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Pete Hackett

Jugurtha, die Geißel Roms #10

Flucht durch die Wüste





BookRix GmbH & Co. KG
80331 München

Jugurtha, die Geißel Roms

Historisches Serial - Episode 10

von Pete Hackett

 

Der Umfang dieses Buchs entspricht 48 Taschenbuchseiten.

 

 

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Episode 10: Flucht durch die Wüste

Die Antwort des Metellus fiel folgendermaßen aus: Jugurtha sollte an Rom zweihunderttausend Pfund Silber bezahlen, darüber hinaus forderte er sämtliche Elefanten, jedes zweite Pferd, das auf den Weiden in Numidien stand, sowie sämtliche Waffen, die nicht für die Jagd benötigt wurden.

Des Weiteren wären sämtliche numidischen Krieger gefesselt in die Provinz zu überführen, schließlich und endlich habe sich Jugurtha, nachdem er die Erfüllung sämtlicher Auflagen überwacht habe, mitsamt seiner Familie nach Tisidium zu begeben und sich und die seinen in die Hände Metellus’ auszuliefern.

Nun flohen die meisten der Krieger nach Mauretanien und suchten bei König Bocchus unterzukommen.

„Metellus hat mit keinem Wort erwähnt, mein König“, sagte ich, „dass er dein Leben und das deiner Familie verschont.“

Jugurtha nagte an seiner Unterlippe, sein Blick war finster, versonnen starrte er auf einen unbestimmten Punkt im Raum. „Ja“, murmelte er schließlich, „das ist mein Problem, seit man mir seine Antwort übermittelt hat. Er will auch nicht mit mir verhandeln sondern stellt Forderungen, und wenn ich sie nicht annehme, schickt er seine Truppen. Das ist nicht der Friede, den ich mir vorstelle.“

„Unsere Krieger fliehen in Scharen aus dem Land und bitten bei deinem Schwiegervater in Mauretanien um Asyl. Du solltest darüber nachdenken, mein König, ob es für dich nicht auch besser wäre, König Bocchus um Schutz zu bitten.“

Jugurthas Zähne knirschten, seine Kiefern mahlten. In seinen dunklen Augen sah ich Unschlüssigkeit. „Vielleicht sollte ich doch, soweit es mir möglich ist, die Forderungen des Metellus erfüllen“, murmelte er. „Ob Bocchus sich meinetwegen gegen Rom stellt ist fraglich. Wenn Metellus den Krieg weiterführt, ist mein Untergang gewiss. Meinst du nicht, mein Freund, dass Krieg das letzte ist, das ich wählen sollte?“

Ich wiegte den Kopf. „Der Fall vom Königsthron in die Knechtschaft ist schwer und tief“, versetzte ich.

Mit einem Ruck erhob sich Jugurtha von seinem Lehnstuhl. Jetzt wirkte er plötzlich absolut entschlossen. „Wahrscheinlich findet es mit der Knechtschaft gar nicht sein Ende“, stieß er hervor. „Vielleicht für meine Familie, aber nicht für mich. Rom will meinen Kopf. Und den möchte ich behalten – unter allen Umständen.“

Ich hatte ihn überzeugt. Also verließen wir Zama, aber nicht um uns in die Provinz zu Metellus zu begeben, sondern um nach Mauretanien zu fliehen.

Bocchus gewährte Jugurtha Asyl. Und er verbündete sich sogar mit seinem Schwiegersohn, stellte ihm Geld und Krieger zur Verfügung und all jene Männer, die die Flucht nach Mauretanien der Auslieferung an die Römer vorgezogen hatten, stellten sich wieder unter den Befehl ihres Königs und Feldherrn Jugurtha.

Und Jugurtha schickte Boten nach Numidien zu den Vorstehern der Städte, die von ihm abgefallen waren, versprach hohe Belohnungen, wenn sie ihm erneut den Treueid leisteten und drohte mit Tod und Zerstörung, wenn sie ihn verweigerten. Nachdem der Winter vorbei war, fiel er mit seinen Truppen selbst ins Land ein und zog eine blutige Fährte des Terrors. Er überfiel die römischen Besatzungen in den Städten, tötete die Legionäre und verschonte die römischen Sklaven unter der Voraussetzung, dass sie ihm die Treue schworen.

Dann kam der Tag, an dem in Rom und in den römischen Provinzen und Klientelstaaten das Fest der Ceres, der römischen Göttin des Ackerbaus, der Fruchtbarkeit und der Ehe, gefeiert wurde. Auch in Vaga, in der eine römische Besatzung lag, waren die Vorbereitungen für das Fest getroffen worden. Man freute sich auf die Spiele, die zu Ehren der Göttin aufgeführt wurden, und auf die reichlichen Speisen und Getränke. Man wollte einfach nur ausgelassen sein in diesen schweren Zeiten vor dem erneuten Krieg, zu dem Metellus in der Provinz mit dem Segen des römischen Senats rüstete.

Die Vagenser luden anlässlich des Festes die römischen Offiziere und natürlich auch den Kommandanten der Besatzer, sein Name war Titus Turpilius Silanus, in ihre Häuser ein, um ihren guten Willen, den Frieden halten zu wollen, zu bekräftigen und um Freundschaften zu begründen oder zu festigen.

So begründeten sie ihre Einladungen.

Aber die Stadtoberen waren von Jugurtha gekauft.

Und als das Fest im vollen Gange war, fielen die Gastgeber und ihr Gesinde über die Römer her und ermordeten sie. Und dann begann eine Hetzjagd auf die Legionäre, die in Vaga stationiert waren. Da die Vagenser die Tore schlossen und bewachten, gelang es keinem der Soldaten, aus der Stadt zu fliehen. Sogar die Frauen und Kinder mischten mit, indem sie von den Dächern ihrer Häuser Steine auf die Römer warfen. Es war ein furchtbares Gemetzel und es floss nur Römerblut an diesem unseligen Tag. Als der Abend anbrach, war auch der letzte römische Besatzungssoldat – bis auf einen - tot. Titus Turpilius Silanus, den Kommandanten der römischen Besatzung, ließen die Vagenser am Leben. Er sollte die Botschaft vom Abfall der Stadt von Rom in die Provinz zu Metellus bringen.

Jugurtha triumphierte. Und er verstärkte seine Attacken gegen die römischen Besatzungen, kaufte die Menschen und bezahlte sie für Mord und Totschlag. Die einen waren ihm zu Willen, weil er sie mit Geschenken und Versprechungen überhäufte, die anderen, weil er ihnen mit den schlimmsten Folgen drohte, sobald er den letzten Römer aus Numidien hinausgeworfen oder in seinem Reich begraben hatte.

Die Hoffnung Jugurthas bestand darin, dass Rom die Armee des Metellus nach Italien abberief, um die Germanen davon abzuhalten, auf römischem Territorium für sich Siedlungsplätze in Anspruch zu nehmen.

„Nun“, versetzte ich, „Marius entstammt einer römischen Adelsfamilie, er ist ein hervorragender Soldat, sein Mut ist sprichwörtlich, er verhält sich vorbildlich und – er ist unbestechlich.“

„Und? Hat Metellus zugestimmt?“

„Wie hat Marius reagiert?“, fragte ich. Wie ich Gaius Marius einschätzte, war er nicht der Mann, der sich durch solche Äußerungen von dem Weg abbringen ließ, den zu gehen er sich vorgenommen hatte.

„Die Frage ist, wie man in Rom darauf reagiert“, murmelte ich.

Er täuschte sich.