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Pete Hackett

Jugurtha - die Geißel Roms #8

Jugurthinische LIst und römisches Unvermögen





BookRix GmbH & Co. KG
80331 München

Jugurtha, die Geißel Roms

Historisches Serial - Episode 8

von Pete Hackett

 

Der Umfang dieses Buchs entspricht 47 Taschenbuchseiten.

 

 

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Episode 8: Jugurthinische List und römisches Unvermögen

Die Hundertschaft, die Spurius Albinus hinter den fliehenden Numidern hergeschickt hatte, stob in eine tödliche Falle. Die Spur der numidischen Reiter, die den Tross der Römer überfallen und für ein Blutbad gesorgt hatten, führte zwischen sandige Abhänge. Der Staub, den die Krieger mit ihren Pferden aufgewirbelt hatten, hing noch in der Luft.

Der Centurio, der die Schar anführte, war nur von dem Gedanken beseelt, die flüchtenden Berber einzuholen, zu stellen und niederzumachen.

Als sich die Centuria zwischen den Hügeln befand, über denen sich ein ungetrübter Himmel spannte, trieben zu beiden Seiten numidische Krieger ihre Pferde auf die Kämme und jagten ihre Pfeile in die Masse der herandonnernden Römer hinein. Soldaten wurden aus den Sätteln gerissen, Pferde brachen vorne ein und stürzten, andere rasten in das Hindernis hinein, und im Handumdrehen bildete sich ein Knäuel ineinander verkeilter Pferde- und Menschenleiber.

Und sogleich zischten weitere Pfeile in die Hügellücke und das Chaos verschlimmerte sich. Die Numider nützten dies eiskalt aus, rissen ihre Krummschwerter aus den Scheiden und jagten auf ihren schnellen, wendigen Pferden die Abhänge hinunter.

Jene Gruppe, die die Römer verfolgt hatten, kam zurück und tauchte am Ende des Einschnitts zwischen den Hügeln auf. Die Krieger galoppierten um einen der Hügel herum, schwangen die Schwerter über den Köpfen und brüllten infernalisch. Wie ein Keil stießen sie in den Rest der Centuria. Legionäre brachen mit gespaltenen Schädeln zusammen oder kamen unter die Hufe und wurden von den Pferden zu Tode getrampelt. Eine dichte Staubwolke hüllte die Tragödie ein, in der sich die Kämpfenden nur noch schemenhaft abzeichneten.

Einige Legionäre stellten sich zum Kampf. Andere versuchten zu fliehen. Sie wurden eingeholt und niedergemetzelt. Jene, die kämpften, hielten der Übermacht der Numider nicht lange stand, und auch sie wurden brutal abgeschlachtet. Als der Kampf zu Ende war, hatte sich der Sand in der Senke rot vom Blut der Römer gefärbt.

Ein Befehl wurde gebrüllt, die Numider rissen ihre Pferde herum und donnerten in nördliche Richtung davon. Über die Hügellücke senkte sich lastende Stille. Der aufgewirbelte Staub legte sich auf die Erde zurück und gab ein Bild des Schreckens frei. Das Verhängnis war über die Hundertschaft hereingebrochen wie ein Gewittersturm.

Als eine Stunde später eine Gruppe Berittener auftauchte, die der Befehlshaber der römischen Truppen losgeschickt hatte, weil die Zenturie überfällig war, bot sich ihnen ein grässliches Bild. Aasgeier hatten bereits ihr schauerliches Mahl begonnen und fetzten mit ihren scharfen Schnäbeln das Fleisch von den Leibern der Getöteten. Myriaden von Fliegen, angelockt vom Blutgeruch, krochen auf den Leichen herum.

„Bei den Göttern“, entrang es sich dem Centurio, der die kleine Gruppe führte. Unruhe prägte sein Gesicht und in seinen Augen wühlte das Entsetzen. Die Blicke der Legionäre zuckten in die Runde, als erwarteten sie jeden Moment einen Angriff. Ihre Fäuste hatten sich um die Griffe der Kurzschwerter verkrampft und in den Gemütern saß die Angst.

„Kehren wir um“, ordnete der Centurio an, „und erstatten wir dem Konsul Bericht.“

Erleichterung machte sich breit, die Soldaten beeilten sich, die Hügellücke, die ihren Kameraden zum Verhängnis geworden war, zu verlassen. Es war ein Platz des Todes und löste Beklemmung aus.

Der Konsul nahm die Nachricht von der Vernichtung der Zenturie mit versteinertem Gesicht auf. Dann gebot er, die Toten an Ort und Stelle zu begraben. Große Sorge begann sich in sein Bewusstsein einzunisten. Die Kriegsführung, wie Jugurtha sie scheinbar praktizieren wollte, lag den römischen Truppen nicht.

Und das wusste Jugurtha. Immer wieder attackierten seine Krieger den Vormarsch der Römer. Sie tauchten wie aus dem Nichts auf, töteten ohne Gnade und Erbarmen und verschwanden ebenso schnell wieder, wie sie gekommen waren. Sie von Soldaten verfolgen zu lassen wagte der Konsul schon nicht mehr, dann er musste fürchten, dass sie in einen Hinterhalt ritten und niedergemacht wurden.

Dennoch marschierte Albinus weiter. Und im Sommer erreichte sein Heer schließlich Vaga, die Stadt, von der er annahm, dass dort Jugurtha residierte und von dort aus seinen Guerillakrieg gegen Rom organisierte.

Eine Abordnung aus der Stadt kam den Römern entgegen. Der Konsul befahl, die Stadt zu umzingeln. Während dies geschah, empfing er die Gesandten aus Vaga. Es waren sechs Männer, keiner unter sechzig, ängstlich und verunsichert.

„Seid ihr gekommen, um die Stadt an mich zu übergeben und mir König Jugurtha auszuliefern?“, fragte Albinus die Parlamentäre und fixierte sie der Reihe nach mit strengem Blick.

Sie zogen die Köpfe ein, rangen die Hände und schließlich antwortete einer: „Die Stadt kannst du haben, Konsul. Die Tore stehen euch offen, und du musst nicht fürchten, dass auch nur ein einziger Pfeil von unseren Wehren in eure Richtung fliegt, denn es gibt in der Stadt nur noch Frauen und Kinder, Alte und Gebrechliche, aber nicht einen einzigen Krieger.“

Während der Numider sprach, hatte sich die Stirn des Konsuls in Falten gelegt und sein Blick hatte sich noch mehr verdüstert, denn er begann zu ahnen, dass Jugurtha die Stadt aufgegeben hatte. Er kleidete seine Vermutung in eine Frage. „So sind Jugurtha und seine Krieger?“

„Suthul?“, kam es fragend von Albinus.

Die Parlamentäre durften in die Stadt zurückkehren. Albinus berief seinen Stab ein, unter seinen Vertrauten befand sich auch sein Bruder Aulus Postumius Albinus, den der Konsul zu einem seiner Legaten berufen hatte.

„In Rom finden zum Ende des Jahres die Neuwahlen statt“, gab Aulus Postumius Albinus, der Bruder des Konsuls, zu bedenken. „Du als Konsul musst in den Komitien den Vorsitz führen. Du weißt sicher, was das bedeutet.“

„Und hier muss ein Proprätor deine Aufgaben übernehmen“, stieß einer der Offiziere hervor.

„Man sollte mit Jugurtha in die Friedensverhandlungen einsteigen“, meinte sein Bruder.

„Man könnte ihm Frieden anbieten“, ließ Aulus Postumius Albinus nicht locker. „Ja, man müsste ihn in Sicherheit wiegen. Und dann, wenn er am allerwenigsten damit rechnet, verhaften wir ihn, bringen ihn nach Rom und lassen das Volk entscheiden, wie mit ihm zu verfahren ist.“

Der Konsul hatte es mit einer Stimme gesprochen, die keinen Widerspruch mehr zuließ.