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Nr. 34

 

Levtan, der Verräter

 

Ein Springer landet in Terrania und wird zur Hauptfigur eines großen Bluffs ...

 

von KURT BRAND

 

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Auseinandersetzungen auf der Erde, Invasionen aus dem All, Raumschlachten, Kämpfe auf fernen Planeten – all das hat die mit Hilfe der uralten arkonidischen Technik begründete Dritte Macht Perry Rhodans in der kurzen Zeit ihrer Existenz schon erfolgreich durchgestanden.

Die Springer aber – jene Arkonidenabkömmlinge, die seit acht Jahrtausenden das unbestrittene Handelsmonopol in der Galaxis besitzen, weil sie jede aufkommende Konkurrenz unerbittlich unterdrückten – stellen eine Bedrohung dar, die nicht ernst genug genommen werden kann.

Perry Rhodan hat auch bisher alles getan, was in seiner Macht stand, um zu verhindern, dass die Springer aus der Erde eine Kolonie machen. Seine Raumkreuzer flogen Scheinangriffe gegen die versammelte Flotte der Springer, während er selbst mit der STARDUST den Planeten des Unsterblichen aufsuchte, um sich eine neue Waffe gegen die Springer zu beschaffen.

Die Macht der Springer ist gewaltig – und wenn sie auch nach der Begegnung mit der neuen Waffe den Rückzug angetreten haben, so steht doch zu befürchten, dass sie ihre Pläne gegen die Erde konsequent weiterverfolgen werden.

Ein galaktischer Händler kennt diese Pläne, und er ist bereit, sie gegen einen angemessenen Preis zu verkaufen – LEVTAN, DER VERRÄTER ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Perry Rhodan – Der Chef der Dritten Macht.

Reginald Bull, genannt Bully – Perry Rhodans bester Freund und Stellvertreter.

Levtan – Er wurde wegen Betrügereien aus der Gemeinschaft der Springer ausgestoßen.

John Marshall – Ein Telepath.

Tako Kakuta – Seine Spezialität ist die Teleportation.

Kitai Ishibashi – Seine Fähigkeiten liegen auf dem Gebiet der Suggestion.

Tama Yokida – Er beherrscht die Telekinese.

Etztak und Goszul – Zwei Patriarchen der Springer.

1.

 

In der Nähe der Plutobahn waren die beiden Kreuzer der Dritten Macht, TERRA und SOLAR SYSTEM, aus dem Hyperraum wieder in das normale Weltall zurückgekommen. Im Abstand von 40.000 Kilometer jagten die Raumer quer durch das Sonnensystem der Erde zu.

Der Transitionsschock, der unangenehme Begleiter beim Sprung durch den Hyperraum, war längst überwunden. Perry Rhodan, der sich mit Reginald Bull und einigen Männern aus seinem Mutantenkorps an Bord des Schweren Kreuzers TERRA befand, hatte McClears, dem Kommandanten des Schiffes, kurz zugenickt, Bull einen auffordernden Blick zugeworfen und war mit dem Freund in seine Kabine gegangen.

»Ich kann es auch noch nicht fassen, Perry«, begann Reginald Bull zu sprechen, dem Rhodans Schweigen langsam unheimlich wurde.

Perry lächelte bitter, sagte aber immer noch nichts.

Da brauste Bully auf. Hier, unter vier Augen, wo er mit Perry Rhodan, dem Herrn der Dritten Macht, allein war, konnte er es sich leisten, mit ihm von Freund zu Freund zu reden. Sie beide waren die ersten Menschen gewesen, die mit der STARDUST I den Mond erreicht hatten, und sie waren immer noch Freunde, da Perry Rhodan sich anschickte, für die Erde die Galaxis zu erobern.

»Perry, Es oder Er hat sich einen schlechten Witz geleistet! Warum hast du nicht gute Miene zum bösen Spiel gemacht und wieder und wieder versucht, trotzdem nach Wanderer zu kommen ...?«

Nachdenklich sah Perry seinen Freund an. »Es macht höchstens Witze, Bully, aber nie schlechte!«

Bully war in Fahrt. Er ließ Rhodan nicht ausreden.

»Perry«, sagte er eindringlich, »wir sind doch nicht zu unserem Vergnügen nach Wanderer gestartet, sondern weil uns diese galaktischen Händler in so große Bedrängnis gebracht haben. Wenn sie es sich einfallen lassen, uns konzentriert mit all ihren Schiffen anzugreifen, dürfen wir unser Testament machen ... und da hat Es oder Er geruht, uns nicht auf Wanderer hereinzulassen! War das kein sehr schlechter Witz, Perry?«

Ein Perry Rhodan, wie ihn seine Männer nicht kannten – ein Mann, grenzenlos enttäuscht und niedergeschlagen, der aus der Gefahr, welcher der Erde durch die Galaktischen Händler drohte, noch keinen Ausweg sah – blickte an Bully vorbei, der ihn erwartungsvoll ansah. Er wusste, dass Reginald Bull mit seiner burschikosen Redeweise die eigene Enttäuschung und Ausweglosigkeit nur übertünchen wollte.

»Perry, mein Gott ...«, stieß Bully aus, »so, wie du dich jetzt gibst, kenne ich dich ja gar nicht!«

Perry ging darauf nicht ein, als er sagte: »Er traut uns mehr zu als wir uns selbst! Es kann gar nicht anders sein. Bully. Denke daran, wie sauer Er es uns werden ließ, den Weg zu Wanderer, zu seinem Stern, zu finden. Du und ich – wir beide müssen seinen Humor noch verstehen lernen. Darum ließ Er uns diesesmal nicht herein, nahm von unserer Anwesenheit keine Notiz. Er denkt nicht daran, uns noch weitere Fiktivtransmitter auszuhändigen; wir sollen mit den Mitteln, über die wir verfügen, uns allein der Händler erwehren ...«

»Wenn das Humor ist, Perry, dann weiß ich keinen Witz mehr zu schätzen«, erwiderte Bully sarkastisch. »Die STARDUST besitzt zwei Fiktivtransmitter! Ganze zwei! Was passiert mit unserem Superschlachtschiff, wenn die Händler ihre Freunde, die Überschweren, einen konzentrierten Angriff auf die STARDUST fliegen lassen? Dann ist die STARDUST gewesen, von den Kreuzern TERRA und SOLAR SYSTEM gar nicht zu reden, und die Erde wird eine versklavte Händler-Kolonie ...«

Da sah Bully es in den Augen des Freundes aufblitzen, und als nach dem Aufblitzen ein grimmiges Lächeln um Perrys Mund spielte, Rhodan sich plötzlich kraftvoll streckte, fühlte Reginald Bull sich schon halb erleichtert.

»Du hast recht«, erwiderte Perry Rhodan und nickte. »Wenn die Springer mit den Überschweren kommen und uns konzentriert angreifen, dann ist alles verloren! Ist es kein köstlicher Witz, dass Er uns zutraut, mit den Galaktischen Händlern und den Überschweren fertig zu werden?«

Enttäuscht sank Bully in seinen Sessel zurück.

»Das ist alles, was du darauf zu sagen hast, Perry?«, fragte er entgeistert.

»Im Moment, ja. Bully, du bist ein feiner Kerl. Du hast mir zur rechten Zeit den richtigen Rippenstoß verpasst ...«

»Wer ...? Ich ...? Wann denn?« Er machte dabei so ein dummes Gesicht, dass Perry ihm schmunzelnd sagen musste: »Intelligent siehst du jetzt wirklich nicht aus!«

»Für einen Tipp, wie wir dieser tödlichen Gefahr entkommen könnten, würde ich sogar noch etwas draufzahlen«, knurrte Reginald Bull giftig und schwieg dann auch.

 

*

 

Terrania meldete sich, Hauptstadt der Dritten Macht in der Gobi, seit dem 25. November 1982 Sitz der Terranischen Weltregierung (TW).

Der Anflug der beiden Kreuzer SOLAR SYSTEM und TERRA war dort längst geortet worden. Nach der Strukturerschütterung durch den Sprung aus dem Hyperraum hatten die beiden Schiffe sich über Interkom kurz gemeldet und empfingen nun die Zeiten, wann sie landen durften, ohne mit dem unüberwindlichen Kraftfeld über Terrania in Konflikt zu kommen.

Einsilbig verließ Perry Rhodan die TERRA. Nach außen hin ließ er sich nichts anmerken, als er manchen Gruß erwiderte, mit diesem und jenem ein Wort wechselte, doch seinem Freund Bully konnte er nichts vormachen.

Noch nie war die Erde seit ihrem Bestehen so gefährdet gewesen wie jetzt, da sie von den Galaktischen Händlern entdeckt worden war. Und diese wiederum, ehemals Angehörige des arkonidischen Imperiums, das langsam zerbrach, lebten fast ausschließlich in Sippen auf ihren riesigen Raumschiffen und trieben Handel mit jedem Stern, der ihnen lohnenswert schien. Sie waren keiner Rasse Freund noch Feind; neutral, verkauften sie gegen Gewinn beiden Parteien. Trotzdem waren die Springer, wie sie auch genannt wurden, keine harmlosen Stern-Zigeuner: Jeder Außenseiter, der in ihre Domäne einzudringen versuchte, wurde radikal vernichtet. Reichten ihre eigenen Mittel nicht aus, dann riefen sie die »Überschweren« zu Hilfe – auch Abkömmlinge der Arkoniden, aber Menschen von unglaublichem Gewicht, und was noch gefährlicher war, Besitzer gigantischer Schlachtraumer.

Perry Rhodan hatte Händler und Überschwere in ihre Schranken verwiesen, ihnen aber nicht die unvergessliche Lehre einimpfen können: »Hände weg von der Erde! Lebensgefährlich!« Und gerade sagte Perry Rhodan seinem Stab, dass die Händlerflotte mit den Überschweren die akuteste Gefahr sei, der sie nichts entgegenzusetzen hätten.

»Morgen wird der schwere Kreuzer CENTURIO getauft und in Dienst gestellt«, warf Kommandant Nyssen von der SOLAR SYSTEM ein.

Perry Rhodan lächelte fast mitleidig. »Was macht das aus, meine Herren? Nichts! Ein Kugelraumer von zweihundert Meter Durchmesser mehr oder weniger – und mit der CENTURIO haben wir dann drei Schiffe dieser Klasse – zählt nichts gegenüber der massierten Kampfkraft unserer Feinde. Meine Herren, ein Königreich für eine Idee, und ich bin Ihnen zeitlebens zu Dank verpflichtet.«

Er sah sie der Reihe nach an: Bully, die Kreuzer-Kommandanten McClears und Nyssen, Major Deringhouse, die Mutanten und zum Schluss die Arkoniden Crest und Thora.

Am längsten blieb sein Blick auf der stolzen Arkonidin haften. In zehn Jahren waren sie beide sich menschlich immer näher gekommen, aber nie so nah, dass ein Dritter hoffen konnte, dass aus diesen beiden prachtvollen Menschen ein Paar würde.

 

*

 

Thora, die Arkonidin, taufte die CENTURIO.

Hinter ihr stand Major Deringhouse. Kein Muskel zuckte in seinem Gesicht, aber die Freude in seinen Augen, Kommandant dieses herrlichen Kreuzers zu sein, konnte er nicht unterdrücken.

Etwas seitlich standen Perry Rhodan, der Herr der Dritten Macht, Bully und der Arkonide Crest zusammen. Während Thora mit fester Stimme die übliche Taufformel sprach, flüsterte Crest Perry Rhodan zu: »Haben Sie vor zehn Jahren, als wir uns als Schiffbrüchige auf dem Mond erstmalig gegenüberstanden, daran zu denken gewagt, einmal als Administrator der ›Terranischen Weltregierung‹ die Erde gegen Feinde aus dem Weltall verteidigen zu müssen?«

Ihre Blicke trafen sich. Hier der Arkonide mit dem Wissen einer uralten Kultur, dort Perry Rhodan, der Prototyp des Erdenmenschen, klug, wagemutig, überlegen, Erbe des Arkonidenwissens und mit Reginald Bull der einzige Mensch, der in den nächsten sechs Jahrzehnten nicht alterte.

Gerade wollte Perry auf Crests Frage eingehen, als Bully ihn anstieß und auf den Schirm deutete.

Nach dem Flackern des Bildschirmes wurde Oberst Freyts Gesicht deutlich.

»Was gibt es?«, fragte Perry Rhodan kurz und nicht besonders laut. Die Taufe des schweren Kreuzers CENTURIO sollte keine Störung erfahren.

Freyt verstand Rhodans verhaltenes Sprechen. Er bändigte seine Stimmbänder ebenfalls: »Chef, die Struktur-Taster auf Mars und einem der Saturn-Monde haben gerade angesprochen!«

Im gleichen Moment durchzuckte es Perry Rhodan. Die Händler!, dachte er. Sie haben drei Monate Zeit gebraucht, um den Angriff gegen uns vorzubereiten. Jetzt kommen sie.

»Oberst Freyt«, sagte er, »geben Sie ...«

Da fiel Freyt ihm erregt ins Wort: »Neue Ortung, Chef! Zweite Strukturerschütterung. Dasselbe Schiff hat das Solar-System schon wieder verlassen!«

»Alarmstufe eins geben!«, sagte Rhodan kurz entschlossen und warf dem neuen schweren Kreuzer, der gerade durch die Arkonidin Thora getauft worden war, einen nachdenklichen Blick zu.

Oberst Freyts Gesicht auf dem Bildschirm zerflatterte. Die Scheibe wurde grau. Bully kaute auf der Unterlippe herum; Crest glich einem Menschen, der den Atem anhält.

Jetzt kam Alarmstufe eins. Sie traf Terrania nicht unvorbereitet. Fertig zum Start lagen das Super-Schlachtschiff STARDUST II, das Non-plus-ultra arkonidischer Ingenieurkunst und von Perry Rhodan mit seinen Mutanten auf der Welt der Ferronen erobert, die schweren Kreuzer TERRA und SOLAR SYSTEM, dazu ein Teil der Zerstörer-Verbände, während die übrigen, zwischen den Planeten kreuzend, Wache hielten.

Alarmstufe eins blieb bestehen, auch als Rhodan seine engsten Mitarbeiter zur Lagebesprechung zusammenrief.

Die Auswertung hatte bestätigt, dass ein fremdes Schiff, aus dem Hyperraum kommend, im Sonnensystem transistierte, um wenige Sekunden später durch einen neuen Sprung zurück wieder im Hyperraum zu verschwinden.

Reginald Bull strahlte Optimismus aus. »Ein Unterhändler der Springer, Perry ...?«

John Marshall, groß, dunkelhaarig, veränderte sein strenges, schmales Gesicht nicht. Niemand konnte in ihm einen Telepathen vermuten. Er schüttelte den Kopf; als Rhodan ihn fragend ansah, meinte er: »Ich kenne die Galaktischen Händler zu gut, um in diesem fremden Raumer, der sofort wieder verschwand, einen Springer zu vermuten. Die Springer brüten einen Plan aus, um uns mit einem Schlag unschädlich zu machen.«

»Ein missglückter Sprung ...?« Bully sprach seine Gedanken laut aus und fuhr zusammen, als der Arkonide Crest heftig erwiderte: »Die Galaktischen Händler sind aus unserer Rasse hervorgegangen, Bull ...«

»Leider«, erwiderte Bully trocken, der sich schnell wieder gefangen hatte. »Tatsächlich bedauerlich, sonst hätten wir weniger Ärger mit ihren Abkömmlingen!«

Crest stutzte einen Moment, dann hatte er verstanden, wie Bully seine Worte aufgefasst haben wollte, nur der Arkonidin Thora saß der Satz quer in der Kehle.

Ihre Augen funkelten böse, als sie Reginald Bull anzischte: »Sie haben keine Veranlassung, uns Arkoniden zu verspotten. Ihr ganzes Wissen stammt von uns ...«

Mitten im Satz verstummte sie. Perry Rhodans verstecktes Lachen war nicht zu übersehen. Jetzt erst erkannte die Arkonidin, dass sie wieder einmal Bullys Scherzen erlegen war.

»Wir müssen abwarten«, erklärte Rhodan zum Schluss der Besprechung. »Für unsere Zerstörer im Solar-System gilt immer noch höchste Alarmbereitschaft. Mehr können wir im Augenblick nicht tun.«

 

*

 

Kommandant Deringhouse war überall in seinem Schiff zu finden. Wie im Traum wanderte er durch den Kugelraumer von zweihundert Meter Durchmesser.

In einer Stunde startete seine CENTURIO zum Jungfernflug; dann erhob sich der Koloss zum ersten Mal vom Boden, um in seinen Lebensraum, das tödliche, aber auch herrliche All zu stürmen.

Die letzten Kontrollen beaufsichtigte er selbst.

Waffen-Kontrolle! Es schien in der Sprache, die sie alle redeten, nur noch ein Wort zu geben: »Klar!«

Peil-System, Funkanlagen, Verbindung zum Maschinenraum, zu den Konvertern klar, klar, klar ...

Und dann endlich kam die allerletzte Klar-Meldung, und Deringhouse tat einen erleichterten Atemzug.

An Alarmstufe eins, die immer noch bestand, dachte er nicht mehr.

 

*

 

Etwas erstaunt sah Perry Rhodan die Arkoniden Crest und Thora eintreten.

John Marshall wollte sich verabschieden; seine in der Hypnoschulung weiterentwickelten telepathischen Kräfte hatten ihn erkennen lassen, dass die Arkoniden Perry Rhodan allein sprechen wollten.

Schon zum Gehen gewandt, hielt Rhodan ihn zurück. »Bleiben Sie, Marshall«, sagte er sanft und nickte den beiden Arkoniden dabei freundlich zu.

Kurz umwölkte sich Thoras Stirn. Sie war und blieb immer die empfindliche Arkonidin, wenn etwas nicht so verlief, wie sie es sich gedacht hatte. Der überaus hochgewachsene, hagere Crest, ein Spitzenwissenschaftler in Arkons Reich, verfügte über die abgeklärte Ruhe, die mit seinem Wissen harmonierte.

Unter Perrys gleichbleibendem freundlichem Blick lockerte Thora sich. Sie sah über Marshalls Anwesenheit hinweg und ergriff das Wort.

»Die Zeit drängt, Perry Rhodan; sie arbeitet für die Galaktischen Händler und gegen die Erde – gegen uns alle, auch gegen uns aus Arkon! Die CENTURIO ist klar zum ersten Flug. Lassen Sie Crest und mich mit der CENTURIO nach Arkon fliegen. Ich spreche diese Bitte jetzt nicht aus, um unter dem Druck der Verhältnisse die Einlösung eines Versprechens zu erzwingen, sondern aus der Sorge um die Erde, aus Sorge um uns ...«

Perry Rhodans Gesicht war streng geworden. Prüfend musterte er Thora und Crest. Dem Wissenschaftler konnte er restlos vertrauen, aber der impulsiven Thora waren Hintergedanken auch jetzt noch zuzumuten.

John Marshall stand hinter den Arkoniden. Mit seinen telepathischen Fähigkeiten hatte er unter letzter Kraftanstrengung das abgeschirmte Gehirn der Arkoniden freigelegt und ihre Gedanken entschlüsselt.

Als er Perry Rhodan einen kurzen Blick zuwarf, verstand dieser die Augensprache.

»Ich weiß«, erwiderte Rhodan, durch Marshalls Information beruhigt, »dass ich Ihnen beiden immer noch die Einlösung meines Versprechens schuldig bin ...«

»Aber darum geht es doch nicht«, warf Thora erregt ein. »Wir wollen Hilfe herbeiholen, Perry Rhodan. Es, auf dem unsichtbaren Planeten Wanderer, hat sie Ihnen neuerdings versagt; mein Volk, die Arkoniden, werden sie uns nicht versagen. Nur mit der Hilfe unserer Rasse und ihrer Macht werden Sie gegen die Springer und Überschweren bestehen können!«

»Der Angriff kann in jeder Minute erfolgen«, versuchte Perry Rhodan der Entscheidung auszuweichen, obwohl er sich schon mehrfach gesagt hatte, dass jetzt der Zeitpunkt gekommen war, wo er fremde Hilfe unbedingt benötigte.

Aber er war nicht nur ein eiskalter Rechner und kluger Taktiker; er besaß auch die Gaben der Intuition und Divination. Eine unbestimmbare Ahnung wollte ihm erzählen, dass er gegen die Springer auch ohne fremde Hilfe ankam.

»Perry Rhodan!« Der Arkonide Crest rief ihn an. Hoch aufgerichtet stand er vor ihm. Ihre Blicke kreuzten sich. »Rhodan, Sie enttäuschen mich. Sie weichen aus. Man kann dem Schicksal nicht durch Ausreden entkommen! Thora und ich müssen nach Arkon! Und zwar sofort! Die CENTURIO ist startklar! Lassen Sie uns fliegen! Vertrauen Sie uns nicht mehr?«

Die letzte Frage war hart.

Alles Wissen, alle Macht verdankte Perry Rhodan letztlich diesen beiden Menschen.

Da imponierte er den Arkoniden mit seiner rückhaltlos offenen Antwort: »Ich habe Ihnen nicht misstraut, aber ich wollte Ihren Flug nach Arkon hinauszögern. Ich hoffte immer noch einen Weg zu finden, ohne fremde Hilfe die Springer vertreiben zu können. Nun sehe ich ein, dass dies nicht möglich ist.«

Marshall unterbrach ihn: »Chef, die Verständigung!«

»Ja?«, schnarrte Rhodan und drehte den Kopf zum Bildschirm. Aus dem Flackern entwickelte sich Oberst Freyts Gesicht.

»Chef«, sagte Freyt erregt, »die Großfunkstation auf dem Mond hat einen Spruch aufgefangen, der aus demselben Sektor kommt, in dem gestern die beiden Struktur-Erschütterungen getastet wurden ...«

»Spruch, bitte!«, verlangte Perry Rhodan.