cover

1 Frauen reden sich um Kopf und Kragen

Ich sagte im Meeting mal einem Kollegen,
dass ich seine emotionale Seite sehr schätze.
Er ging mir danach im Flur fast an den Kragen:
»Wie kannst du mir so was vorwerfen! Vor den Kollegen!«

Verdutzte Gruppenleiterin


Männer haben keine Muttersprache

Wir wissen, dass Frauen anders reden als Männer. Und obwohl die Unterschiede massiv sind, nehmen wir unwillkürlich an, dass deren Folgen es nicht sind.

Männer Frauen
geben Anweisungen geben Anregungen
üben Kritik geben Anerkennung
reden offen und direkt reden indirekt
übertreiben gern untertreiben eher
machen verbal Wellen pflegen das Understatement
posaunen ihre Erfolge herum stellen Erfolge unter den Scheffel
kommunizieren sachorientiert reden beziehungsorientiert
vereinnahmen Erfolge für sich geben Lorbeeren weiter
fischen nach Lob lehnen Komplimente ab
machen Vorwürfe nehmen in Schutz
reden oft arrogant reden hübsch bescheiden
werden bei Kritik persönlich werden bei Lob persönlich
kommandieren gern herum bitten oder fragen
loben gern sich selbst loben gern andere

Sie haben bei jeder Tabellenzeile stumm genickt? Eben. Jede Frau erlebt diese Unterschiede täglich. In diesem Zusammenhang von »Muttersprache« zu reden ist eine Beschönigung: Keine Mutter würde jemals so grob mit ihren Kindern sprechen, wie Männer täglich reden. Männer haben keine Mutter-, sie haben eher eine Vatersprache.


Männer sind wie Ochsenfrösche

Den Sprachunterschied zwischen Männern und Frauen könnte man und vor allem frau vielleicht noch verschmerzen oder als hübsches Sprachphänomen einordnen, wenn er keine weiteren Folgen hätte. Doch die Folgen sind gravierend.


Das Wort ist mächtiger als das Schwert


So zeigen Studien, dass Frauen auch deshalb weniger verdienen als Männer, weil Frauen viel weniger oft von sich aus Gehaltsgespräche initiieren und während des Gesprächs viel weniger und viel weniger gewichtige Argumente für ihr Anliegen vorbringen – obwohl sie die Gehaltserhöhung in der Mehrzahl der Fälle rein objektiv betrachtet eher verdient hätten als der Kollege, der sie dann tatsächlich kriegt: Das Wort ist eben mächtiger als das Schwert. Und wer das falsche Wort wählt, zahlt in harter Währung drauf!

Warum zahlen Frauen drauf? Schauen Sie nochmals die Tabelle oben an. Wie wirkt die männliche Sprache? Imposant, arrogant, beeindruckend, seriös, durchsetzungsstark, aggressiv, selbstbewusst – das sind die Attribute, die von Männern wie Frauen gleichermaßen am häufigsten genannt werden.


images/img-15-1.png

Männer blasen sich mit ihrer Sprache auf (der sogenannte Ochsenfrosch-Effekt), Frauen machen sich mit ihrer Sprache klein.

Da haben wir’s mal wieder: Die bösen Männer und die blöden Frauen. Stimmt aber so nicht.


Absichtslose Chauvis

Männer blasen sich verbal zwar auf wie Ochsenfrösche. Doch Männer sind genauso wenig böse wie Ochsenfrösche. Denn sie blasen sich genauso unbewusst auf, wie der Ochsenfrosch das auch tut. Da steckt keinerlei Absicht dahinter. Im Gegenteil. Den meisten Männern ist es ausgesprochen peinlich, wenn sie manchmal – natürlich erst hinterher – bemerken, wie sie sich sprachlich mal wieder künstlich aufgeblasen haben.

Das ist auch der Grund, warum bei der Erziehung der Kinder, in unseren Schulen und Universitäten und am Arbeitsplatz so gut wie nichts gegen den diskriminierenden Sprachunterschied unternommen wird.


images/img-15-2.png

Sprache ist eines der letzten Mysterien unserer Zeit. Denn Sprache ist in der Regel unbewusst.


Warum kriegen Männer immer das größere Stück vom Kuchen?


Und solange Sprache unbewusst bleibt, werden Männer immer das größere Stück vom Kuchen bekommen und Frauen immer fassungslos daneben stehen und die Ungerechtigkeit nicht fassen können. Ist das nicht frustrierend? Nein, das ist ganz wunderbar. Denn indem Sie diese Zeilen lesen, legen Sie den Fluch des Unbewussten bereits ab. Sie halten dieses Buch in Händen – also ist Ihnen der unbewusste Sabotagefaktor der weiblichen Sprache bereits ein wenig bewusst. Gratuliere! Sie emanzipieren sich gerade aus dem Klammergriff der Opfersprache. Werfen wir gemeinsam die restlichen Fesseln ab.


Die Wirkungsfessel

Dass der kleine Sprachunterschied Frauen immer noch derart benachteiligen kann, liegt auch daran, dass wir alle zwar täglich jede Menge reden – doch kaum eine(r) denkt über die Wirkung der eigenen Worte nach.

So treffe ich immer wieder Frauen, die beim Kopierer-Beispiel (s. Vorwort) verdutzt fragen: »Ja, das passiert mir auch dauernd. Warum muss ich etwas erst dutzendmal sagen, bevor es gemacht wird?« Weil die verwendete Sprache relativ wirkungslos ist. Schlimmer: Weil viele Frauen nie über die Wirkung der eigenen Sprache nachdenken.


Sprache geschieht unbewusst


Das machen Männer übrigens auch nicht – deshalb sind sie ja so peinlich berührt, wenn zum Beispiel die Partnerin nach einer Party sagt: »Wie konntest du unserem Gastgeber denn nur aufs Brot schmieren, dass unsere Terrasse viel größer ist als seine? Das war mir soo peinlich! Mit dir kann man nirgendwo hingehen!« Einem echten Mann ist das peinlich, weil ihm das – und bitte glauben Sie ihm – wirklich »einfach nur so rausgerutscht ist«. Er hat sich tatsächlich nichts dabei gedacht. Nicht, weil sein Hirn nicht groß genug dafür wäre, sondern weil Sprache wie der Kniesehnenreflex ist: hundertprozentig unbewusst. Damit wären Männer wie Frauen gleich schlecht gestellt, wenn es nicht den fiesen kleinen Unterschied gäbe.


images/img-16-1.png

Männer reden genauso unbewusst wie Frauen. Bei Männern hat die unbewusste Sprache in Beruf und Gesellschaft jedoch positive, bei Frauen leider äußerst negative Folgen.

Männer treten unbewusst oft auf wie die Sprach-Djangos – und setzen sich wie Django durch: zielsicher, schnell, direkt, oft blutig, aber in konventionellen Maßstäben gemessen äußerst wirkungsvoll und erfolgreich. Frauen dagegen beklagen sich im beruflichen Kontext immer wieder, dass sie übersehen, untergebuttert werden, sich nicht so recht durchsetzen können. Das wundert Sie jetzt nicht mehr wirklich, oder? Die Sprache ist schuld daran. Und eine weitere geistige Fessel.


Frauen unterschätzen die Wirkung der Sprache

Wenn wir in exklusiven Frauen-Coachings und -Trainings den kleinen Sprachunterschied und seine großen Folgen diskutieren, dann heben irgendwann zwei Drittel der Teilnehmerinnen die Hand und sagen: »Aber das kann doch nicht sein. Es kommt doch nicht auf die Worte an, sondern auf die Leistung, die Ergebnisse, die Kompetenz und den Einsatz bei der Arbeit!« Ohne Witz – das sagen Frauen.


Kommt es wirklich nur auf das Ergebnis an?


Wenn ich dieses Argument Männern vorstelle, lachen die einen spontan lauthals, die anderen lächeln verlegen und sagen dann etwas ganz Typisches: »Natürlich kommt es auch auf die Leistung an – aber doch noch viel mehr, wie man seine Leistung und vor allem sich selbst verkauft!«

Frauen sind im Beruf und anderswo ungeheuer engagiert, hängen sich rein, opfern sich auf, rackern und kämpfen und machen und stemmen – und ernten dafür ein Minimaß an Anerkennung, das jeden rechtschaffenen Menschen vor Zorn die Fäuste ballen lässt. Warum?


images/img-17-1.png

Männer leisten 50 Prozent und stellen es als 100 Prozent dar. Frauen leisten 100 Prozent und verkaufen es als 50 Prozent – wenn überhaupt!


Männer bekommen mehr Anerkennung


Ich bin noch keiner Frau begegnet, die bei dieser Erkenntnis nicht genickt und gesagt hätte: »Ja, genauso ist das!« Und die das nicht brüllend ungerecht gefunden hätte. Stimmt, das ist fies. Männer bekommen dafür mehr Anerkennung, weil sie mehr Wind darum machen. Wie gemein!

Und – was wollen Sie nun machen? Schmollend die Lippen schürzen und sich in die Trotzecke zurückziehen? »Aber ich möchte doch nicht so angeberisch reden wie Männer!« Wer sagt denn, dass Sie das sollen? Gerade aus diesem Grund haben wir uns doch hier getroffen: Damit Sie eine Sprache kennenlernen, die nicht angeberisch ist, Ihr Licht jedoch nicht länger unter den Scheffel stellt. Doch bevor wir den Scheffel (übrigens ein antiker Messbecher) vom Licht nehmen, schütteln Sie noch eine Fessel ab.


Die Sympathiefessel

Gehen Sie nochmals zur Tabelle des kleinen Sprachunterschieds zurück (s.o.). Wie finden Sie einen Menschen, der mit den Attributen der rechten Spalte redet? Das einhellige Urteil von Männern wie Frauen ist: sympathisch, nett, lieb, freundlich, höflich, beziehungsorientiert, aufbauend, tröstend. Der Clou daran ist: Auch wenn ein Mann mit diesen Attributen spricht, wird er als charmant und liebenswert wahrgenommen, was eine Linguistin einmal zu dem Spruch veranlasste: »Nicht das X-Chromosom macht die Frau, sondern die Sprache.« Deshalb funktionieren auch Filme wie Tootsie oder Mrs. Doubtfire: Selbst Dustin Hoffman oder Robin Williams gehen als Frau glatt durch, wenn sie im Fummel wie eine Frau reden.


images/img-18-1.png

Die weibliche Sprache lässt Frauen (und Männer!) lieb und nett erscheinen.


Der weibliche Sprachstil ist beziehungsorientierter


Der weibliche Sprachstil ist eben beziehungsorientierter, kollegialer und harmonischer als der männliche. Das ist wunderbar! Das macht Frauen für und in Beziehungen attraktiv, das gibt Harmonie in der Familie, das hebt das Arbeitsklima an jedem Arbeitsplatz. Das wird sogar im Big Business weidlich ausgenutzt. Wenn bei millionenschweren Beratungsaufträgen zum Beispiel die Consultants des Unternehmensberaters (natürlich alles Männer) den Kunden mit ihren blutigen Kündigungsorgien-Konzepten derart überfahren haben, dass er nicht mehr mit den Beratern spricht, keine Termine mehr vereinbart und mit Vertragskündigung droht, dann schickt man »die Mädels« los, um den Beziehungsschaden, den die jungen, dynamischen und arroganten Schnösel angerichtet haben, mit viel Beziehungskompetenz zu kitten. Das ist ein Standardverfahren in dieser durch und durch testosteronen Branche. Das heißt:


images/img-19-1.png

Die weibliche Rhetorik hat unübersehbare Vorteile.

Vorteile übrigens, für die viele Männer ihren rechten Arm geben würden. Ich kenne eine Menge Consultants, die es sehr bedauern, mit Kunden nicht so toll umgehen zu können wie einige Kolleginnen. Der Haken daran ist bloß:


images/img-19-2.png

Was Frauen im einen Kontext lieb und nett aussehen lässt, lässt sie im anderen durchsetzungsschwach erscheinen.

Das ist der Grund, warum viele Business-Männer über Frauen sagen: »Nicht tough enoug fürs Business«, »Die ist doch viel zu nett!«, »Die kann nicht beißen.« Oder ein Standardspruch im Management: »Mädel hier nicht rum!«, will heißen: Sei kein Weichei! Folgerichtig beklagen sich viele berufstätige Frauen:


Nicht tough enough?

Leider alles eine Folge der Sprache: Wer lieb und nett spricht, spricht eben nicht durchsetzungsstark.


Sprachliche Flexibilität

Wenn Sie Ihren unbewussten Sprachmustern folgen, werden Sie der Freundin, dem Beziehungspartner, Kindern, Eltern, Verwandten, Kollegen, Kunden und Mitarbeitern als äußerst sympathisch und nett erscheinen. Das ist wirklich eine rundum gute Sache und ein Sympathiefaktor, um den Sie jeder Mann heftig beneidet. Das Problem ist nur: Wenn Sie sich im Meeting Gehör verschaffen, sich mit Ideen durchsetzen, einen schwierigen Kunden überzeugen, von Ihren Mitarbeitern als Vorgesetzte ernst genommen, von den Kollegen nicht ständig als billige Hilfskraft missbraucht werden möchten, bessere Arbeitsbedingungen oder mehr Aufstiegschancen wollen – dann ist die typisch weibliche Rhetorik der Mühlstein um Ihren Hals, der Sie nach unten zieht.


Sympathie oder Durchsetzungsvermögen?



images/img-20-1.png

Die typisch männliche Sprache zielt unbewusst auf Durchsetzung ab, die typisch weibliche auf Sympathie.

Männer sind deshalb in Beziehung und Familie benachteiligt, weil es dort eher auf die soziale Kompetenz ankommt und die männliche Sprache wenig sozialkompetente Elemente enthält. Frauen dagegen sind im beruflichen und gesellschaftlichen Kontext benachteiligt, weil es dort leider immer noch stärker aufs Durchsetzen als auf Harmonie ankommt. Wenn wir einmal ein Matriarchat haben, ändert sich das sicher; doch bis es so weit ist, sollten Sie sich Gedanken um Ihre sprachliche Flexibilität machen. Oder wie die Geschäftsführerin eines Familienunternehmens sagte: »Wenn ich mit meinen Kindern spiele, rede ich natürlich anders als im Meeting. Ist doch klar, oder?« Vielen Frauen eben nicht. Die reden am Arbeitsplatz genauso nett wie im Wohnzimmer – und wundern sich dann, warum sie nicht das bekommen, was ihnen zusteht.


images/img-21-1.png

Werden Sie sprachlich flexibel. Legen Sie sich neben dem netten Sprachstil noch einen durchsetzungsstarken zu.


Männer werden Sie lieben!

Vielen Frauen geht es im Beruf noch nicht einmal darum, sich durchzusetzen oder großartig die Karriereleiter hinaufzusteigen. Sie würden nur gern etwas besser mit den Kollegen auskommen: »Muss das denn oft so zäh und schwierig, so kompliziert sein?« Viele sagen auch: »Ich würde liebend gern besser mit den männlichen Kollegen zurechtkommen. Warum ist das manchmal so schwer?« Inzwischen ahnen Sie die Antwort: Weil Frauen Frauensprache sprechen – und Männer die nun einmal nicht verstehen.


Männer verstehen Frauensprache nicht



images/img-21-2.png

Männer und Frauen sprechen zwar dieselben Worte, aber verschiedene Sprachen.

Was viele Frauen überrascht: Männer sind über die Sprachprobleme genauso irritiert wie Frauen. Gerade deshalb beklagen sich Männer doch so oft:


Die Klagen der Männer

Nicht, weil Frauen so kompliziert, zickig, unverständlich oder ahnungslos wären, sondern weil es schlicht ein Sprachproblem zwischen Männern und Frauen gibt, das jedoch die meisten nicht erkennen, weil sie glauben: »Wir sprechen doch dieselbe Muttersprache!« Nichts stimmt weniger.

Gerade deshalb sind Männer hocherfreut, wenn Frauen sich einen zweiten Sprachstil zulegen. Sie melden reihenweise zurück:


Der Ton macht die Musik


Am meisten verblüfft sind Frauen, wenn ein Mann, der sich bislang mit Zähnen und Klauen gegen etwas gestemmt hat, plötzlich rückwärts umfällt, wenn die Frau es einfach anders formuliert: »Warum hast du das nicht früher gesagt?« Natürlich hat die Frau das früher schon gesagt – nur nicht so formuliert. Der Ton macht die Musik. Der Sprachstil ist entscheidender als der Inhalt. Oder wie schon Marshall McLuhan sagte: »Style is the message.«


Männersprache ist nichts für Frauen

Noch einmal: Es geht nicht darum, dass Sie die Männersprache sprechen lernen. Es ist zwar ein erhebendes Gefühl, wenn Sie wissen, was ein Mann meint, wenn er sagt: »Dem Idioten habe ich aber richtig heimgeleuchtet!« (Er meint damit nicht, dass er einem Idioten heimgeleuchtet hat.) Es ist schön, wenn Sie Männersprache quasi simultandolmetschen können. Es wird einen immensen Beitrag zu Ihrem Verständnis für und von Männern leisten. Aber das ist ein anderes Thema, ein anderes Buch (falls es nicht schon ein Langenscheidt-Wörterbuch Mann-Deutsch gibt).

In diesem Buch geht es darum, dass Sie Männersprache zwar unter Umständen verstehen können, aber unter keinen Umständen sprechen sollten. Warum nicht? Weil eine Frau, die Männersprache spricht,


Die Doppelmoral der Sprache

Warum sollte keine Frau Männersprache sprechen? Betrachten wir noch einmal unser Eingangsbeispiel. Der Abteilungsleiter sagt: »Meier, füllen Sie endlich das verdammte Ding nach!« Und nun stellen Sie sich vor, dass eine Frau das sagen würde.


Wenn eine Frau grob wird, ist sie eine »Zimtzicke«


Stellen sich Ihnen dabei die Nackenhaare auf? Dann ist mit Ihnen alles in Ordnung. Denn Sie ahnen instinktiv: Wenn eine Frau derart grob wird, dann setzt sie sich nicht durch, sondern provoziert Reaktanz (Widerstandsverhalten). Denn zu einer Frau darf eine Frau auf keinen Fall so reden und ein Mann wird sich so einen harschen Ton von einer Frau niemals gefallen lassen. Er wird vielleicht zähneknirschend Folge leisten, aber erstens schlecht über die vorgesetzte »Zimtzicke« sprechen und zweitens still auf Rache sinnen.


images/img-23-1.png

Auch deshalb akzeptieren viele Männer Frauen nicht als Vorgesetzte: Weil vorgesetzte Frauen manchmal wie Männer reden.

Von einer Frau lässt sich ein Mann aber nicht gefallen, was er sich von einem Mann gefallen lässt. Empören Sie sich nicht! Für Frauen gilt das analog: Bestimmte Dinge lässt sich eine Frau einfach nicht von einem Mann sagen.


Er ist »konfliktstark«, sie ist »zickig«


Der zweite Nachteil von Männersprache in Frauenmund ist: Wenn eine Frau wie ein Mann redet, wirkt das nicht durchsetzungsstark, sondern komisch bis ordinär, jedenfalls deplatziert. Aus diesem Grund werden männersprachlich artikulierende Frauen im Business von Männern auch mit hübschen Kosenamen belegt: Mannweib, Emanze, Feldwebel, Zicke, Megäre, Führungsxanthippe, Männerhasserin oder Lesbe. Tja, Männer können ganz schön zickig sein, wenn sie sich verbal auf den Schlips getreten fühlen. Zickig – oder doppelmoralisch. Denn wenn ein Mann herumkommandiert, gilt er als stark, kommandiert eine Frau herum, ist sie ein Feldwebel. Wehrt ein Mann sich gegen verbale Übergriffe, ist er konfliktstark, eine Frau gilt als zickig. Sagt ein Mann klipp und klar, was Sache ist, weiß er sich durchzusetzen – eine Frau dagegen »hängt die Vorgesetzte raus«.

Wohlgemerkt: Es gibt eine Menge Frauen im Business, die tadellos damit klarkommen. Eine Fertigungsleiterin in einem PharmaUnternehmen verriet mir: »Die dürfen mich ruhig nennen, was sie wollen – solange sie spuren!« Wem das recht ist, dem soll das gegönnt sein. Doch viele Frauen scheuen sich auch deshalb vor Aufstieg und Führungsjobs, weil sie ahnen, dass sie in diesem Dilemma nie gewinnen können: Reden sie wie eine Frau, nehmen Männer und oft genug auch Frauen sie nicht ernst. Reden sie wie ein Mann, werden sie von Männern und oft genug auch von Frauen verleumdet. Dass es einen goldenen Mittelweg gibt, wird Frauen selbst in vielen Führungstrainings nicht verraten. Diesen Mangel beheben wir hier.


Die Sprache des goldenen Mittelwegs

Wenn Männer bemerken, was selten genug passiert, dass sie familiär und in der Beziehung jahrelang das Beste versäumt haben, nämlich Emotionalität, Nähe, Zärtlichkeit und Vertrauen, dann berichten Therapeuten und Coachs oft von einer sprichwörtlichen Sprachlosigkeit: Die Klienten möchten endlich mal ein offenes, ehrliches Gespräch mit Partnerin oder Kindern führen, aber: »Was sagt man denn da? Ich habe keine Ahnung!« Kein Witz! Das ist nicht die kommode Ausrede des typischen Gefühlskrüppels. Den Männern fehlen tatsächlich buchstäblich die Worte! Eigentlich einleuchtend: Was man jahrzehntelang nicht sagte, dafür hat man die Worte vergessen. Viele Männer haben sie nie gelernt.


Männern fehlen oft die Worte


Frauen geht es nicht besser. Viele Frauen sitzen im Coaching und kämpfen mit den Tränen der Verbitterung: »Die haben mich im Meeting wieder derart untergebuttert. Und ich saß nur da, schluckte und war so was von wütend. Aber am wütendsten war ich nicht auf die Kerls, sondern darauf, dass mir nicht um alles in der Welt die richtigen Worte einfielen. Ich wusste, dass mein Vorschlag der beste ist – aber ich fand einfach nicht die Worte, um die Wand der Ablehnung einzureißen!« Bestens, toll. Gratulation!


Endlich weiß ich, was du willst!


Wenn Sie einmal so weit auf dem Weg der Erkenntnis fortgeschritten sind, haben Sie das Gröbste schon hinter sich, sind Sie schon überm Berg, dämmert Ihnen bereits, dass das Problem im Grunde kein Problem ist – sondern lediglich die Suche nach den passenden Worten. Diese Worte gibt es. Worte, mit denen Frauen sich durchsetzen und dabei sympathisch bleiben. Besser noch: Die meisten Frauen berichten nach dem Sprachtraining, dass sie mit durchsetzungsstarken Worten sogar noch viel sympathischer wirken. Denn die Männer melden begeistert zurück: »Endlich sagst du mal, was du willst! Ich hatte das Herumeiern mit dir so satt!«

Sie sehen: Der Sprachkurs lohnt sich. Und wie jeder moderne Sprachkurs orientiert sich auch unser Sprachkurs an dem, was Sie im Berufsleben am häufigsten brauchen. Beginnen wir mit einem der brennendsten Sprachprobleme: die eigenen Bedürfnisse zu artikulieren. Viele Frauen bekommen nämlich auch deshalb nicht das, was sie sich im und vom Beruf wünschen, weil sie oft nicht oder nicht klar genug ausdrücken, was sie denn zum Kuckuck überhaupt vom Chef, den Mitarbeitern, den Kunden und Kollegen möchten!