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Fußnoten

1

Europaweit war zwischen 1920 und 1938 Österreich umgerechnet auf die eigene Bevölkerungsanzahl führend in der Verurteilung Homosexueller. In Deutschland, Schauplatz von Verwirrung der Gefühle, setzte § 175 des deutschen Strafgesetzbuches seit dem Inkrafttreten des Reichsstrafgesetzbuches 1872 noch bis 1994 sexuelle Handlungen zwischen Personen männlichen Geschlechts unter Strafe: »Die widernatürliche Unzucht, welche zwischen Personen männlichen Geschlechts oder von Menschen mit Thieren begangen wird ist mit Gefängniß zu bestrafen; auch kann auf Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte erkannt werden.« Die mehr als 140 000 in diesem Zeitraum Verurteilten erwartete eine Höchststrafe von bis zu fünf Jahren Gefängnis, nach § 175 a in »erschwerten Fällen« zwischen einem und zehn Jahren Zuchthaus.

2

Brief Freuds an Zweig, 4. September 1926, in: Stefan Zweig, Briefwechsel mit Hermann Bahr, Sigmund Freud, Rainer Maria Rilke und Arthur Schnitzler, hrsg. von Jeffrey B. Berlin, Hans-Ulrich Lindken / Donald A. Prater, Frankfurt a. M. 22007, S. 177 ff.

3

Ulrich Weinzierl, Stefan Zweigs brennendes Geheimnis, Wien 2015, S. 83166.

4

Sergej M. Eisenstein, Yo – Ich selbst, Memoiren, Bd. 1, hrsg. von Naum Klejman / Walentina Korschunowa, Frankfurt a. M. 1988, S. 143.

5

Stefan Zweig, »Die Welt von Gestern«, in: Gesammelte Werke in Einzelbänden, Frankfurt a. M. 52007, S. 141.

6

Ebd., S. 148.

7

Ebd., S. 149.

8

Brief Freuds an Zweig, 4. September 1926, in: Briefwechsel 2007, S. 178 f.

9

Brief Zweigs an Freud, 8. November 1926, in: Briefwechsel 2007, S. 180.

10

Donald Prater, Stefan Zweig. Das Leben eines Ungeduldigen, München 1981, S. 233.

11

Brief Werfels an Zweig, 14. September 1926, in: »Der unveröffentlichte Briefwechsel zwischen Franz Werfel und Stefan Zweig«, mitgeteilt und kommentiert von Jeffrey B. Berlin / Hans-Ulrich Lindken, in: Modern Austrian Literature. Journal of the International Arthur Schnitzler Research Association 24, H. 2, 1991. Special Franz Werfel Issue, S. 89122, hier: S. 101.

12

Brief Romain Rollands an Stefan Zweig, 20. September 1926, in: Romain Rolland / Stefan Zweig, Briefwechsel 1910–1940, Bd. II, Berlin 1987, S. 184.

13

Brief Zweigs an Rolland, 25. September 1926, (s. Anm. 12), S. 184. Mit »Johann Christoph« meint Zweig Rollands Roman Jean Christophe (erschienen in zehn Bänden zwischen 1904 und 1912 in Paris).

14

Brief Schnitzlers an Zweig, 2. Oktober 1926, in: Briefwechsel 2007, S. 422f.

15

Brief Gorkis an Zweig, 9. November 1926, in: Maxim Gorki / Stefan Zweig, Briefwechsel, hrsg. von Kurt Böttcher, Leipzig 31980, S. 46 f.

16

Brief Maxim Gorki an Ilja W. Wolfsohn, 12. November 1926 (s. Anm. 15), S. 93.

17

Brief Leopold von Andrian an Hugo von Hofmannsthal, 8. April 1928, in: Hugo von Hofmannsthal / Leopold von Andrian. Briefwechsel, hrsg. von Walter Perl, Frankfurt a. M. 1968, S. 408.

18

Alfred Pfoser, »Verwirrung der Gefühle als Verwirrung einer Zeit. Bemerkungen zum Bestsellerautor Stefan Zweig und zur Psychologie in seinen Novellen«, in: Stefan Zweig 1881/1981. Aufsätze und Dokumente, hrsg. v. d. Dokumentationsstelle für neuere österreichische Literatur, Wien 1981 (= Zirkular. Sondernummer 2. Oktober 1981), S. 718, hier: S. 15.

19

Lorna Martens, »Geschlecht und Geheimnis: expressive Sprache bei Stefan Zweig«, in: Stefan Zweig heute, hrsg. von Mark Gelber, New York 1987, S. 4464; hier: S. 50f.

20

Gabriella Rovagnati, »Eklektisches Experimentieren. Die ersten Arbeiten für das Theater«, in: Gabriella Rovagnati, »Umwege auf dem Wege zu mir selbst«. Zu Leben und Werk Stefan Zweigs, Bonn 1998, S. 107. Siehe auch: Gabriella Rovagnati, »Stefan Zweig und das elisabethanische Zeitalter«, in: Mark Gelber / Anna-Dorothea Ludewig (Hrsg.), Stefan Zweig und Europa, Hildesheim u. a. 2011, S. 149164.

21

Gabriella Rovagnati, (s. Anm. 20), 1998, S. 98.

22

Rolf Füllmann, ›Stefan Zweigs Verwirrung der Gefühle‹ und die Entwirrung konstruierter Geschlechterverhältnisse«, in: Der Mensch als Konstrukt: Festschrift für Rudolf Drux zum 60. Geburtstag, Bielefeld 2008, S. 181198; hier: S. 185.

23

Ebd., S. 277.

24

Ebd., S. 193.

25

Ebd., S. 194.

26

Jean-Pierre Lefebvre, »Notices et notes zu ›Confusion des Sentiments [Verwirrung der Gefühle]‹, in: Stefan Zweig: Romans, nouvelles et récits, Bd. I., hrsg. von Jean-Pierre Lefebvre. Paris 2013, S. 14141418; hier: 1414f.

27

Erich Ebermayer, Eh ich’s vergesse… Erinnerungen an Gerhart Hauptmann, Thomas Mann, Klaus Mann, Gustaf Gründgens, Emil Jannings und Stefan Zweig, hrsg. und mit einem Vorwort von Dirk Heißerer, München 2005.

28

Stefan Zweig, »Der Kampf mit dem Dämon: Hölderlin – Kleist – Nietzsche«, in: Gesammelte Werke in Einzelbänden. Frankfurt a. M. 2004, S. 175.

29

Tatjana Marwinski, »Présentation de La confusion des sentiments«, in: Stefan Zweig: La confusion des sentiments et autres récits. Nouvelles traductions sous la direction de Pierre Deshusses, Paris 2013, S. 915918.

30

Geoffrey Winthrop-Young, »›That Voice in the Darkness!‹, Technologies of the Tropical Talking Cure in Stefan Zweigs ›Der Amokläufer‹ and ›Verwirrung der Gefühle‹«, in: Birger Vanwesenbeeck / Mark Gelber (Hrsg.), Stefan Zweig and World Literature: Twenty- First-Century Perspectives, Rochester 2014, S. 5673, hier: S. 60.

31

Alberto Dines, »Um sereno colecionador de desesperos«, in: Stefan Zweig: Novelas insólitas. Übers. von Kristina Michahelles / Maria Aparecida Barbosa / Murilo Jardelino, Rio de Janeiro 2015, S. 710; hier: S. 10.

32

Alberto Dines, Stefan Zweig: Novelas insólitas. Übers. von Kristina Michahelles / Maria Aparecida Barbosa/ Murilo Jardelino, Rio de Janeiro 2015, S. 160.

33

Weinzierl, (siehe Anm. 3), 2015, S. 92.

34

Ebd., S. 87.

35

Ebd., S. 88.

36

Ebd., S. 92.

37

Ebd., S. 160.

38

Kexiu Yuan, »Leidenschaft zwischen dämonischem Trieb und Liebe: die Homosexualität in der Novelle ›Verwirrung der Gefühle‹«, in: Aktualität und Beliebtheit, hrsg. von Zhang Yi und Mark H. Gelber, Würzburg 2015, S. 163175; hier: S. 174.

Endnoten

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Grammophon: Vorläufer des Schallplattenspielers.

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Myriaden: eine Myriade: eigtl. 10 000; hier: unzählbar viele.

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Stendhal: Pseudonym für Marie-Henri Beyle (17831842), den Verfasser etwa der Romane La Chartreuse de Parme oder Le Rouge et le Noir.

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Algebra: wichtiges Gebiet der Mathematik, das sich mit den Bedeutungen von Rechenoperationen befasst.

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Alchimie: Geheimlehre, um den lapis philosophorum (Stein der Weisen) zu finden bzw. Gold machen und ewiges Leben geben zu können.

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geklitterte: zusammengestückelte.

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wie in homerischen Tagen … vom eigenen Blute: Anspielung auf Odysseus bzw. den 11. Gesang in Homers Odyssee, der zur Befragung der Toten ein Opfer mit seinem eigenen Blut darbringen muss.

*

Geheimrat: hier: oberster Beamter, Ministerialdirektor, auch Beamter nach langer Dienstzeit.

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Pennälern: Schülern eines Gymnasiums.

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Klügeln: Neologismus: klugtun.

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curriculum vitae: Lebenslauf.

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Kollegien: hier: Lehrveranstaltungen, für die man sich einschreiben (und früher auch bezahlen) musste.

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schleißigen: ungepflegten, schäbigen, zerschlissenen.

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Impetus: Nachdruck.

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Ludriges: Verludertes, Niedriges, Heruntergekommenes.

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Miles gloriosus: namengebende Figur aus einer Komödie des Plautus für einen prahlerischen, angeberischen Soldaten, später für eine Figur aus der commedia dell’arte, ein meist alter, angeberisch-brummbärtiger, etwas einfältiger Soldat.

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Patina: dünne Schicht, Firniss; hier: nach einiger Zeit durch äußere Einwirkung veränderte Oberfläche.

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Ladenschwengeln: ursprünglich deutlich abwertend für »Kaufmannsgehilfen«, später synonym zu Nichtsnutz.

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Kommilitonen: Mitstudenten.

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skribelnde: kritzelnde, schmierende.

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Litanei eines psalmodierenden Weißbartes: leiernder, auswendig gelernt wirkender Vortrag eines alten Mannes.

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strotterte: Verb zum Substantiv ›Strotter‹: Gelegenheitsarbeiter.

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dünken: scheinen.

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Beize: chemische Lösung zum Behandeln von Oberflächen, ätzend; hier: die scharfe Veränderung durch …

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impertinenten: herausfordernd unverschämten.

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mäkelnden: grundlos ständig kritisierenden.

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durchschwülte: Neologismus: von Schwüle durchzogen (wie »durchtränkte«).

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Sermon: Predigt; hier: hochgestochene Ansprache oder Rede.

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unaufgeschnitten: in Bogen gedruckte Bücher wurden früher oft noch unaufgeschnitten ausgeliefert, d. h. der Leser musste mit einem scharfen Feder-Messer die Seiten erst voneinander trennen bzw. die einzelnen Bogen aufschneiden.

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in die Feder will: formuliert werden kann.

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unkund: Neologismus, vgl. »unkundig« bzw. unwissend

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Fährnis: Widerfährnis, Widrigkeit, vgl. »erfahren«, »widerfahren«.

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Alma mater: wörtl.: »die nahrungsspendende Mutter«; hier: die Universität.

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Inskription: Einschreibung (früher mit finanzieller Zuwendung verbunden).

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Pedell: Hausmeister einer Schule oder Hochschule.

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burschikoser: demonstrativ jungenhafter.

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Kruppe: Kreuz eines Pferdes, im Übergangsbereich zwischen Lendenwirbelsäule, Kreuzbein und Schwanzwirbel.

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raptus: Hingerissensein.

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wie Feuer: Anspielung auf das Pfingstwunder bzw. die Begeisterung der Jünger Christi, die Mission aufzunehmen (vgl. Apg. 2,1).

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zehn Zoll: 10 × 2,54  cm, also sehr nah.

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meteorisch: wie ein Meteor, flammend und schnell.

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die Armada Spaniens: Von König Philipp II. 1588 für den Krieg gegen England in Auftrag gegeben, verlor die spanische Flotte den Kampf gegen England wegen der besseren und modernen Ausrüstung der englischen Schiffe, vor allem aber auch wegen ungünstiger Witterung und Stürmen.

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Konquistadoren: Spanische Eroberer Südamerikas.

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arkadische Gärtchen: Arkadien: fruchtbare Landschaft in Griechenland, im übertragenen Sinne als sagenhafte, idyllische Landschaft (etwa in barocken Schäferspielen oder entsprechender Dichtung).

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Bretterbau: vgl. Faust. Der Tragödie Erster Teil, »Vorspiel auf dem Theater«: Dort bemerkt der Direktor (anscheinend einer Wanderbühne, die ihre Bühne schnell auf- und abbauen kann): »Die Pfosten sind, die Bretter aufgeschlagen, / Und jedermann erwartet sich ein Fest.«

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Walstatt: altertümlich für Schlachtfeld.

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Circus maximus: Gebäude für Massenveranstaltungen im antiken Rom, hier wurden »Tierhatzen« (Kämpfe zwischen wilden Tieren) und Gladiatorenkämpfe (»blutrünstige Spiele«) abgehalten.

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Petarde: alte Waffe zum gewaltsamen Aufbrechen von Ketten, Toren oder Türen mit Hilfe von Sprengstoff.

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Blutsturz: plötzliche starke Blutung.

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Ejakulation: Samenerguss.

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umprankt: Neologismus: »mit einer Pranke umfangen hält«, vgl. »umfängt«.

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Ben Jonson: ca. 15721637: neben William Shakespeare der vielleicht wirkungsmächtigste Dramatiker der englischen Renaissance, Verfasser u. a. der Komödie Volpone, die von Zweig frei bearbeitet und erfolgreich auf internationalen Bühnen gespielt wurde. Die Komödie Epicene or The Silent Woman diente Zweig als Vorlage für das Opernlibretto Die schweigsame Frau (Musik von Richard Strauss).

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 Christopher Marlowe: 15641593, englischer Dichter, Verfasser der Dramen Tamerlan, Eduard  II., Der Jude von Malta und The Tragical History of Doctor Faust, das eine wichtige Vorlage für Goethes Faust darstellt.

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Philip Massinger: 15831640, Lyriker und einer der produktivsten Dramatiker des Elisabethanischen Theaters.

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Philip Sidney: 15541586, bedeutender Lyriker und einer der ersten Verfasser englischer Kunst-Prosa.

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Kyd: Thomas Kyd, 15581594, einflussreicher englischer Dramatiker (etwa mit The Spanish Tragedy).

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Heywoods: eigentlich Heywood: gemeint sein könnte John Heywood, um 14971580, englischer Dramatiker und Lyriker, der besonders für seine amüsanten Zwischenspiele bekannt wurde, oder Thomas Heywood: 15731641, englischer Schauspieler und Dramatiker, Verfasser zahlreicher Tragödien, Historien und Komödien.

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Spenser: Edmund Spenser (um 15521599), Lyriker und eines der erklärten Vorbilder Shakespeares.

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23,8 f.Zitat aus: Hamlet, 3. Akt, 2. Szene, Vers 23, 24.

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silbenstecherischer: veraltet für wortklauberisch, womöglich geschwätzig.

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Puritanismus: konservative religiöse Reformbewegung in England und Schottland im 16. und 17. Jahrhundert, basierend auf evangelisch reformierten bzw. calvinistischen Grundsätzen. Der Begriff wird oft auch als Synonym für »engstirnig«, »sittenstreng«, »kleinkariert«, »konservativ«, »streng-religiös« verwendet.

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King Arthur: sagenumwobene, vermutlich fiktive Gestalt; ritterlicher Anführer der Tafelrunde von Gleichgesinnten, seit dem 9. Jahrhundert in immer neuen Ausschmückungen in der englischen Literatur.

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Chaucer: Geoffrey Chaucer, um 13421400, gilt als der Verfasser der Canterbury-Tales, eines der frühesten Zeugnisse von englischer Literatur überhaupt.

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Elisabeth: Elizabeth I. (15331603), seit 1558, prägte das (auch nach ihr benannte) Elisabethanische Zeitalter, das auch als Höhepunkt der englischen Literaturgeschichte gilt.

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Repetitorium: Wiederholung von Wissen und Kenntnissen meist vor einer Prüfung.

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brüsk: direkt, unwirsch, unhöflich.

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Fraktur: hier: Ge- bzw. Zerbrochenheit.

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fast weibisch: erster von zahlreichen Hinweisen auf mögliche Homosexualität.

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inskribieren: sich einschreiben (vgl. Anm. zu 10,29 Kollegien).

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Geviert: hier: genau abgezirkelter Raum.

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Coriolan: Coriolanus, Stück von William Shakespeare um den Römer C. (entstanden zwischen 1605 und 1608), der einen Rachefeldzug führen will und selbst einem Attentat zum Opfer fällt.

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Schrunden: Risse, Spalten, Felshöhlen; hier: besonders tiefe Falten.

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Globe-Theater: 1599 im Stadtbezirk Southwark, am südlichen Themse-Ufer, errichtet, ist das Globe Theatre die berühmteste Bühne des Elisabethanischen Theaters. Es wurde bei einem Brand 1613 zerstört, im Jahr darauf wieder errichtet und 1644 abgerissen. Mehrere Stücke Shakespeares wurden im »Globe« uraufgeführt. Heute befindet sich an dieser Stelle eine Rekonstruktion des Theaters.

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Troilus und Cressida: Drama aus dem trojanischen Krieg von William Shakespeare, die erste Aufführung ist für 1603 gesichert. Shakespeare benutzte die Versdichtung Troilus and Criseyde von Geoffrey Chaucer als Vorlage.

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Satyrspiel oder eine … Tragödie: Im antiken Griechenland wurden an den Dionysien (kultischen Festen) jeweils drei Tragödien und ein Satyrspiel aufgeführt. Das grotesk-komödiantische Satyrspiel um einen bekannten mythologischen Stoff hatte die Funktion eines befreienden Nachspiels und schloss den Aufführungsreigen ab.

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Zymbalschläger: Zymbal: mit zwei Klöppeln geschlagenes Saiteninstrument (Kastenzither).

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Goethes Shakespeare-Rede: Es ist nicht zu entscheiden, ob Zweig die Rede von Johann Wolfgang Goethe »Zum Schäkespears Tag« meint, die er am 14. Oktober 1771 anlässlich des Shakespeare- Tages in Frankfurt am Main in seinem Elternhaus gehalten hat (eines der wichtigsten Dokumente des »Sturm und Drang«), oder seinen Aufsatz »Shakespeare und kein Ende« vom 12. Mai 1815.

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Raffaels »Schule von Athen«: berühmtes Gemälde von Raffael (14831520).

Raffael: Die Schule von Athen

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Büste des Pariser Ganymed: Vermutlich ist Pierre Juliens (17311804) Marmorstatue aus dem Pariser Louvre gemeint: Der Knabe Ganymed tränkt den Adler des Jupiter. Er wurde wegen seiner Schönheit vom Göttervater Zeus entführt (eine der bekanntesten homoerotischen/päderastischen Geschichten). Vgl. Ovids Metamorphosen.

Pierre Julien: Ganymed tränkt den Adler des Jupiter

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heilige Sebastian: römischer Soldat, gestorben um 288 n. Chr. in Rom, Märtyrer, der für seinen christlichen Glauben starb. Er wurde gefesselt und sein Körper von Pfeilen durchbohrt: ein häufig verwendetes Motiv in der christlichen Ikonographie.

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Evangelisten: die Verkünder der Lehre Jesu, also Matthäus, Markus, Lukas und Johannes.

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beriet meine Lektüre: beriet mich bei der Auswahl meiner Lektüre.

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Tempos: eigentlich ein Begriff aus dem Schach (ein Tempo ist ein guter, aktiver Zug, der einen Vorteil erbringt; Tempoverluste, also schlechte oder nicht hilfreiche Züge, schwächen bzw. hemmen); hier: gute Ruderschläge.

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einige Minuten später: eher unrealistische Zeitangabe.

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ephebisch: Im antiken Griechenland wurde ein junger Mann, der mit achtzehn Jahren für zwei Jahre zum Kriegsdienst eingezogen wurde, Ephebe genannt.

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Partherpfeil: Als Parther werden die Angehörigen eines nord- iranischen Volksstammes im Altertum bezeichnet.

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schleißiger: österr.: ungepflegt, ordinär, nachlässig.

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Walze: bekannte Redensart, Klischee.

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sardonischen: nicht ironisch wie der Sarkasmus, sondern beißend bitter-grimmiger Spott.

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gewürgter: mit eingeschnürter Kehle.

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mauldrescherischen: großmäuligen, angeberischen.

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Exekution: Hinrichtung.

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übertreiblichen: Neologismus: übertreibenden, zu Übertreibungen neigenden.

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sublimiert: abgehoben, erhaben, überhöht.

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krausen: ungeordneten.

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föhnige: Föhn: warmer Fallwind, ungewöhnliche Wetterlage, die bei vielen Menschen Unbehagen wie Kopfschmerzen oder Übelkeit auslöst (Wetterfühligkeit).

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stockig: muffig, alt, dumpf.

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expansiv: ausufernd.

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Stallfeuer: feuriges Verhalten eines Pferdes aufgrund von langem Eingesperrtsein in den Stall.

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Drudenfuß: Pentagramm, das den Eintritt von Geistern oder dem Teufel verhindern soll (vgl. Faust, Der Tragödie Erster Teil, Studierzimmer II).

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pürschenden: pirschenden, sich heranschleichenden.

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weidhafter: wie ein Jäger (vgl. »Waidmannsheil«).

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erniederte: Neologismus: sich aktiv erniedrigte.

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Michelangelos in den eigenen Abgrund niederstarrender Denker: Skulptur von Michelangelo Buonarroti (14751564), nicht zu verwechseln mit Rodins berühmtem Der Denker.

Michelangelo: Römischer Denker, Ausschnitt aus dem Grabmal von Lorenzo II. de Medici

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Beethovens: gemeint ist das stilisierende Gemälde von Joseph Karl Stieler (17811858) von 1820.

Josef Karl Stieler: Beethoven

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Lionardo's: Leonardo da Vincis (14521519) Gemälde.

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Griffel: altes Schreibgerät zum Ritzen in Schiefertafeln.

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Schrunden: tiefe Falten, Risse.

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zermorschte: Neologismus: aktiv morsch gewordene.

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bloß Wagner: vgl. Faust. Der Tragödie Zweiter Teil, zweiter Akt; Faust befindet sich in einem Heilschlaf, Fausts ehemaliger Schüler Wagner hat sich inzwischen zu einem selbstbewussten Alchemisten entwickelt, der einen künstlichen Menschen (»Homunculus«) schaffen will, aber am Ende auf die Hilfe von Mephisto angewiesen bleibt.

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Larve: Gesicht, auch Maske.

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in Faustens Gewand, indes der Geist umschweife in rätselhaftem Geklüft und schaurigen Walpurgisnächten: Faust ist ohnmächtig, Homunculus (der künstliche Mensch) und Mephisto reisen begleitet von Wagner auf die Klassische Walpurgisnacht nach Griechenland.

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gefältelten: wie eine Serviette künstlich gefalteten.

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indigniert: beleidigt.

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Eskapaden: Ausbrüche, Fluchten.

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Pfropf: Verschluss, auch Korken.

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jappte: norddeutsch und mitteldeutsch umgangssprachlich: japste, schnappte nach Luft.

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Lohe: Feuerlohe, durch Wind angefachtes Feuer.

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kataraktisch: wie ein Wasserfall über mehrere Stufen.

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der Schiffskatalog Homers: Der Schiffskatalog (neon katalogos), der die Namen und Herkunftsorte aller Anführer und Krieger sowie die Anzahl der Schiffe der an den Kämpfen beteiligten Griechen auflistet, entstand vermutlich im 8. Jh. v. Chr. und gilt als ältestes Werk europäischer Literatur und ist im zweiten Gesang der homerischen Ilias überliefert.

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Hymnen Walt Whitmans: 18191892, populärer amerikanischer Lyriker (Leaves of Grass). »[…] Der stärkste Dynamo moderner Lyrik, ungeheure Ströme von Kraft und Helligkeit aus der rhythmischen Energie seiner Gedichte verbreitend, ein Energiezentrum ohnegleichen, angehäuft mit Schwung, genug, um ein Weltall damit zu erfüllen.« (Stefan Zweig: Das deutsche Walt Whitman-Werk (1922). In: Stefan Zweig: Begegnungen mit Büchern. Frankfurt a. M. 1983, S. 214f.)

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Glockenspeise: vgl. Schillers Die Glocke: »Nehmet Holz vom Fichtenstamme, / Doch recht trocken laßt es seyn, / Daß die eingepreßte Flamme / Schlage zu dem Schwalch [Verbindung zwischen Ofen und Schornstein] hinein! / Kocht des Kupfers Brei! / Schnell das Zinn herbei. / Daß die zähe Glockenspeise [geschmolzene Mischung aus Kupfer und Zinn] / Fließe nach der rechten Weise!« (Friedrich Schiller: Das Lied von der Glocke. In: Friedrich Schiller: Sämtliche Gedichte. Hrsg. von Georg Kurscheidt. Berlin 1992. (Bibliothek deutscher Klassiker).

*

Tierhatz und Zwiekampf: vgl. Anm. zu 22,11 (Circus maximus).

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das hölzerne Gerüst: vgl. Anm. zu 32,3 (Globe-Theater).

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abwendig: wandte ich mich von … ab.

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Feme: heute: illegale, meist geheime Rechtssprüche (»Femegerichte«).

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Paraden: Abwehr.

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queren: mit der eigenen Klinge.

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verhaltenes Wetterspiel: hier bildhaft: wie Blitze in der Ferne.

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brüsker: heftiger, direkter, unvermittelter.

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durch eine Eulenspiegelei: nach der Figur des Volksbuchs: durch einen schlitzohrig-hintersinnigen Streich.

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Fegefeuer: Nach der röm.-kath. Kirchenlehre ist das Fegefeuer ein Ort ohne zeitliche und räumliche Dimension, an dem die Seelen von Verstorbenen geläutert und ›gereinigt‹ werden, um danach in den Himmel aufgenommen zu werden.

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bosselte: eigentlich norddeutsches Ballspiel; hier: bastelte zusammen, entwarf.

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Schrunden: vgl. Anm. zu 50,1.

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einen großen Mittag italisch: ursprünglich: die Italiener betreffend; hier: Bild eines außergewöhnlichen Glücksgefühls, vergleichbar mit einem strahlenden Mittag in Italien.

*

Fauteuils: schweren, breiten, gepolsterten Sesseln.

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elektrischen Fell: Durch Reiben an einem Bernstein- oder Plastikstab wird an einem Katzenfell eine statische elektrische Spannung erzeugt (sogenannter triboelektrischer Effekt).

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staken: altertümlich für: steckten.

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viertel zwölf: 23.15 Uhr.

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faunisch: Faun: altitalischer Gott der Natur und des Waldes, später als Mischwesen aus Mensch und Ziegenbock verstanden.

*

Mulus: altertümlicher Ausdruck für einen Abiturienten, der nicht mehr zur Schule, aber noch nicht zur Universität geht.

*

Stearinflecken: Stearin: preiswerter Ersatzstoff für Wachs in der Kerzenherstellung.

*

unterminiert: Fachausdruck aus der Militärtechnik: durch Gänge untergraben und diese mit Minen bzw. Sprengstoff gefüllt.

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flirrte: eigentlich in Bezug auf Lichteinwirkungen gebräuchlich; hier: flatterte, bewegte sich sprunghaft.

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Ottomane: Ein sofaähnliches Möbelstück mit halbrunden Armlehnen, dessen Name sich aus dem französischen Adjektiv »ottoman« (»osmanisch«) ableitet. Häufig bezeichnet es auch ein Liegesofa mit nicht durchgängiger oder gänzlich fehlender Rückenlehne.

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aufgestrafft: Neologismus aus »gestrafft« und »aufgerafft«.

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Korsostunde: ursprünglich abendliche Flanierstunde des Wiener Bürgertums auf der Ringstraße; hier: Ausgehstunde.

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geärgert: verärgert.

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zum Gaudium: lat. bzw. gewählt: zum Spaß.

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Philippika: Wut- und Schimpfrede.

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Tort: veraltet für Spott, Hohn, Kränkung, Verdruss.

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talperigen: schwerfälligen, plumpen, ungeschickten.

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verluderte: vgl. Anm. zu 24,21.

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Er: Großschreibung des Personalpronomens wie eine Vergöttlichung (vgl. die Großschreibung »HErr« in der Übersetzung der Bibel von Luther).

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dalbrig: umgangssprachlich: herumalbernd.

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Wabe: Bienenwabe.

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Rock: Herrenrock, Oberbekleidungsteil, auch Sakko oder Jackett.

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vorkam: vor das andere Boot kam.

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schmählich: Neologismus aus »allmählich« und »schmachvoll«.

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roboteten: roboten: schwere körperliche Arbeit verrichten, Frondienst, Knechtsdienst (der Begriff hat nur indirekt etwas mit dem modernen Roboter zu tun).

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Kämpen: Kämpfer, Krieger.

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pitoyablen: bemitleidenswerten, jämmerlichen, kläglichen.

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unfühlsamen: von ihnen nicht fühlbaren; Gegenteil von »fühlsam«.

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mählich: altertümlich für »allmählich«.

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Delila: alttestamentliche Frauenfigur. Sie verriet den als unbezwingbar geltenden israelitischen Richter Samson und lieferte ihn seinen Feinden aus (vgl. Ri 16).

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Ich bog ihm aus: Ich wich ihm in einem Bogen aus.

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Portiere: ein schwerer Türvorhang, abgeleitet vom französischen Begriff »portière« (»Tür«).

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zernichtet: Neologismus aus »vernichtet« und »zerschmettert« oder »zerstört«.

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verpreßt: Neologismus aus »gepresst« und »verschlossen«.

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Gesicht: Gesichtssinn; hier: Blick, Perspektive.

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Kloaken: eigentlich: oft stark verschmutzte Kanäle für Abwässer.

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phosphorhaft: Phosphor: griech.: »lichttragend« vom weißen hellen Leuchten bei Reaktion mit Sauerstoff; hier: extrem hell, gleißend, mit weißem Licht.

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schmutzen: beschmutzen.

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Schwären: altertümlich für »Tränen«.

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flagellantisch: wie die Flagellanten im 13. und 14. Jahrhundert, eine Sekte bzw. christliche Laienbewegung, die durch Selbstgeißelung Buße tun wollte.

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verprangert: Neologismus aus »weitererzählen«, »verraten«, »verpetzen« und »anprangern«, »lächerlich machen«.

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Kreuzgang: ein von Arkadengängen umgebener Innenhof in einem Kloster; hier: abgezirkelter, bekannter Weg.

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Gelüst: leidenschaftliche Neigung, Lust.

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Abhub: veraltet, abwertend, etwa »Abschaum«.

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Pickelhaube: ab 1843 Schutzhelm in der preußischen Armee, später auch als Kopfbedeckung von Polizisten.

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medusische … verhüllen: schrecklicher Anblick; Medusa, in der griechischen Antike eine mit verführerischer Schönheit ausgestattete Frau, wurde von Pallas Athene in ein Ungeheuer mit Schlangenhaaren und glühenden Augen verwandelt. Jeder, der sie ansah, erstarrte zu Stein.

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atemnah: Neologismus: so nah wie der eigene Atem, also besonders nah.

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Epheben: Anhänger, Schüler, Nacheiferer.

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Tantalus: T. hatte bei den Göttern Nektar und Ambrosia gestohlen und bei einem Festmahl ihre Allwissenheit herausgefordert, indem er ihnen seinen jüngsten Sohn als Speise vorsetzte. Er wurde zu immerwährenden Qualen verurteilt: Er wurde in die Unterwelt verbannt, wo Nahrung und Wasser vor ihm zurückweichen, wenn er hungrig oder durstig ist.

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Beize: ätzende Flüssigkeit, z. B. zum Einlegen von Wild oder dem Entfernen von Lacken.

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Kaschemmen: Wirtshäuser, Schenken von zweifelhaftem Ruf.

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vazierender: Ein Schauspieler ohne festes Engagement musste herumziehen und je nach Angebot Bühne und Aufenthaltsort wechseln.

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ausgestohlen: Neologismus aus »ausgeraubt« und »bestohlen«.

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ausgehöhnt: Neologismus aus »ausgelacht« und »verhöhnt«.

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des Subalternen: des geistig Unselbständigen, Untergeordneten; auf einem niedrigen geistigen Niveau Stehenden.

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ostentativer: herausfordernder, provozierender.

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siebenfach verschlossenen Haus: bildhafter Ausdruck für ein großes Geheimnis; möglicherweise Anspielung auf das mehrfach adaptierte Märchen vom ›Herzog Blaubart‹; in dem Theaterstück von Maurice Maeterlinck Ariane et Barbe-Bleue, das die Vorlage für Béla Bartóks Oper Herzog Blaubarts Burg bildet, ist die Rede von sieben verschlossenen Türen, hinter denen sich tödliche Geheimnisse verbergen.

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bespäht: Neologismus aus »beobachtet« und »ausgespäht«.

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schauernd: erschauernd.

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sympathetisches: eine geheimnisvolle Wirkung ausübendes.

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Parzival, der Tor: Anspielung auf den mittelhochdeutschen Versroman von Chrétien de Troyes und Wolfram von Eschenbach. Parzival erscheint auf der Burg Munsalvaesche und soll den leidenden König Anfortas fragen, warum er an einer anscheinend durch eine Lanze zugefügten Wunde leidet, um dadurch dessen Leiden zu beenden und den Gral zu erhalten. Weil er dies in seiner mangelnden Empathie versäumt, wird er verflucht.

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Ekstase: geistige oder körperliche Hochstimmung, Begeisterung, Steigerung.

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Fackel des Eros: bildhafter Ausdruck für das (hier erloschene) ›Feuer der Leidenschaft‹.

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Sage vom Schwan: vgl. den alten griechischen Mythos, dass Schwäne kurz vor ihrem Tode mit trauriger, schöner Stimme ein letztes Lied anstimmen. In Platons Phaidon erklärt Sokrates die Schönheit des Gesangs der Schwäne kurz vor ihrem Tod mit deren Kenntnis der Schönheiten der Unterwelt.

[5]Verwirrung der Gefühle

Private Aufzeichnungen des Geheimrates R. v. D.

[7]S