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Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

Zwischenspiel 1

2.

3.

4.

5.

Zwischenspiel 2

6.

7.

8.

9.

10.

11.

12.

Zwischenspiel 3

13.

14.

Glossar

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

 

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Nr. 2241

 

Die Todbringer

 

Die Kriegsherrin der Motana ruft – das Ziel ist Baikhal Cain

 

Arndt Ellmer

 

 

 

Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt

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Im Jahr 1332 NGZ sind Perry Rhodan und Atlan, die ehemaligen Ritter der Tiefe, schon seit vielen Wochen verschollen im – noch – vom Standarduniversum entrückten Raum des Sternenozeans von Jamondi.

Hier stehen sie den menschenähnlichen Motana im Kampf gegen die Unterdrücker Jamondis zur Seite, gegen die Kybb. Die Unterdrückten brauchen zunächst zweierlei: Hoffnung und Symbole. Beides verkörpern am ehesten die mystischen Schutzherren von Jamondi, die allerdings schon vor langer Zeit durch einen Verräter aus den eigenen Reihen getötet wurden.

An der Seite des Nomaden Rorkhete und der prophezeiten Befreierin Zephyda suchen Rhodan und Atlan den Grauen Autonomen auf. Von ihm erfahren sie, dass sie selbst zu den neuen Schutzherren werden könnten ...

Der Graue Autonom gibt Zephyda außerdem einen Rat: Sie muss ihr gesamtes Volk hinter sich bringen und an der Beseitigung der Kybb-Gefahr arbeiten. Um hierbei erfolgreich zu sein, benötigt sie allerdings neben Bionischen Kreuzern auch DIE TODBRINGER ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Zephyda – Die Kriegsherrin der Motana ruft zum Kampf gegen die Kybb-Cranar auf.

Corestaar – Der Karthog von Roedergorm muss sich der Macht der »Sanften Woge« stellen.

Selboo – Der seltsame Todbringer rettet Leben.

Atlan – Der Arkonide betätigt sich als Lehrer.

Perry Rhodan – Der Terraner beginnt die Suche nach den Schildwachen.

1.

 

Da war der Schatten wieder – eine unscharfe Silhouette auf den groben Steinplatten des Fußbodens, reglos und auf seltsame Weise bedrohlich. Corestaar starrte auf das plumpe Abbild, das zu jedem Bewohner der Feste Roedergorm gehören konnte, aber auch zu jedem Lebewesen aus dem Tiefland oder jedem der Besucher aus dem All.

Egal, wer und wie – wo ein Schatten existierte, gab es auch eine Gestalt, die ihn warf.

So schnell es ging, humpelte Corestaar los. Diesmal durfte der Schemen ihm nicht entwischen. Zu lange trieb er es schon.

Der Karthog stützte sich an der Wand ab. Er schaffte es bis zehn Schritte vor der Abzweigung. Die dunkle Silhouette auf dem Steinboden verschwand von einem Augenblick auf den anderen.

Corestaar ging schneller. Sein gesundes Bein arbeitete jetzt wie besessen. Der Gehstock klapperte dazu gleichmäßig im Takt. Das Poltern des Holzbeins auf den steinernen Fliesen passte nicht dazu, es brachte ihn aus dem Rhythmus. Er erreichte den Seitenkorridor, griff mit den Fingern der freien Hand nach der Mauerecke und zog sich hastig vorwärts.

Bei den Schutzherren! Keuchend blieb er stehen. Der Korridor war leer. Er spürte nicht einmal einen Luftzug. Dann jedoch knackte leise eine der Türen.

Corestaar humpelte weiter. Er stieß die erste Tür auf, die zweite, die dritte. Die Räume waren leer. Gestapelte Bänke und Tische deuteten darauf hin, dass das Personal sie als Lager nutzte.

Der Karthog entdeckte eine Nische, an die sich eine Wendeltreppe anschloss. Als er vorsichtig den Kopf nach vorn streckte und nach unten spähte, wehte ihm ein kühler Lufthauch entgegen. Jemand hatte eine Tür ins Freie geöffnet.

»Wer immer du bist, bleib stehen!«, rief er.

Es blieb still. Ein leises Schaben von Stein auf Stein war alles, was zu ihm drang. Er lehnte sich mit der Stirn gegen die Wand. Seiner Brust entrang sich ein leises Stöhnen.

Corestaar versank in tiefer Nachdenklichkeit. Der Schatten begleitete sein Leben schon seit Wochen. Immer dann, wenn er am wenigsten damit rechnete, tauchte er auf. Und jedes Mal verschwand er schneller, als der Karthog ihm zu folgen vermochte.

Während der Motana den Rückweg antrat, suchte er nach Erklärungen. Handelte es sich um eine Halluzination, hervorgerufen durch die Gesänge in der SCHWERT? Zusammen mit Kischmeide hatte er zu den Quellen gehört, die das Schiff ins Weltall gelenkt hatten.

Er wies den Gedanken von sich. Es lag nicht an den Gesängen. Nach allem, was der Karthog und die Planetare Majestät über die Vergangenheit ihres Volkes wussten, verursachten die Gesänge keine Nebenwirkungen.

Corestaar glaubte auch nicht an ein Gespenst, schon gar nicht an das eines Toten, den er zu Asche hatte verbrennen und danach im Gebirge verstreuen lassen. Nein, Eisenpanzer spukte nicht durch die Festung. Sein potenzieller Nachfolger als Karthog hatte auch keine Freunde gehabt, die dem Anführer jetzt einen Streich spielen wollten. Nein, wer immer ihn da zum Narren hielt, verfolgte andere Ziele.

Ich werde dich finden!, dachte Corestaar. Und wenn ich jeden Winkel der Stadt durchsuchen muss. Dann wird sich schnell herausstellen, welches Spiel du mit mir treibst.

 

*

 

Seine Schritte hallten hohl von den steinernen Fliesen der Brücke wider. Ein Stiefelschritt, ein Holzbeinschritt – das Klacken machte Corestaar nervös. Immer wieder blieb er stehen, beäugte wütend die Umrisse der ungeliebten und plumpen Prothese unter seinem Gewand. Einmal versetzte er ihr sogar einen Schlag mit dem Gehstock. Als etliche Korridore und Treppen später die eiserne Tür in seinem Blickfeld auftauchte, überkam ihn Erleichterung.

Gleich stehst du oben!, dachte er. Auf dem Platz, der deiner ist. Aber für wie lange noch?

Das Gestänge quietschte beim Entriegeln, die Scharniere klemmten. Ein Vierteljahr hatte er den Turm nicht mehr bestiegen – seinen Turm. Drei ganze Monate ... so lange war es her, dass die Motana von der SCHWERT sein Leben und das aller Bewohner Roedergorms und Tom Karthays zum ersten Mal berührt – und völlig durcheinander gebracht – hatten. Die Traditionen galten nicht mehr, jedenfalls nicht mehr so wie bisher, und irgendwie war es ihm daher richtig erschienen, auch den Turm nicht mehr aufzusuchen. Jetzt aber trieb ihn eine innere Stimme wieder hinauf zu den Zinnen. Er versuchte ihr zu widerstehen, aber es ging nicht. Auf eine kaum zu beschreibende Weise war er ihr ausgeliefert.

Weiter!

Keuchend erklomm er die Stufen. Auf der Höhe der dritten Etage legte er eine Atempause ein. Sinnend betrachtete er den Stock in seiner Hand. Früher wäre er nie auf den Gedanken gekommen, eine Gehhilfe zu benutzen. Inzwischen brauchte er sie dringend. Sein täglicher Weg durch die Feste Roedergorm und das umliegende Gebirge verlangte ihm mehr ab als früher.

Der Gehstock stellte seinen Tribut an die neue Zeit dar. Er bot ihm nicht nur äußeren, sondern auch inneren Halt.

Corestaar ertappte sich dabei, wie er mit dem harten Holzstab gegen die Wand schlug, immer und immer wieder. Die Schläge knallten im Treppenhaus des Turms wie Peitschenhiebe. Hastig, als fühle er sich ertappt, hielt er inne und setzte seinen Aufstieg fort.

Was ist bloß mit dir los?, fragte er sich.

Seit Wochen schon befiel ihn diese innere Unruhe, mal morgens, mal abends oder auch mitten am Tag. Sie jagte ihm Angst ein, gaukelte ihm vor, er würde sich nach und nach verändern, bis er nicht mehr der Motana wie früher war, der Bergwerksarbeiter, der sich bis zum Herrscher emporgearbeitet hatte – eine einsame Karriere in der Geschichte dieser unwegsamen Region Tom Karthays.

Dies war sein Turm, ein Bauwerk und Symbol, um das ihn Tausende Männer beneideten. Einmal oben zu stehen, vom Zentralturm aus die Aussicht über die Feste und das Gebirge zu genießen, das war bestimmt der Traum eines jeden Roedergormers.

Und doch wusste Corestaar, dass in diesen schweren Zeiten eigentlich keiner mit ihm tauschen wollte. Später vielleicht ...

Diese innere Unrast – hatte er nicht in der Folge ihres Auftretens zum ersten Mal den Schatten gesehen?

Wieder blieb er stehen, nutzte die fünfte Etage für eine weitere Verschnaufpause.

Was wirst du den Bewohnern der Stadt sagen? Seit Tagen schob er es vor sich her. Schlaflose Nächte lagen hinter und bestimmt auch vor ihm. Zögere es nicht länger hinaus. Je öfter du zu ihnen sprichst, desto dichter wissen sie dich an ihrer Seite. Du bist der Karthog!

Er schluckte krampfhaft. Der Kloß in seinem Hals saß fest und rutschte kaum. »Hört mich an, Männer und Frauen Roedergorms. Was ich euch zu verkünden habe, verändert euer Leben noch stärker als bisher. Danach wird es vielleicht nie mehr so sein wie zuvor.« Er murmelte den vorbereiteten Text vor sich hin. »Bald werden viele von uns die Stadt und unsere Heimatwelt verlassen. Bereitet euch auf den Zeitpunkt vor, da die Kriegsherrin euch ruft ...«

Seine Finger krampften sich um den Stock, noch ein Reflex der Tradition: Kriegsherrin ... Noch vor einem Jahr wäre ihm der Gedanke, dass eine Frau seine Männer in einen Krieg führen würde, absurd erschienen. Drei Monate konnten nicht ausgereicht haben, um alles Alte fortzuwischen, und das war irgendwie beruhigend: Die Zeit verriet ihm, dass die Kultur Roedergorms kein reiner Irrweg gewesen war, sondern dass sie jenen anderen Kulturen der Motana ihrerseits auch etwas zu geben hatte, so, wie sie ihrerseits von den anderen lernten.

Auf diese Weise wuchs zusammen, was seit Jahrhunderten getrennt war. Gegenseitige Annäherung, das war das Schlüsselwort.

Die letzten dreißig Stufen bis zur obersten Plattform legte er gemächlich und ohne die innere Hast zurück, die ihn seit dem Erwachen durch die Feste trieb. Erleichtert musterte er die schwere Holztür, die den Ausgang verschloss und den Turm vor eindringendem Staub und Flodder schützte. Drei Töpfe mit pechgetränkten Lappen hingen in ihren Halterungen. Im nächtlichen Dunkel spendeten sie Licht und verhinderten einen Sturz auf der Treppe. Corestaar benutzte diese Fackeln seit Jahren nicht mehr. Es war sein Beitrag zur nächtlichen Verdunkelung der Feste Roedergorm, die in sternenklaren Nächten wie auf dem Präsentierteller hoch über der Nebelzone lag.

Selbst ein winziger Lichtschein hätte die Aufmerksamkeit der Kybb-Cranar erregen können, hieß es. Deshalb verdunkelten sie die Feste jede Nacht. Sie taten es seit Jahrtausenden, seit der Gründung der Stadt. Auch das war eine Tradition. Und vielleicht würde ihre Notwendigkeit eines Tages wegfallen. Es würde ein Tag sein, den der Karthog gerne noch selbst erleben würde, und er würde alles dafür unternehmen, dass es so kam.

Entschlossen stieß Corestaar die Tür auf. Sie klemmte ein wenig. Er stemmte sich gegen das Holz. Sand hatte sich draußen gesammelt. Zentimeterhoch bedeckte er den Boden. Dem Karthog gelang es mit Mühe, die Tür wenigstens ein Stück aufzuschieben.

Er zwängte sich ins Freie. Automatisch suchte sein Blick den Turm des nördlichen Vorwerks. Undeutlich schälte sich dessen Silhouette aus dem feuchten Morgennebel. Corestaar sah einen Schatten, der sich bewegte. Der schwarze Fleck huschte einmal quer über die Plattform, ehe er zwischen den Zinnen untertauchte.

Der Karthog ließ ein Lachen hören. »Zeig dich, du gesichtsloser Feigling!«

Alles blieb still. Der Schatten besaß keine Ohren und keinen Mund. Er geisterte durch die Feste, ein Symbol der Veränderungen, die aus der beschaulichen Stadt im Gebirge innerhalb von wenigen Wochen eine brodelnde Metropole gemacht hatten. Der Einzug von Frauen aus dem Tiefland und von fernen Planeten wirbelte das Reich der Männer durcheinander.

Doch aus dem Durcheinander erwuchs neue Ordnung: Die neue Partnerschaft zwischen der Feste und den Karthay-Orten funktionierte nach Anlaufschwierigkeiten erstaunlich gut. Angesichts der Bedeutung, die den Männern der Stadt plötzlich zukam, fiel es ihnen mit jedem Tag leichter, die Anwesenheit selbstbewusster Frauen zu ertragen. Probleme gab es dennoch, aber die Zahl der durch Duelle und andere gewaltsame Umstände zu Tode Gekommenen in der Zeit seit der Ankunft der Kriegsherrin betrug weniger als ein Dutzend.

Der Karthog trat an die Brüstung. Er ließ seinen Blick über die Stadt schweifen. Die Feste erinnerte an ein riesiges Lebewesen, das mitten zwischen den Gipfeln des Gebirges saß, ein schwarzes Ungeheuer, das sich gleichzeitig duckte und seine spitzen Gliedmaßen abwehrbereit nach oben streckte.

Architektur der Vorfahren! Einst hatten sie auf der Flucht vor den kybernetischen Zivilisationen die Welt Tom Karthay erreicht und sich zunächst Höhlen im Tiefland und im Sockel des Gebirges gegraben. Später waren sie hinaufgezogen über die Staubsuppe, wo die Luft besser war und sich der Geist freier entfalten konnte.

Corestaar ließ achtlos seinen Stock fallen. Er klammerte seine Finger um die Brüstung, holte geräuschvoll Luft. »Männer und Frauen Roedergorms, hört mich an ...!«, rief er. Seine Stimme hallte über die Feste hinweg, drang in jede Häuserschlucht und unter jede Brücke. Hier oben brauchte er keinen Stimmverstärker wie unten am Tor. Selbst in den Häusern und Kellern hörten sie ihn. Die Baumeister früherer Jahrtausende hatten dafür gesorgt.

Corestaar entdeckte Bewaffnete seiner Leibgarde, die zusammen mit Frauen aus dem Tiefland eine der weit verzweigten Treppen hinabstiegen. Sie vernahmen seine Stimme, aber sie beachteten die Worte nicht.

Mit seinem Blick folgte er ihren ausgestreckten Armen, blinzelte in das Licht der morgendlichen Sonne.

Ein riesiger Vogel stürzte sich auf die Stadt herab.

 

*

 

Tom Karthay besaß keine große Tier- und Vogelwelt. Den Luftraum des Gebirges beherrschten die Hakenschnäbler – die einzige Vogelart des Planeten. Die Tiere lebten von der Zufütterung durch die Männer im Bergwerk. Da mal ein Happen, dort ein Fetzen. Auf diese Weise brachten sie jedes Jahr ihre Brut über die heiße Jahreszeit.

Ohne diese einseitige Abhängigkeit, da war Corestaar sicher, wäre der einzige Vogel Tom Karthays längst ausgestorben. Fliegen konnte er nur oberhalb der Staubsuppe. Seine Beutetiere lebten aber größtenteils unter ihr. Das Gebirge hatte der Hakenschnäbler in den Hoch-Zeiten seiner Population so gut wie kahl gefressen. Es gab nicht einmal mehr Glibberechsen in den Hochtälern oder Fische in den Gewässern.

Aber der Vogel, den Corestaar jetzt sah, war kein Hakenschnäbler und auch kein anderes Lebewesen, wie er sie kannte. Im Licht der tief stehenden Morgensonne wurde er zu einem fliegenden Teppich, und Augenblicke später ähnelte er einer Wolke, deren Ränder sich bewegten. Dann kippte das Ding steil nach unten, verwandelte sich dabei in einen Felsbrocken.

Es handelte sich ebenso um eine optische Täuschung wie der vermeintliche Sturzflug.

Corestaar erkannte erste Einzelheiten. Das Gebilde besaß eine Maserung aus grauen, braunen und ockergelben Farben. Obwohl es zweifellos dazu imstande war, bewegte es die Schwingen nicht auf und ab, gaukelte dem Beobachter am Boden eine Thermik vor, die es in dieser frühen Stunde gar nicht gab.

Ein Bionischer Kreuzer!

Vor Erregung begann der Karthog zu zittern. Noch nie hatte er einen solchen Anblick erlebt. Es war ein gewaltiger Unterschied, selbst in einem solchen Ding zu fliegen oder es von außen majestätisch herangleiten zu sehen.

So viele Jahrtausende war kein Bionischer Kreuzer mehr über die Oberfläche Tom Karthays geflogen, und nun binnen eines Vierteljahres war es fast schon zur Gewohnheit geworden – zumindest in den Städten der Frauen, wie man so hörte. Bis Roedergorm kamen die Raumschiffe der Motana selten.

Ist es die SCHWERT?, fragte Corestaar sich. Von den Treppen der Stadt hörte er dieselbe Frage.

Das Schiff glitt weiter durch die Lüfte, beschrieb einen Bogen hinüber zu den Gipfeln und den Steilwänden über dem Bergwerk. Anschließend senkte es sich langsam der Stadt entgegen.

Ein unglaubliches Bild ...

Atemlos sah Corestaar zu, wie der Bionische Kreuzer einen Halbkreis über der Stadt beschrieb, wie sich die mächtigen Schwingen gemächlich bewegten, wie das Schiff kurz mit dem Bug nach unten zielte und dann blitzartig vorwärts schoss, hinaus über das Tiefland, wo unter dem undurchdringlichen Nebel die Karthay-Orte lagen.

Corestaar sah einen Blitz. Er raste vom Schiff schräg nach unten in den Nebel. Augenblicke später sank der Bionische Kreuzer abwärts. Stückchenweise verschwand er in der Staubsuppe.

Zurück im Ozean!

Corestaar nahm die Hände von der Brüstung. Noch immer bebte sein Körper unter dem Eindruck des Gesehenen. Wenn es eines Zeichens des Aufbruchs in die neue Zeit bedurft hätte, das Erscheinen des Kreuzers über der Feste wäre es gewesen.

So aber nahm der Karthog es als das, was es wohl sein sollte, ein Gruß der Motana, die in der Tiefebene trainierten und rund um den Karthay-Ort Kimte ihre Kabinen in den Schiffen bezogen hatten.

Eine seltene Leichtigkeit erfüllte Corestaar. Beschwingt stieg er den Turm hinab in die Stadt. Vor der Eisentür wartete ein Motana auf ihn.

»Selboo!« Der Karthog hielt überrascht inne. Den Koordinator der Quellen-Teams hatte er zu dieser Stunde nicht in der Feste erwartet. »Was gibt es?«

»Du hattest mich gebeten, dich zu benachrichtigen, wenn es so weit ist.«

Corestaar dachte angestrengt nach. »Ich weiß nicht, was du meinst ...«

»Es geht um Sephana.«

Der Name sagte dem Karthog nichts. Selboos Blick ging durch ihn hindurch, als sei der Motana ebenfalls nicht ganz bei der Sache.

»Sephana?«, fragte Corestaar leise.

»Du selbst hattest sie in meine Obhut gegeben.«

Endlich verstand er, wen der Mann von Ash Irthumo meinte. »Die Zofe!«

»Sie hat soeben den Beweis für ihre Fähigkeiten erbracht.« Selboo deutete zum Himmel hinauf. »Sie steuert dieses Schiff, das wir gesehen haben.«

»Sie steuert ...« Corestaar brauchte ein paar Augenblicke, bis er sich der Tragweite dieser Worte bewusst wurde.