neueste Erkenntnisse aus der Gehirnforschung, Berlin 2014, als populäre Beschreibung dieser Erkenntnisse.

37 Den gegenwärtigen Forschungsstand und wie spekulativ vieles noch ist erläutern Monyer/Gessmann, Das geniale Gedächtnis, Kap. 2-3.

38 Wie differenziert dies die neueste neurowissenschaftliche Forschung sieht, erläutern Monyer/Gessmann, Das geniale Gedächtnis, 152-154. Wenn Erinnerungsdinge im Gehirn nicht als sicher bewertet werden, sind bestimmte Hirnregionen aktiv. Das „Gedächtnismanagement“ suche echte und falsche Erinnerungen zu unterscheiden.

39 Eric Kandel: Auf der Suche nach dem Gedächtnis. Die Entstehung einer neuen Wissenschaft des Geistes, München 2007, 307 (In search of memory: The Emergence of a New Science of Mind, New York 2006, 281: “recalling a memory episodically – no matter how important the memory – is not like simply turning to a photograph in an album. Recall of memory is a creative process. What the brain stores is thought to be only a core memory. Upon recall, this core memory is then elaborated upon und reconstructed, with subtractions, additions, elaborations, and distortions. What biological processes enable me to review my own history with such emotional vividness.”).

40 Monyer/Gessmann, Das geniale Gedächtnis, 46-49.

41 Leopold Ranke: Vorrede zu den ‚Geschichten der romanischen und germanischen Völker von 1494 bis 1535‘ (1824), zit. nach dem Abdruck in: Wolfgang Hardtwig (Hg.): Über das Studium der Geschichte, München 1990, 44-46, 45; Ranke: Über die Verwandtschaft und den Unterschied der Historie von der Politik (1836), ebd., 47-60, 51.

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