Christoph M. Maier-Stahl/Holger Stein

Einzigartig bewerben

Wie Sie aus der Bewerbermenge hervorstechen

 

 

 

 

Impressum

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Copyright © Verlagsgruppe Beltz, Julius Beltz GmbH & Co. KG

ISBN der Printausgabe: 978-3-407-22612-9

E-Book ISBN: 978-3-407-22414-9

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Inhaltsübersicht

Vorwort: Unsere Bewerbungsphilosophie

Die Potenzialanalyse

Die eigenen Potenziale finden

Der Nutzen der Potenzialanalyse

Die Durchführung der Potenzialanalyse

Maßnahmenplan und Contracting

Berufliche Anforderungen

Berufliche Handlungskompetenz

Schlüsselqualifikationen

Bewerbungsstrategien

Bewerben ist Einstellungssache!

Woher mit der neuen Stelle?

Anzeigengestützte Bewerbung oder Initiativbewerbung?

Persönliche Kontaktaufnahme oder Kaltakquisition

Elektronische Bewerbungen

Networking

Weitere Wege in der Bewerbungsstrategie

Die Stellenangebotsanalyse

Offene Anzeigen

Stellenanzeigen durch ein Beratungsunternehmen

Chiffreanzeigen

Wie werden Stellenangebote interpretiert?

Sperrvermerke

Die Bewerbungsunterlagen

Individualität in Ihrer Bewerbung

Bestandteile der Bewerbungsmappe und deren Wichtigkeit

Reihenfolge der Bewerbungsunterlagen

Checkliste: Die allgemeine Form von Bewerbungsunterlagen

Das äußere Erscheinungsbild der Bewerbungsunterlagen

Das Anschreiben

Deckblatt und Bewerbungsfoto

Lebenslauf

Das Qualifikationsprofil oder die »dritte Seite«

Arbeitszeugnisse

Besondere Bewerbungsunterlagen

Kurzprofil

Optimierung der Bewerbungsunterlagen

Erster Korrekturlauf

Überarbeitung des Zwischenergebnisses

Das Endergebnis

Die Unternehmenssicht

Die Bewerbung aus der Sicht des Unternehmens

Der Recruiting-Prozess

Auswahlverfahren

Analyse der Bewerbungsunterlagen

Personalfragebogen

Telefoninterview

Das Vorstellungsgespräch

Assessment-Center (AC)

Die zehn Gebote der Bewerbung

Vorwort:

Unsere Bewerbungsphilosophie

Eine exzellente Bewerbung spielt auf dem hart umkämpften Arbeitsmarkt eine immer größere Rolle. Dadurch, dass sich mehr Bewerber um weniger Stellen bewerben, entsteht ein hoher Konkurrenzdruck, sodass der zukünftige Arbeitgeber auf eine überdurchschnittlich hohe Anzahl von Bewerbern trifft. Auf eine begehrte Halbtagsstelle gehen oft über 200 Bewerbungen ein. Im anschließenden Auswahlverfahren entscheiden der äußere Eindruck und die inhaltliche Aussagekraft der Bewerbungsunterlagen darüber, ob es zu einem Vorstellungsgespräch oder zu einer Absage kommt.

Bewerben heißt: Werben in eigener Sache. Die eigene Person ist das Produkt, und es gilt, eine individuelle Marketingstrategie auszuarbeiten, die die persönlichen Stärken in den Mittelpunkt stellt. Dabei muss jeder Bewerber von sich und seiner Vorgehensweise überzeugt sein. Bewerben ist also »Einstellungssache«. Es darf weder zu selbstkritisch noch selbstverherrlichend sein, sondern muss so authentisch als möglich erfolgen.

Zu selbstkritisch verfasste Bewerbungsmappen werden die erste Auswahlrunde nicht überstehen. Denn: Warum sollte jemand von mir überzeugt sein, wenn nicht einmal ich selbst es bin.

Selbstverherrlichende Bewerbungsunterlagen dagegen wirken schnell übertrieben und unglaubwürdig. Zudem erhöhen sie die Gefahr, dass im weiteren Verlauf des Personalauswahlprozesses eine offensichtliche Lücke zwischen der schriftlichen Selbstdarstellung und dem Auftreten beziehungsweise den tatsächlichen Stärken des Bewerbers sichtbar wird. Der Bewerber muss sich in seinen Bewerbungsunterlagen wieder finden. Folglich muss eine in Form und Inhalt einzigartige Bewerbung entwickelt werden. Weit reichende Standardisierungen verbieten sich somit von selbst.

Jede Bewerbung wird auf das jeweilige Unternehmen abgestimmt, um ihre Bedeutung und damit auch die Bedeutung des Unternehmens für den Bewerber hervorzuheben. Im Vordergrund der Bewerbungsaktivität steht nicht der Bewerber, sondern das Unternehmen und die Lösung seiner Probleme, die der Bewerber anbietet. Ähnlich einem erfolgreichen Freelancer, der seine Kunden durch sein Marketing von seiner Dienstleistung überzeugt, muss ein Bewerber durch seine Bewerbungsmappe die Personalentscheider davon überzeugen, dass er die Investition wert ist. Kein Unternehmen wird hohe Personalkosten für einen Mitarbeiter akzeptieren, nur weil dieser dringend eine Stelle braucht. Aber es wird Investitionen tätigen, wenn diese sich auszahlen und ein Nutzen erkennbar ist. Dieser Nutzen muss im Mittelpunkt der Bewerbung stehen.

Aus unserer Sicht heißt Bewerben eine intensive Auseinandersetzung mit sich selbst, die mit einem hohen Arbeits- und Zeitaufwand verbunden ist. Das Erstellen von Bewerbungsunterlagen unterliegt einem ständigen Prozess von Veränderungen, Optimierungen und Anpassungen.

Bewerbungen müssen permanent auf neue Bewerbungssituationen abgestimmt werden. Es gibt nicht »die beste Bewerbung«, die immer wieder verwendet werden könnte. Sondern es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, um erfolgreich zu sein. Ein Rezept werden Sie in diesem Buch nicht finden, aber wir möchten auf neue Wege und Möglichkeiten inhaltlicher und grafischer Art aufmerksam machen und Sie ermutigen, das ein oder andere auszuprobieren beziehungsweise zu verändern. Dabei bevorzugen wir eher schlichtes und edles Design sowie innovative Ideen. »Marktschreierische« Aufdringlichkeit und überschäumende Kreativität vermeiden wir.

Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass weniger die Anzahl der Bewerbungen als vielmehr deren Qualität für Ihren Erfolg ausschlaggebend ist. Das richtige Motto lautet: Klasse statt Masse! Sorgfältige Vorbereitung und intensive Auseinandersetzung stehen im Gegensatz zu verzweifeltem Aktionismus, der sich nur in der Quantität der Bewerbungen niederschlägt. Abgesehen davon entstehen frustrierende Absagen und unnötige Ausgaben. Investieren Sie lieber in eine bessere Aufmachung Ihrer Bewerbung.

Wie Sie an den bisherigen Ausführungen erkannt haben, ist die Entwicklung und das Verfassen von Bewerbungsunterlagen keine einfache Tätigkeit. Nach dem Studium der Zeitung am Samstagmorgen oder nach der intensiven Recherche in einschlägigen Stellenbörsen im Internet ist es unserer Meinung nach kaum möglich, am Samstagmittag drei oder vier hochwertige Bewerbungen zu entwickeln. Eine gute Bewerbung anzufertigen kostet Zeit und Mühe und dient nicht der kurzfristigen Beruhigung des Gewissens. Nehmen Sie sich also genügend Zeit, an Ihrer Bewerbung zu arbeiten. Wenn Sie nach einer neuen Anstellung suchen, dann ist das Bewerben Ihre Arbeit, der Sie, wie jeder anderen Arbeit auch, viel Zeit und Engagement widmen müssen, um erfolgreich zu sein.

Wir möchten Sie darauf hinweisen, dass unser Hauptanliegen ist, Möglichkeiten zu entwickeln und aufzuzeigen. Auf Grund der Einzigartigkeit jeder Bewerbung ist nicht jeder Tipp für jeden geeignet – Individualität zählt. Nutzen Sie Ihre Kreativität!

Das vorliegende Buch ist ein Arbeitsbuch. Alle in den nachfolgenden Kapiteln aufgeführten Fragen, Übungen und Arbeitsaufgaben sollten von Ihnen möglichst detailliert und schriftlich bearbeitet werden. Dadurch werden Sie gezwungen, Gedankengänge konsequent zu Ende zu führen. Sie erhalten einen Informationspool, den Sie immer wieder zu Rate ziehen können. Zudem erhalten Ihre Vorsätze und Pläne einen verbindlicheren Charakter.

Vertiefende Informationen und weiterführende Übungen stehen Ihnen unter www.komquadrat.de, www.einzigartig-bewerben.de oder www.beltz.de/buecher/einzigartig-bewerben.htm im Internet zum Download zur Verfügung.

Die Potenzialanalyse

Die eigenen Potenziale finden

In der Vorbereitungsphase seiner Bewerbung sollte jeder Bewerber eine persönliche Potenzialanalyse vornehmen. Für eine effektive Vorgehensweise ist es unerlässlich, seine eigenen Stärken, seine Schwächen und seine Ziele in beruflicher wie in privater Hinsicht genau zu kennen. Dennoch wird die Potenzialanalyse regelmäßig vernachlässigt.

Viele Bewerber gehen davon aus, dass sie ihr persönliches Potenzial ohne weiteres Nachdenken und ohne Methode auf einfachste Weise intuitiv richtig einschätzen können. Meist stellt sich diese Einstellung bei der Formulierung des Anschreibens oder später im alles entscheidenden Vorstellungsgespräch als falsch heraus.

Die Potenzialanalyse müssen Sie ernst nehmen und sie nicht auf eine einfache Stärken- oder Schwächenanalyse herabqualifizieren.

Unter einer Potenzialanalyse versteht man eine Art Inventur, bei der alle persönlich und beruflich relevanten Persönlichkeitseigenschaften, Einstellungen, Erfahrungen, Kenntnisse, Fähigkeiten, Fertigkeiten, Leistungen und Schwächen erfasst und anhand von Beispielen und Situationen belegt werden. Zusätzlich werden im Rahmen der Potenzialanalyse die beruflichen und privaten Ziele erfasst.

Schon wegen ihres Umfanges sollte die Potenzialanalyse schriftlich niedergelegt werden. Sie werden von dieser umfassenden und intensiven Auseinandersetzung mit sich selbst auf jeden Fall profitieren.

Der Nutzen der Potenzialanalyse

»Anders sein als andere!« Die Kombination ihrer speziellen Stärken macht Sie einzigartig. Diese Einzigartigkeit ist der Schlüssel zu Ihrem Erfolg. Nutzen Sie Ihr Potenzialprofil, um Ihr Anschreiben und Ihren Lebenslauf attraktiver und lebendiger zu gestalten!

Der Nutzen einer ausführlichen Potenzialanalyse liegt darin, dass Sie sich zunächst einmal mit Ihren Fähigkeiten, Erfahrungen, Kenntnissen und Leistungen auseinander setzen. Auf dieser Basis können Sie umso genauer Ihre Stärken und Schwächen herausarbeiten. In dieser Auseinandersetzung machen Sie sich Ihre Ziele und Einstellungen bewusst und können damit leichter das Aufgabengebiet finden, das optimal zu Ihnen passt. Nur so können Sie sich in Ihrer angestrebten Tätigkeit wohl fühlen. Darüber hinaus kann eine Potenzialanalyse zu einer Reflexion über sich selbst führen, die möglicherweise für neue positive Veränderungen sorgt.

Berufsrelevante und persönliche Stärken können als eine Art »Nutzenprofil« für das Unternehmen deutlich herausgearbeitet werden. Das »Nutzenprofil« sollte auf jedes Unternehmen und auf jede Stelle neu abgestimmt werden. Das ist notwendig, da jedes Unternehmen seine Mitarbeiter und deren Potenzial als Teil seines Humankapitals ansieht (= Human-Ressource-Management).

Gegenüber Ihren Mitbewerbern, die keine Potenzialanalyse durchgeführt haben, besitzen Sie eindeutige und nachweisbare Vorteile. Sie können Ihre Analyse beim Vorstellungsgespräch auf Abruf sofort überreichen und damit Ihr Anliegen unterstützen. So steht Ihnen ein schlagkräftiger Vorrat an Argumenten zur Verfügung.

Wer seine Stärken nur »ungefähr« kennt, der kann diese seinem zukünftigen Chef auch nur »ungefähr« vermitteln. Arbeiten Sie Ihre Stärken und Schwächen heraus. Denken Sie positiv und pflegen Sie Ihre Stärken! Nur wer seine Stärken ausbaut, der kann diese in einem unverwechselbaren Leistungsprofil nach außen dokumentieren. Wer zu viel über seine vermeintlichen Schwächen nachgrübelt, wirkt unsicher, durchschnittlich und demotiviert sich selbst. Wenn Sie an Ihren Schwächen arbeiten wollen, versuchen Sie, diese gezielt abzubauen oder notfalls zu kaschieren.

 

Wenn Sie Stellenanzeigen analysieren, können Sie die passenden Angebote und Unternehmen durch den Vergleich mit Ihrem eigenen Anforderungs- und Eignungsprofil leichter finden. Denn in wirtschaftlich schwierigen Zeiten lohnt sich eine Bewerbung nur dann, wenn Sie einen Großteil des Anforderungskatalogs auch wirklich erfüllen. Ihre Potenzialfaktoren füllen Sie anhand konkreter Beispiele oder Situationen mit Leben. Dem Leser bietet sich dadurch ein plastisches, greifbares Bild der eigenen Person, das sich sehr viel besser und tiefer einprägt als Leerformeln und Worthülsen. Ihre Individualität wird dadurch betont, und Sie kommen nicht in die Versuchung, nur eine meistens schlechte Kopie vermeintlich überlegener Bewerber zu werden.

Um sich von der Masse der Mitbewerber abzuheben, empfehlen wir eine intensive Auseinandersetzung mit sich selbst, denn nur so steigern Sie Ihre Attraktivität auf dem Arbeitsmarkt. Mit Hilfe der persönlichen Potenzialanalyse können Sie die formale und persönliche Stärkung Ihrer Individualität problemlos erreichen.

Die Durchführung der Potenzialanalyse

Die ausführliche Potenzialanalyse besteht aus vier Bausteinen. Sie beantworten sich selbst die Fragen nach Ihrer Qualifikation und Ihrer Persönlichkeit, Sie entwerfen eine Zielanalyse und erstellen eine Marktanalyse. Aus den folgenden vier Bausteinen entsteht so Ihre persönliche Potenzialanalyse:

 

  • die Qualifikationsanalyse (Stärken und Schwächen),

  • die Persönlichkeitsanalyse (Stärken und Schwächen),

  • die Zielanalyse (beruflich und privat) sowie die

  • Marktanalyse (Chancen und Risiken).

 

Seien Sie so ausführlich wie möglich. Lassen Sie nichts aus! Schreiben Sie Ihre Antworten untereinander und ordnen Sie diese den entsprechenden Dokumenten zu, zum Beispiel dem Anschreiben oder dem Lebenslauf.

Die Qualifikationsanalyse

Die Qualifikationsanalyse umfasst die Aufstellung Ihrer beruflichen und fachlichen Voraussetzungen und die bisher von Ihnen erbrachten Leistungen und eingebrachten Erfahrungen.

Berufliche und fachliche Voraussetzungen: Sammeln Sie zuerst Ihre beruflichen und fachlichen Voraussetzungen. Beginnen Sie mit Ihren Schulabschlüssen und arbeiten Sie sich auf diesem Weg über die Ausbildung und das Studium zu Ihrem Beruf vor. Arbeiten Sie dabei sorgfältig und lassen Sie keinen Abschluss und keine Beschäftigung aus, selbst eine, die Ihnen zu gering erscheint. Beschreiben Sie ausführlich Ihre einzelnen Tätigkeiten, Fähigkeiten und Kenntnisse, wie zum Beispiel IT-Kenntnisse, Fertigungssteuerung, Datenbankverwaltung mit EDV, SAP/R3-Kenntnisse, Einführung der Kaizen-Methode oder qualifizierte Kundenberatung.

Besonders wichtig sind Ihre bisherigen Berufserfahrungen. Führen Sie dazu Ihre bisherigen Positionen und Anstellungen aus.

Was haben Sie daraus für Ihr fachliches Wissen und Ihre Persönlichkeit mitgenommen? Legen Sie dar, auf welche Weise Sie sich in Ihrem Fachgebiet auf dem Laufenden halten und wie Sie Ihren Wissensstand aktuell erweitern. Das kann durch Fachzeitschriften, Literatur oder den Besuch von Messen und Symposien geschehen.

Übungsfragen

  • Welche Schulabschlüsse haben Sie?

  • Haben Sie eine Berufsausbildung absolviert? Wie lautet Ihre genaue Berufsbezeichnung mit Abschluss? IHK- oder HWK-Abschluss? Ist es ein staatlich anerkannter Abschluss?

  • Welches Fach haben Sie mit welchen Schwerpunkten studiert? Haben sie Nebenfächer belegt? Wie lautet der Titel Ihrer Abschlussarbeit und wo haben Sie diese verfasst?

  • Haben Sie während des Studiums Nebentätigkeiten ausgeübt (zum Beispiel am Lehrstuhl), als Werkstudent gearbeitet, Praktika absolviert oder Ferienjobs gemacht?

  • In welchen Berufen und Positionen haben Sie bisher gearbeitet? Schildern Sie Ihre Tätigkeiten.

  • Welche PE-Weiterbildungsangebote haben Sie wahrgenommen?

Leistungen und Erfahrungen: Die nächste Auflistung betrifft Ihre beruflichen Leistungen und Erfolge. Rücken Sie Ihre Verdienste ins rechte Licht! Vielleicht haben Sie ein besonderes Projekt durchgeführt oder daran mitgearbeitet? Zum Beispiel an einem Projekt, das zu Kostensenkungen führte und gleichzeitig eine Umsatzsteigerung ermöglichte. Oder es wurde unter Ihrer Federführung eine neue IT-Struktur eingeführt. Beschreiben Sie die Auswirkungen in der Firma. Gibt es Kennzahlen oder Statistiken, die Ihren Geschäfts- oder Verkaufserfolg genau belegen? Auch hier gilt: Klotzen – nicht kleckern! Auf dieser Grundlage leiten Sie zu zusätzlichen Leistungen über, die Sie erbringen können. Seien Sie kritisch und kreativ! Beleuchten Sie grell, aber fundiert und gut belegt Ihre eigenen Vorzüge.

Übungsfragen

  • Welche beruflichen Leistungen haben sie bisher erbracht?

  • Welche Leistungen könnten Sie zusätzlich erbringen?

  • Wie unterscheiden sich Ihre Leistungen von anderen Bewerbern?

  • Welche geschäftlichen Probleme haben Sie bereits gelöst (Produkte, Kunden, Geschäftsfelder, Projekte, Aufgaben)?

  • Welche geschäftlichen Probleme könnten Sie außerdem lösen?

  • Lassen sich Ihre Kompetenzen und Verantwortungsbereiche quantifizieren? (Budget, Umsatz, Personal)

Die Persönlichkeitsanalyse

Im zweiten Teil der Potenzialanalyse, der Persönlichkeitsanalyse, beschäftigen Sie sich mit sich selbst. Wie groß ist Ihre Ausdauer, wenn Sie an einem schwierigen Problem arbeiten? Vertagen Sie lieber kurzfristig auf den nächsten Morgen oder sind Sie ein »Wadenbeißer«, der jeden noch so harten Knochen knackt?

Als erste Regel für die Persönlichkeitsanalyse gilt: Seien Sie ehrlich gegenüber sich selbst. Machen Sie sich nicht selbst zum Alleskönner, Oberproblemlöser und Supermann. Zu viel Schminke schadet jeder natürlichen Schönheit.

Belegen Sie anhand von realen Begebenheiten in Ihrem beruflichen Alltag Ihre persönlichen Stärken und Schwächen. Das kann bei den ganz kleinen alltäglichen Dingen anfangen. So sind Sie kein »Büro-Morgen-Muffel«, der ohne seinen genau dosierten Morgenkaffee die nächsten Stunden überhaupt nicht ansprechbar ist. Sie tragen Ihre persönlichen Probleme nicht in das Unternehmen hinein, und Ihre Mitarbeiter müssen nicht ängstlich Ihr Mienenspiel analysieren, um Ihre Tagesform einschätzen zu können. Wenn es um die Arbeit im Team geht, wie kommunikationsfähig sind Sie? Fördern Sie Eigeninitiative, vertragen Sie Kritik und sind Sie lernbereit? Können Sie Begeisterung für eine Aufgabe erwecken, und wie steht es um Ihre Entschlussfähigkeit? Weitere Punkte, über die Sie nachdenken sollten, sind zum Beispiel Organisationsfähigkeit, Belastbarkeit, Anpassungsvermögen, Freundlichkeit, Flexibilität, Überzeugungskraft und Aufgeschlossenheit.

Übungsfragen

  • Was sind Ihre persönlichen Stärken und Schwächen? Belegen Sie diese anhand von Beispielen.

  • Was motiviert Sie?

  • Welche Persönlichkeitsmerkmale haben Sie?

  • Was für ein Typ sind Sie?

  • Können Sie andere Menschen motivieren?

  • Welche persönlichen Eigenschaften und Charakterzüge bringen Sie mit?

Erstellen Sie zum Abschluss Ihrer Persönlichkeitsanalyse ein umfassendes Selbstbild (s. S. 16f.). Lassen Sie dabei auch Bewertungen von außen einfließen. Zu viel Eigenlob schadet. Wenn Ihr Chef Sie treffend in seiner Beurteilung charakterisierte, so gehört das mit in die Persönlichkeitsanalyse hinein. Wenn Sie den folgenden Fragebogen ausfüllen, dann beachten Sie: Eine Einschätzung auf der Stufe 1 oder 2 bedeutet, dass dieses Persönlichkeitsmerkmal bei Ihnen wenig ausgeprägt ist, die Stufen 3, 4 und 5 weisen auf eine mittlere Ausprägung hin, und die Stufen 6 und 7 verwenden Sie, wenn Sie davon überzeugt sind, dass dieses Merkmal bei Ihnen sehr stark ausgeprägt ist.

Diese Einschätzung ist keine Bewertung. Eine hohe »Punktzahl« ist keineswegs immer besser als eine niedrige »Punktzahl«. Eine mit 7 ausgeprägte Kreativität ist in den meisten Fällen sehr nützlich, Steuerberater oder Buchhalter sollten aber nicht zu viel davon haben. Der Begriff »kreative Buchführung« steht normalerweise nicht dafür, den Anforderungen dieses Berufes in besonderem Maße gerecht zu werden. Welche Merkmalsausprägung letztendlich eine gute ist, lässt sich erst in Zusammenhang mit den Anforderungen einer bestimmten Stelle feststellen. Beantworten Sie den Fragebogen und seien Sie unbedingt ehrlich zu sich selbst. Berücksichtigen Sie die Anforderungen Ihrer Wunschposition noch nicht.

Weitere wichtige Fähigkeiten und Eigenschaften, die Sie selbst in den Fragebogen aufnehmen können, sind zum Beispiel: Impulsivität, Kompromissbereitschaft, Selbstsicherheit, Kommunikationsfähigkeit, Risikobereitschaft, Fähigkeit zum Zuhören, Aufgeschlossenheit, Entscheidungsfähigkeit, Kunden- und Dienstleistungsorientierung, Anpassungsvermögen, Freundlichkeit, Zuverlässigkeit, Logik oder analytisches Denken.

Um Ihre Einschätzung abzusichern, halten wir es für sinnvoll, das Selbstbild, das Sie erstellt haben, mit der Einschätzung anderer Personen zu vergleichen, die sie aus dem beruflichem oder privatem Kontext gut kennen. So entsteht Ihr Fremdbild. Analysieren Sie dann, woher die Unterschiede zwischen Selbstbild und Fremdbild kommen können. Warum fühlen Sie sich selbstsicher, wirken nach außen jedoch nicht so? Was können Sie tun, um die Kongruenz Ihres Auftretens zu verbessern und sich damit glaubwürdiger zu präsentieren?

Im Rahmen Ihrer Zielanalyse und der Stellenangebotsanalyse können Sie Ihr persönliches und fachliches Profil mit den Anforderungen Ihrer beruflichen Zielvorstellungen und den Anforderungen der angestrebten Stelle vergleichen. Dadurch werden Sie auf eventuelle Defizite aufmerksam und können diese abbauen, beziehungsweise Sie können gezielt auf das Stellenangebot eingehen.

Arbeitshinweis: Überarbeiten Sie diesen Abschnitt erneut, wenn Sie sich mit dem Kapitel »Berufliche Anforderungen« auseinander gesetzt haben.

Die Zielanalyse

Ganz wichtig ist die Zielanalyse. Ihr künftiger Arbeitgeber will wissen, warum Sie für ihn arbeiten wollen und wohin Sie in seinem Unternehmen eigentlich wollen. Erstellen Sie deshalb Ihre Ziele in einer Soll-Analyse. Unterscheiden Sie dabei in kurz-, mittel- und langfristige Ziele und nach dem Bereich, in dem das Ziel liegt. Beruflich streben Sie die Leitung einer Abteilung an, in Ihrem privaten Leben verlassen die Kinder das Haus und Sie möchten Gitarre spielen lernen. Erstellen Sie eine komplette Sammlung Ihrer Wünsche und Ziele und veranschaulichen Sie diese in einer Tabelle.

Übung

Kurzfristige

Ziele

Mittelfristige

Ziele

Langfristige

Ziele

Beruflich

Privat

Überlegen Sie sich, wofür Sie ganz besonders geeignet sind. Was würden Sie am liebsten machen? Wo können Sie Ihre ganzen Stärken einbringen? Formulieren Sie Ihre Arbeitsphilosophie! Was möchten Sie in zehn Jahren erreicht haben und wie möchten Sie es erreicht haben? Wie gelangen Sie dorthin? Entwickeln Sie eine persönliche Zukunftsvision. Wie soll Ihr Leben in der Zukunft aussehen und welchen Stellenwert hat dabei Ihre Berufstätigkeit? Wollen Sie noch einmal mit voller Energie einsteigen oder suchen Sie nur eine ruhige »Hauslehrerstelle«? Bevorzugen Sie den Kundenkontakt oder arbeiten Sie lieber hinter Ihrem Schreibtisch am Computer?

 

Sind Sie noch mobil? Für die An- und die Rückfahrt müssen Sie täglich mindestens drei Stunden anstrengende Autobahnfahrt auf sich nehmen. Wollen Sie das? Oder sind Sie der gemütliche »Nesthocker«? Käme eine Zweitwohnung in einer anderen Stadt für Sie in Frage?

Übungsfragen

Unterscheiden Sie gleichzeitig zwischen verschiedenen Arten von Zielen (kurz-, mittel- und langfristig erreichbare Ziele) und nach dem Bereich, in dem das Ziel liegt (beruflich, privat).

 

  • In welchem Verhältnis stehen Ihre Ziele zueinander? Gibt es konkurrierende Ziele?

  • Wofür wären Sie besonders geeignet? Was würden Sie am liebsten tun?

  • Wie lautet Ihre Arbeitsphilosophie?

  • Was möchten Sie in zehn Jahren erreicht haben? Wo möchten Sie in zehn Jahren stehen? Entwickeln Sie eine persönliche Zukunftsvision? Wie soll Ihr Leben in Zukunft einmal aussehen?

  • Welchen Stellenwert hat Ihre Berufstätigkeit für Sie? Was sind Sie bereit zu geben?

  • Wie stellen Sie sich Ihre neue Tätigkeit vor? In welchem zeitlichen Umfang sind Sie bereit zu arbeiten?

Wichtig ist es, sich stets zu hinterfragen: Was will ich und wie komme ich dahin? Wenn Sie bei dieser Frage nicht weiterkommen, dann ist es sinnvoll, einen Coach hinzuziehen, der die richtigen Fragen stellt, Ziele herauskristallisiert und Klarheit schafft.

Klare Ziele sind die Grundvoraussetzung für Ihre Karriere. Ohne feste eigene Ziele können Sie niemanden konkret ansprechen und mit Ihrer Person niemanden überzeugen.

Sprechen Sie bei Ihrer Zielfindung und Zielsetzung auf jeden Fall mit Ihrer Familie. Überprüfen Sie gemeinsam, ob Ihre Lebensziele zusammenpassen oder sich widersprechen. Setzen Sie Prioritäten und verteilen Sie Ihre Ziele möglicherweise zeitlich.

Die Marktanalyse

Berufsplanung: Betrachten Sie jetzt Ihre Angaben, die Sie bei den einzelnen Fragen gemacht haben. Überlegen Sie sich, in welchen Arbeitsbereichen und in welchen Funktionen Sie zusätzlich als »Berufsfremder« arbeiten könnten. Schon durch eine neue Berufsbezeichnung ergeben sich neue Arbeitsfelder. Fallen Ihnen dazu Unternehmen und Firmen ein, bei denen dafür eine Nachfrage besteht? Überlegen Sie, ob Sie sich bei ehemaligen Geschäftspartnern oder Wettbewerbern bewerben wollen! Fertigen Sie eine Liste an.

Verschaffen Sie sich einen Überblick, welche Branchen oder Unternehmen zurzeit expandieren. Könnten Sie mit Ihrer beruflichen Erfahrung dort gefragt sein? Seien Sie sich dabei aber stets über Ihre persönlichen Kriterien hinsichtlich Ihrer Unternehmenswahl bewusst! Wie sollte die Unternehmenskultur aussehen, dass Sie sich dort wohl fühlen? Welches Image wollen und können Sie nach außen vertreten und erfolgreich verkaufen? Greifen Sie dabei auf Ihre schon genannten Wünsche und Ziele aus der Zielanalyse zurück.

Übungsfragen

Erstellen Sie eine Liste der Tätigkeiten, Funktionen, Aufgabenbereiche und Berufsbezeichnungen. Bedenken Sie dabei auch Tätigkeiten, die nicht Ihrer beruflichen Ausbildung entsprechen.

 

  • Welche konkreten Unternehmen und Firmen fallen Ihnen dazu ein?

  • Könnten Sie sich innerhalb der Branche, bei ehemaligen Wettbewerbern beziehungsweise Geschäftspartnern (Lieferanten, Kunden, Beratern) bewerben? Bei wem?

  • Welche Branchen oder Unternehmen sind derzeit am Markt erfolgreich? Inwiefern sind Ihre Qualifikationen, Erfahrungen und Kenntnisse dort gefragt? Welche Aufgaben könnten Sie dort übernehmen?

  • Welche Kriterien legen Sie bei der Unternehmenswahl an? Zum Beispiel Größe, Alter, Unternehmenskultur, Image, Abteilungsgröße, Kollegen und Vorgesetzte.

  • Wie stellen Sie sich Ihre neue Tätigkeit vor? Folgende Punkte helfen Ihnen dabei: zeitlicher Umfang, Entfernung, Art des Arbeitsplatzes, Tätigkeitsschwerpunkte.

Beziehungen und Image: Sie leben in einer lebendigen Umwelt, Sie kommunizieren mit Menschen und erhalten von diesen Rückmeldungen, die sich in Ihrem beruflichen Erfolg widerspiegeln. Im besten Falle haben Sie damit in Ihrer ehemaligen Stellung gute Beziehungen, Freundschaften oder sogar ein regelrechtes Netzwerk aufgebaut. Überlegen Sie, zu welchen beruflichen Zielgruppen oder Einzelpersonen Sie einen besonders guten Kontakt aufbauen konnten. Wer würde Ihnen gute Referenzen ausstellen? Das kann Kunden wie Wettbewerber betreffen, es gilt ebenso der einzelne Geschäftspartner wie der Leiter eines ganzen Unternehmens. Darüber hinaus denken Sie auch an Ihren persönlichen Freundeskreis. Ihr Nachbar besitzt vielleicht eine einflussreiche Stellung in einem großen Unternehmen, Ihr Tennispartner verfügt über gute Geschäftsverbindungen ins Ausland?

Übungsfragen

  • Zu welchen Zielgruppen hatten Sie besonders gute Beziehungen? Wer würde Ihnen gute Referenzen ausstellen? Zum Beispiel Unternehmen, Kunden, Wettbewerber, Verbände, Geschäftspartner.

  • Was trauen andere Ihnen zu?

  • Über welche nützlichen Beziehungen verfügen Sie außerdem? Zum Beispiel Bekannte, Verwandte, Freunde, Verein, Nachbarn.

Maßnahmenplan und Contracting

Nachdem Sie die vorangegangenen Abschnitte intensiv durchgearbeitet haben, sind Sie jetzt in der Lage, die notwendigen Konsequenzen für Ihr berufliches Weiterkommen und Ihre Bewerbungsstrategie zu ziehen. Wir empfehlen Ihnen, einen Maßnahmenplan zu erstellen. Achten Sie dabei stets auf eine realistische Einschätzung Ihrer Möglichkeiten. Beantworten Sie zunächst die folgenden Übungsfragen auf der nächsten Seite.

Erstellen Sie jetzt einen präzise terminierten Plan, der genau besagt, wann Sie welche Aktionen durchführen möchten. Wann wollen Sie Informationen über Weiterbildungsangebote im Bereich Business-Englisch einholen? Wann wollen Sie Ihre Bewerbungsaktion starten? Wann müssen Sie dementsprechend Schreibwaren, Bewerbungsmappen und repräsentative Bewerbungsfotos beschafft haben? Wann möchten Sie mit welchen Bekannten Kontakt aufnehmen, um mit ihnen über Karrieremöglichkeiten zu sprechen? Achten Sie auf ein realistisches Zeitmanagement. Fangen Sie früh genug an und überlasten Sie sich nicht, indem Sie Ihr zeitliches »Korsett« zu eng schnüren.

Übungsfragen

  • Wie lassen sich Ihre Stärken ausbauen und wie lassen sich die Schwächen beheben?

  • Welche Mittel, Kenntnisse und Fähigkeiten brauchen Sie, um Ihr berufliches Ziel zu erreichen?

  • Wie und wo können Sie sich die fehlenden Kenntnisse aneignen? Zum Beispiel Weiterbildungsangebote, Kurse, Möglichkeiten der finanziellen Unterstützung.

  • Was steht einer Realisierung entgegen? Welche inneren und äußeren Schwierigkeiten und Hindernisse sind zu überwinden?

  • Wie sieht eine an den Markt, die Zielgruppe und die eigene Person angepasste ganzheitliche Bewerbungsstrategie aus?

  • Wie sollte Ihre Bewerbung inhaltlich und formal gestaltet sein?

Achten Sie beim Festlegen Ihrer Maßnahmen auf deren Nachprüfbarkeit. Stellen Sie also keine vagen Vorsätze auf, die auf dem Niveau von Neujahrsvorsätzen bleiben, sondern halten Sie schriftlich ganz eindeutig fest, was Sie wann und wie erledigen. Definieren Sie ebenfalls überprüfbare Erfolgskriterien. »In der zweiten Jahreshälfte möchte ich mein Buchhaltungswissen auf Vordermann bringen« oder »Demnächst will ich mich mit meinen Bewerbungen beschäftigen« sind keine guten Maßnahmen. Ihnen fehlt die genaue Definition. Solche Vorsätze sagen nichts aus. Sie sind zeitlich und inhaltlich unbestimmt. Dadurch entziehen diese sich der Überprüfbarkeit und demotivieren Sie.

Wenn Sie befürchten, dass Sie Ihre guten Absichten bald wieder vergessen haben, dann legen Sie schon jetzt Kontrolltermine fest und beauftragen einen »Projektmanager«, der Sie immer wieder erinnert, motiviert und kontrolliert.

 

Legen Sie die gerade diskutierten Punkte schriftlich nieder. Zur Arbeitserleichterung können Sie das tabellarisch erledigen. Um Ihrem Plan die letzte Verbindlichkeit zu geben, versehen Sie diesen mit dem Datum und Ihrer Unterschrift. Sie haben jetzt einen Vertrag mit sich selbst geschlossen und sich schriftlich zu dessen Einhaltung verpflichtet. Sie können jederzeit Erledigtes abhaken, Unerledigtes wird sichtbar. So wird es für Sie leichter, Ihre Vorsätze einzuhalten. Nur so überwinden Sie Ihren »inneren Schweinehund«.

Berufliche Anforderungen