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Jaan Kross

WIKMANS ZÖGLINGE

Roman

Aus dem Estnischen von
Irja Grönholm

Mit einem Nachwort von
Cornelius Hasselblatt

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Titel der estnischen Originalausgabe
Wikmani poisid
Virgela, Tallinn, 1998
Copyright © Heirs of Jaan Kross

Der Verlag dankt der Estonian Cultural Endowment, Traducta,
für die Unterstützung der Publikation.

Inhalt

Erster Teil

Zehnte Klasse

ZWEITES KAPITEL

DRITTES KAPITEL

VIERTES KAPITEL

FÜNFTES KAPITEL

SECHSTES KAPITEL

SIEBENTES KAPITEL

ACHTES KAPITEL

NEUNTES KAPITEL

ZEHNTES KAPITEL

ELFTES KAPITEL

ZWÖLFTES KAPITEL

DREIZEHNTES KAPITEL

VIERZEHNTES KAPITEL

Zweiter Teil

Elfte Klasse FÜNFZEHNTES KAPITEL

SECHZEHNTES KAPITEL

SIEBZEHNTES KAPITEL

ACHTZEHNTES KAPITEL

NEUNZEHNTES KAPITEL

ZWANZIGSTES KAPITEL

EINUNDZWANZIGSTES KAPITEL

ZWEIUNDZWANZIGSTES KAPITEL

DREIUNDZWANZIGSTES KAPITEL

VIERUNDZWANZIGSTES KAPITEL

FÜNFUNDZWANZIGSTES KAPITEL

SECHSUNDZWANZIGSTES KAPITEL

SIEBENUNDZWANZIGSTES KAPITEL

ACHTUNDZWANZIGSTES KAPITEL

NACHWORT

Erster Teil

Zehnte Klasse

Eine Einführung, die uns wahrhaftig weismachen will, das erste Kapitel zu sein und sofort in medias res gehen zu können.

Zum Kuckuck, warum sollte man über das einst so berühmte und jetzt so vergessene Wikmansche Gymnasium nicht einen Roman schreiben?! Wo doch das Maurus’sche mit Hilfe einer fünfbändigen Epopöe bekannt wurde! Und nicht nur bekannt, sondern auch anerkannt. Sodass seine ehemaligen Schüler jetzt auch als seine ehemaligen Schüler sterben dürfen. Wir alle haben die Anzeigen im »Abendblatt« gelesen, in denen der und der Jahrgang des Maurus’schen Gymnasiums dem und dem zum Gedenken … – Aber hat man jemals eine Todesanzeige gesehen, in der ein Wikmanscher Jahrgang gedenkt?! War das Wikmansche Gymnasium etwa eine Art Académie française? Seine Zöglinge ergo unsterblich? Sodass etliche von ihnen im Laufe der letzten vierzig Jahre nicht ins bessere Jenseits eingegangen sind?

Wahrhaftig, ein Roman über das Wikmansche Gymnasium wäre ein starkes Stück! Zumal über den Maurus’schen seinerzeit geschrieben wurde, er sei miserabel, bestenfalls als belangloses Histörchen zu werten. Denn besonders romanungeeignet sei der passive Charakter des Haupthelden. Wenn Herr Hamburg das bereits vor fünfzig Jahren so empfand – wo würde man dann wohl einen Helden für den Wikman-Roman hernehmen, noch dazu, wenn er in unseren dynamischen (um nicht zu sagen dynamitischen) Zeiten den Geschmack der Herren Hamburger treffen sollte? O ja, die Zensoren, deren nichtvorhandenes Vorhandensein dadurch gewährleistet ist, dass sie ihr Vorhandensein nicht gestatten zu erwähnen, werden mir doch nicht verbieten, unsere Zeiten als dynamitisch zu bezeichnen?! Wo doch die Zerstörungskraft eines hundertzwanzigjährigen Dynamits, verglichen mit den heutigen Errungenschaften – unser aller Stolz und Geheimnis –, sich annähernd wie Pudding zu Nitroglyzerin verhält.

Der zweite und erheblichere Nachteil: Welche Schulgeschichte kommt ohne die Tochter des Direktors aus?! Der Maurus-Roman wurde allein dank der Tatsache geboren, dass unser großer Tammsaare Herrn Maurus eine Tochter andichtete. Herrn Wikman können wir schon der Gefahr eines Plagiats wegen keine andichten. Insbesondere jedoch verbietet es sich durch die Person des Herrn Wikman. Denn, um Himmels willen, des Direktors Bürstenhaar würde allein vom Gedanken an diese Niedertracht noch kerzengerader stehen, als es ohnehin stand, und er würde ausrufen: »Meine Härren! Wie können Sie Ihren Diräktor beschuldigen, Vater einer Tochter zu sein, wenn Ihr Diräktor nie im Läben eine Frau berührt hat! Denn im Sinne unseres Vaterlandes hatte er Wichtigeres zo ton!«

Aber jetzt haben wir ihn. Den Herrn Direktor Wikman persönlich. Nicht als Haupthelden, nein, nein. Direktorenk ö n n e nnatürlich Helden sein. Mitte der dreißiger Jahre hätte vielleicht sogar ein Leiter der Schulverwaltung Held sein können, allerdings in einem anderen als dem teigig-vaterländischen Memorialmonumentalwerk. Aber was fängt ein Roman mit einem Helden an, der nie im Läben eine Frau berührt hat, denn er hatte Wichtigeres zo ton?!

Als Nebenfigur kommt uns Herr Wikman jedoch nicht ungelegen. Gerade, weil er uns heute so deutlich vor Augen steht.

Herr Wikman oben im Gelben Saal des alten Schulhauses in der Hommiku-Straße, zu Deutsch Morgen-Straße, während der Morgenandacht Aug in Auge mit seinen vierhundert Zöglingen.

Einer unserer Pastoren, ob nun Konditor, das heißt Magister Saul, oder Märtyrer, das heißt der bischöfliche Vikar Tooder, oder der dicke Bischof persönlich (er hat keinen Spitznamen, denn er hält sich selten, für einen Bischof hingegen überraschend oft im Gymnasium auf) – einer dieser Herren hat die Morgenandacht bereits gehalten. Das sieht so aus, dass die Jungen zwei oder drei Choralverse in Klavierbegleitung singen, danach gibt der Geistliche von einem winzigen Podium aus, nach einem für passend befundenen Bibelvers, eine sehr kleine und sehr lehrreiche Geschichte zu Gehör. Im Falle Konditors süßlich-intim, im Falle Tooders staubtrocken, im Falle des Bischofs erhaben-erudiert. Daraufhin schickt der geistliche Herr ein Gebet über die Köpfe der Jungen hinweg: eine minutenlange Improvisation, ausklingend im Vaterunser. Danach singen die Jungen unter Klavierbegleitung des Schülers Vaarak zwei weitere Choralverse. Dann klappt der geistliche Herr den Mund zu und steigt vom Podium herab. Heute jedoch, anstatt seine Schäfchen in die Ställe zu schicken, damit sie sich an der Streu des Wissens laben, steigt der Herr Direktor persönlich aufs Podium und nimmt sich die Schäfchen einzeln vor.

Herr Wikman, in tadellosem schwarzen Frack, gestreiften Hosen und weißem Vatermörder, ist ein recht schlanker Herr, jedoch mit einem stämmigen Nacken. Sein Bürstenschnitt ist aschblond, der kleine Schnauzbart hingegen rötlichbraun. Er hat starke Backenknochen, sodass Kopf plus Hals ein aufrecht stehendes Rechteck bilden. Somit sieht er einem damaligen baltischen Staatsbeamten, einem Tschinownik, ähnlich, und seine fordernden, vorwurfsvollen grauen Augen vertiefen diesen Eindruck. Sodass sein Mund unter dem kleinen rotbraunen Schnauzbart im Grunde eine Überraschung ist: denn es ist der Mund eines verständigen, vielleicht sogar humorvollen, ganz sicher aber gefühlvollen Menschen. Wahrscheinlich auch eines leider schnell beleidigten Menschen. Und wenn noch etwas an diesem äußerlich in die Zeit der Jahrhundertwende gehörenden Herrn erstaunlich ist, dann seine Stimme. Ein eigenwillig dunkler Bariton, der beruhigend wirken könnte, wenn nicht unter seiner samtigen Oberfläche – und ziemlich dicht unter dieser Oberfläche – ständig eine falsettnahe Spannung vibrieren würde. Eigenwillig ist auch die Sprechweise des Direktors. Frei von jeglichem deutschen oder russischen Akzent, befleißigt sie sich maßvoll der modernsten Sprache des jeweiligen Jahrzehnts (Herr Johannes Aavik – der größte estnische Spracherneuerer seiner Zeit – ist doch unser persönlicher Freund!), aber klingt in Herrn Wikmans Mund dennoch etwas abgehackt, etwas nasal und eine winzige Spur fremd. Sodass die Spötter aus den höheren Klassen meinen, der Direktor habe weder einen deutschen noch einen russischen, dafür einen spürbar französischen Akzent.

Der Direktor betritt das quadratmetergroße Podium. Ihm passiert es nie, dass er sich so schwungvoll hinaufbegibt, dass er auf der anderen Seite wieder heruntersaust, einfach aus dem Unvermögen, sich zu bremsen, wie es zum Beispiel Konditor bei den Morgenandachten oftmals ergeht. Nein, der Direktor ist sehr wohl imstande, sich zu bremsen – wenn er es für nötig hält. Aber nach Meinung der Schüler kommt auch bei ihm hin und wieder ein schwungvolles Moment vor. Doch nicht jetzt. Der Direktor betritt das Podium, sodass sich sein gelbliches Gesicht auf etwa gleicher Höhe mit den sechs weißen Gipsköpfen estnischer Geistesgrößen befindet, die hinter seinem Rücken die Wände zwischen den Fenstern mit den gelben Gardinen schmücken (v. l. n. r.: Kreutzwald, Jannsen, die Koidula, Jakobson, Tõnisson, Hurt), und er beginnt mit seiner sonoren Stimme, aus der heute eine besondere Erregung herauszuhören ist:

Meine Härren, ich frage Sie: wissen Sie, woher das WortH o o l i g a n t u mkommt und was es bedeutet? Das WortH o o l i g a n ?Sie wissen es nicht? Niemand weiß es? Muss ich annehmen, dass Sie trotz aller unserer Anstrengungen ungebildete Härren sind? Dass es auch unter den älteren Jahrgängen keinen Einzigen gibt, der in der Äntzyklopädie so weit geblättert hätte, dass ihm ein Wäntziges im Gedächtnis haften geblieben wäre?

Die Klassen stehen paarweise in Reihen, in festgelegter Reihenfolge, die von Wuchs kleineren Schüler vorne, die größeren hinten, sodass jede Klasse zwei Reihen bildet, vom Direktor aus, von rechts nach links, steht zuerst die fünfte, dann die sechste, die siebente und so weiter, bis zur elften Klasse, darunter auch zwei oder drei entsprechende B-Klassen. Für die Steppkes aus der Ersten bis Vierten beginnt der Schultag um neun Uhr, sodass sie zur Acht-Uhr-Morgenandacht nie dabei sind.

Aber keiner der Schüler gibt kund zu wissen, was das WortH o o l i g a nbedeutet und woher es kommt. Auch nicht die Jungen aus der Elften, von denen ein Blättern in der Äntzyklopädie am ehesten zu erwarten gewesen wäre. Auch die entsprechenden Enzyklopädiker aus der Zehnten sind stumm. Sirkel, Laasik, Rumma, Paal – alle stumm. Auch Trull natürlich. Obwohl er es am ehesten wissen müsste. Nicht, dass man ihm etwa hooliganische Neigungen nachsagt. Gott bewahre, Derartiges liegt ihm ferner als jedem anderen. Er muss es wissen, weil das Wort Hooligan nach englischer Abstammung klingt, und in Englisch liegt Trull außerhalb jeglicher Konkurrenz. Er ist der Einzige auf dem Gymnasium, der zehn Jahre in England gelebt hat. Sodass, als er im vergangenen Jahr plötzlich in der neunten Klasse auftauchte, die Englischlehrerin, Fräulein Jakowlewa, wie die Jungen feststellten, trotz ihrer Ausbildung am Smolny-Institut ein halbes Jahr lang höllisch Obacht geben musste. Bis sie ihren Frieden wiederfinden durfte, denn Trull ist alles andere als ein Großmaul, das sich durch Sprachkenntnisse oder anderes aufspielt. Aber jetzt rettet ihn auch seine Zurückhaltung nicht.

Das bedeutet also, dass keiner weiß, wiederholt der Direktor, woher das Wort Hooligan kommt?!

Er fährt mit seiner Hand in der gestärkten weißen Manschette ins Schweigen hinein und richtet den kreidigen Finger auf das erste Drittel der zehnten Klasse: Trull – Sie auch nicht?

Trull mit dem kleinen rosa Kindergesicht wird puterrot. Ihm sind alle Arten von Demonstrationen aus tiefster Seele verhasst. Die des Wissens ebenso wie die des Unwissens. Das Demonstrieren von Wahrheit ebenso wie das von Lüge. Und als Unwahrheitsdemonstration wäre es wohl zu bezeichnen, wenn er jetzt vor dem Direktor und den vierhundert Schülern seinen vor lauter Peinlichkeit schwitzenden Kopf schütteln würde. Sodass er sehr leise, doch bis in die letzte Ecke des Saales und auch für den Direktor hörbar, sagt:

»Das Wort entstammt dem englischen Familiennamen Hooligan. So hieß ein junger Mann aus Irland, der um 1890 in London einige Gaslaternen in Scherben geschlagen hat. Unglücklicherweise wurde sein Name zu einem Begriff …«

»Ich danke!«, ruft der Direktor mit senatorgleicher Geste aus, »das heißt, wir haben nicht ganz omsonst gearbeitet! Nun wissen wir, woher das Wort Hooligantum stammt, und die Hauptsache ist, wir wissen, aufgrundw ä l c h e rrelativ onscholdiger Taten es in Gebrauch genommen wurde. Heutzutage versteht man unter Hooligantum viel ärnstere Dinge als die, mittels derer ein Londoner Knabe vor fünfzig Jahren auf betrübliche Weise unstärblich wurde. Omso eindringlicher möchte ich Ihnen sagen: Wir, die Esten, sind so wenige, dass das Ziel eines jeden Esten – oder zumindest eines jeden Wikmanschen Gymnasiasten – in der Onstärblichkeit liegen muss! Aber nicht in der Onstärblichkeit mittels Hooligantum! Sondern in der Onstärblichkeit mittels schöpferischer und koltivierter Taten. Nicht jeder von Ihnen wird imstande sein, solche Taten zu vollbringen. Aber jeder von Ihnenm o s simstande sein, einen Aktzänt zu setzen – sei es in der Wissenschaft, im Sport, in der Konst, in der Pollitick. Undm o s smit aller Kraft an der Erlangung seines Ziels arbeiten. Und ich sage Ihnen: omso schlimmer, wenn ein Wikmanscher Schüler Hooligan-Taten begeht! Aberw e n ner sie begeht, sei es aus gesellschaftlicherI k n o r a n t z– ich hoffe, Sie wissen, was Iknorantz heißt – oder aus dem Wonsch, à la Herr Hooligan in die Geschichte einzugehen – dann sagen wir: bitte sehr, jedochn i c h ta no n s e r e rS c h o l e !Diesem Grundsatz gemäß traf der pädagogische Rat gestern einen Entschloss, den ich Ihnen hiermit kondgebe. Der Entschloss lautet folgendermaßen: Wegen Hooligantums (Einzelheiten zu beschreiben erachte ich an dieser Stelle nicht für notwendig) wurde der Name des Schülers Pukspuu aus der zehnten Klasse von der Liste der Schüler dieses Gymnasiums gestrichen.«

Das Schweigen der vierhundert Jungen ist so vollkommen, wie es von hier aus gesehen rechts, unter den vierzig der zehnten Klasse, vollkommener nicht sein kann. Der Direktor fährt fort:

»Ich bitte den ehemaligen Schüler der zehnten Klasse, Pukspuu, in die Klasse zu gehen, seine Sachen zu packen und die Schole zu verlassen.«

Keine Bewegung in den Reihen der Zehnten. Der Direktor begreift, dass Pukspuu schon nicht mehr da ist, fährt aber unbeirrt fort:

»Dem Entschloss hat der pädagogische Rat eine Klausel hinzugefügt. Wir wissen, dass der Schüler Pukspuu seinen Noten entsprechend nicht zu den besten Schülern gehörte. Dessen ongeachtet kommt die Schole ihm entgegen. Sollte er den dringenden Wonsch verspüren, seinen Onterricht am Wikmanschen Gymnasium fortzusetzen, dann wird ihm diese Möglichkeit gewährt. Onter der Bedingung, dass er, um in die elfte Klasse versetzt zu werden, Examen im Omfang des Lehrprogramms der zehnten Klasse ablegt –«

Sirkel, Primus der Zehnten, fragt aus dem Saal – offenbar, um es Pukspuu weitersagen zu können: »Herr Direktor – Examen in welchen Fächern?«

»Ina l l e nFächern selbstverständlich!«, ruft der Direktor, plötzlich beinahe im Falsett, »aber jetzt in die Klassen gegangen! Den Tag begonnen! Den Tag genutzt! Wie es dem Menschen geziemt!«

ZWEITES KAPITEL,

in dem der Leser über Tatsachen unterrichtet wird, die der zehnten Klasse längst bekannt sind.

Das Hooliganstück von Pukspuu war nur in sehr relativem Sinne das von Pukspuu. Genau genommen war es – nun ja, wie soll man es nennen …? – ein Hooliganstück wohl doch, aber ein gemeinschaftliches der zehnten Klasse.

Die Idee wurde zwei Wochen zuvor in einer Religionsstunde geboren. Die Lebensläufe der Kirchenväter, wie Herr Tooder sie darbrachte, waren selbstverständlich langweilig wie alle idealisierten Lebensläufe. Und ebenso selbstverständlich trugen die Kirchenväter keinerlei Schuld daran. In Tooders Darbietung brodelten hinter kämpferischen und siegesstolzen Masken geistige Spannungen und Abenteuer in so großem Maße, dass man ahnen musste: in anderer Vortragsweise würden sich ganze Romane auftun, die selbst Tooders Hörerschaft geruht hätte sich anzuhören. Aber in der Art Tooders, sie zu traktieren, zogen die Herrschaften in den weißen Engelsuniformen, Polykarpos, Tertullianus, Augustinus und wie sie alle hießen, die Blicke der Jungen schier gewaltsam zum Fenster hinaus, das ungewöhnliche Märzwetter zu betrachten und ungewöhnliche Dinge auszubrüten. Oder in den hinteren Bänken rasch die bei Inspektor Ambel benötigten Mathematikhausaufgaben zu lösen, das heißt, sie von Kalle Penter oder Enno Rumma oder, am sichersten, aus dem Heft des kleinen Laasik abzupinseln. Denn aufgrund des gestrigen Schulfestes bei der Reiterarmee (der Spitzname des Ersten Städtischen Töchtergymnasiums wegen seiner Schulmützen, die gewisse Ähnlichkeiten mit den Kopfbedeckungen irgendwelcher Kavallerie-Einheiten aufwiesen) beziehungsweise der Kommerz- beziehungsweise der Bürgerschen Mädchenschule sowie aufgrund des Begleitens der Mädchen, und Gott weiß aus welchem Grunde noch, hatte man diese verdammten Hausaufgaben weder erledigen können noch wollen. Oder – die dritte Möglichkeit: vor dem Hintergrund von Tooders Gutenachtgeschichten schwatzte man halblaut, egal wovon (vom Eishockeysieg in der vorigen Woche über die Gustis – die Schüler des Gustav-Adolf-Gymnasiums – dank Paulson comme il faut 8 : 2 – oder über den derzeitigen Star des gerade im Kino »Modern« laufenden Films mit dem Namen Danielle Darrieux, oder, der betont humanistischen Richtung des Gymnasiums zum Trotz, über eine technische Neuerung, zum Beispiel das neue »Blaupunkt«-Radio oder den neuen »Kodak«-Fotoapparat und das Fotografieren an sich). Ja. Und wahrscheinlich war es Vare, aus dessen Mund das sich als Schicksal und Lawine erweisende Wort fiel … Aber eine Festschreibung solcher Dinge im Nachhinein ist hoffnungslos. Denn auf welchem Wege als dem der Zeugenaussage kann man etwas festschreiben? Und was beweisen Zeugenaussagen? Doch nur die Widersprüchlichkeit der Erklärungen! Wenn der eine zum neuen »Kodak« oder »Blaupunkt« sagt ›Grandioser Kasten!‹, und der andere ›Spieldose! Für die, die mehr Geld als Verstand haben!‹, und wenn der eine über Danielle Darrieux sagt ›Donnerwetter, was für Beine, was für Augen!‹, aber der andere ›Mickriges Mieken, bestenfalls ein Tupfen in der Landschaft!‹ – was wiegen dann noch Zeugenaussagen!

Vermutlich war es doch Vare. Der für einen Schüler des Wikmanschen Gymnasiums mit außergewöhnlichen technischen Fähigkeiten ausgestattete Vare. Ein wohlerzogener Knabe, Sohn eines Buchhalters, Brillenträger mit schmalem bleichem Gesicht. Der in die Stille, die plötzlich um die gedämpft Schwatzenden in der hinteren Bank entstanden war, unvermutet ein Wort fallen ließ:

»Magnesium –«

Woraufhin jemand, wahrscheinlich Penn, das heißt Penno (der zu Hause sicherlich sowohl einen »Blaupunkt« als auch einen »Kodak« und zusätzlich zu seinem Basketballtalent auch technisches Talent besaß), gewichtig sagte:

»O ja. Magnesium gibtd e nEffekt.«

Niemand weiß, auf welchem Weg die Idee befruchtet wurde, sich teilte und weiterentwickelte. Niemand weiß, ob Tooders Erwähnung eines zum Lebenslauf so manchen Kirchenvaters gehörigen göttlichen Erscheinungsblitzes die Entwicklung der Idee lenkte oder nicht. Oder ob es nur der Anschlag des kichernden Teufels Zufall war.

»Mit Magnesium könnte man wirklich –«

Auf verschlungenen Wegen, wie für Ideen üblich, wanderte die Magnesiumidee von den hinteren Bänken nach vorn. Mit Fotografie befasste sich in der zehnten Klasse natürlich nicht jedermann. Denn nicht jedermann besaß einen Fotoapparat. Kelder besaß keinen, Pallo keinen, Sikk keinen. Laasik ganz gewiss keinen. Aber das Wikmansche Gymnasium war größtenteils Gymnasium für die Wohlhabenderen, sodass viele Schüler eben doch einen Fotoapparat ihr Eigen nannten. Einige besaßen auch eine Lampe mit einer roten Birne, Entwicklerschalen, Fixierwannen und Magnesiumblitzvorrichtungen zum Fotografieren in geschlossenen Räumen. Sowie eine Schachtel Magnesium.

Es scheint, dass dem Vorrat, der sich aus diesen Schachteln rekrutierte, von Seiten des zweiten, dritten und vielleicht auch des achten und neunten Jungen eine Prise Magnesium, erstanden im Geschäft für Fotobedarf, hinzugefügt wurde. Jedenfalls sammelte sich schließlich eine fatale Handvoll an. Schwer zu beantworten ist die Frage, ob und inwiefern sie wussten, was sie damit anfangen wollten. Aber dass es nun einmal vorhanden war und mane t w a sdamit anfangen musste, war mehr oder minder allen klar. Fast der gesamten zehnten Klasse. Ausgenommen natürlich Terrepson, dessen Mutter wegen ihres höheren pädagogischen Verständnisses als Ohr des pädagogischen Rates in der Schülerschaft fungierte, als selbstinitiiertes Ohr natürlich, wobei der junge Herr Friedrich Terrepson, wie die Erfahrung lehrte, in Angelegenheiten der Klasse vor seiner Mutter den Mund nicht halten konnte. Wahrscheinlich wusste auch Linkman nichts, der, um in konspirative Dinge eingeweiht zu werden, zu zimperlich war, ebenso Tummel, für eine Mitwisserschaft zu treuherzig. Und noch einige. Alle Übrigen wussten von der Sache, so oder so.

So oder so heißt in erster Linie, dass sie unterschiedlichen Anteil an der Realisierung hatten. Jemand steckte am Morgen die entsprechende Menge alter Zeitungen in den Papierkorb. Jemand – war es jetzt noch von Bedeutung, wer! – schüttete die Handvoll Magnesium auf ein Papier und wickelte das Ganze zu einem Knäuel. Jemand brachte – Gott weiß, ob von zu Hause oder aus dem Chemieraum im unteren Stockwerk – eine mit dem erforderlichen Mittel getränkte Schnur. Jemand klebte das Ende derselben mit einem Streifen Fensterdichtungspapier an die magnesiumangereicherte Papierkugel. An diesem Dienstag, während der Geschichtsstunde von Karl Kahlkopf, bewegte sich die Kugel in den hinteren Bänken aus einem Tischkasten in den anderen. Es war unbekannt – und aus kollektiver Verschwiegenheit wurde dem nicht genauer nachgegangen –, in wessen Tischlade sie gegen Schluss der Stunde, während die Frauen von Paris mit Kanonen gen Versailles marschierten, gelangt war. Es war unbekannt, wer sie im Durcheinander des Stundenschlusses, während Kahlkopfs anrührend hilflosem Bellen, dem Versuch, Ruhe und Ordnung wiederherzustellen, aus seiner Lade in den Papierkorb unter die Zeitungen befördert hatte.

Möglicherweise Sirkel. Ein wendiger Junge, Diplomat und Dichter, der seine Haare, die in alle Richtungen strebten, mittels Scheitel zu bändigen suchte. Aber Sirkel hätte das Knäuel nicht aus eigener Initiative in den Papierkorb befördert. Er hätte es nur in Reaktion auf härteste Herausforderung getan. Als Primus ging Sirkel der Klasse natürlich ab und zu auf die Nerven. Wie es sich für einen Primus gehörte. Denn zeitweise schien ihnen, als fühlte sich Sirkel nicht mehr als primus inter pares, sondern als primus omnium (wie die alten Römer laut Kahlkopf die primi kategorisiert hatten). Dessen ungeachtet zollte die Klasse Sirkels Durchhaltevermögen bei Verhandlungen mit dem Lehrkörper Anerkennung und mochte ihn wahrscheinlich zu gut leiden, um ihn so gemein zu provozieren.

Natürlich konnte es Penno gewesen sein. Ein guter Basketballer und ein Lottermaul, dem nichts heilig war. Wobei man übrigens nicht recht wusste, ob die Kraftmeierei und das lose Mundwerk das Selbstwertgefühl eines Millionärssohnes unterstreichen sollten oder die Bitte darstellten, das Bankkonto des Herrn Papa möge die Gefährten nicht daran hindern, ihn für einen ganzen Kerl zu halten – was er auch wirklich war.

Natürlich konnte es Jauram gewesen sein. Ein Bürschchen mit dunklen Locken, rosa Puttengesicht und den blauen Augen eines Hasardeurs. Dessen Vater die Husarenstücke aus den Zeiten der freiwilligen Schülereinheiten im Freiheitskrieg hin und wieder in der Zeitschrift »Schütze die Heimat« abdruckte. Ob die Stücke wahr oder erdacht waren – wer erfrecht sich, Heldentaten zu hinterfragen! Jedenfalls waren sie nicht ohne, wie auch Jauram junior nicht ohne war und in so manchem Streich eine Rolle spielte.

Und es konnte noch – Gott weiß wer gewesen sein. Aus irgendeinem Grunde glaubte die Klasse später, obwohl man es, wie gesagt, diskreterweise nie nachprüfte, dass wohl doch Vare die Magnesiumkugel in den Papierkorb befördert hatte.

Sollte er es wirklich gewesen sein, dann kannte er seine Beweggründe kaum besser als die anderen: Vorreiterschaft durch die Idee an sich, Übermut, Verantwortung, Korrektheit – wer weiß. Am ehesten wohl doch Korrektheit. Die Pflicht zur Aufopferung desjenigen (wenn der es nur wusste), der mit seiner schicksalhaften Bemerkung die Kugel ins Rollen gebracht hatte.

Jedenfalls befand sich die Kugel zu Beginn der Religionsstunde unter den Zeitungen im Papierkorb.

Die Jungen – en bloc – erwarteten Herrn Tooder draußen vor der geschlossenen Klassentür und betraten, nachdem der bischöfliche Vikar dieselbe geöffnet hatte, gemeinsam mit ihm die Klasse. Dem Vikar dabei nicht unbedingt absichtlich Knüffe versetzend, nein, das sicher nicht. Aber dennoch ein wenig unbändig, wie eine Herde Stierkälber, und sich im Falle des Anrempelns nicht besonders devot entschuldigend. Der bischöfliche Vikar Tooder, ein hagerer, leicht angegrauter Krauskopf mit braunen Kinderaugen, kletterte auf das wackelige grüne Katheder und nahm Platz. Auch die Klasse nahm Platz. Als Tooder die Eintragung ins Klassenbuch vornahm – seine schriftlichen Eintragungen fielen übrigens im Gegensatz zu seiner staubtrockenen mündlichen Vortragsweise unvermutet schwungvoll aus –, merkte er nicht, dass das Geschubse, Gerenne und Gerufe erheblich gemäßigter war als sonst. Er schrieb mit seinen klimperkleinen Kleinbuchstaben und grashalmhohen Großbuchstaben: »Von den Kirchenvätern zur Schwelle der Reformation.«

Ja, binnen weniger Stunden galt es, einen Jahrtausendsprung zu vollführen und nach Franz von Assisi, Wycliffe und Hus beim guten alten Luther zu landen. Sodass die Befragung zum vorherigen Unterrichtsstoff aus Zeitgründen unterblieb. Außerdem hätte Tooder die Weisheiten, die auf ihn zugeströmt wären, kaum für originell befunden. Er stützte die Ellenbogen aufs Katheder, faltete die Hände und platzierte das sorgfältig rasierte Kinn auf denselben, als ahne er aufgrund seiner Erfahrung im Voraus, dass die Müdigkeit bald auch über ihn die Oberhand gewinnen würde.

Also, Herr Tooder tauchte in die Kirchengeschichte ein. Im Grunde genommen kannte er doch zweierlei Vortragsweisen: die übliche, ermüdend monotone, auf keinerlei Mitarbeit bauende und – viel seltener – die unsichere, kontaktheischende, einem gewissen Wohlwollen entspringende, die die Jungen, sofern sie es bemerkten, jedes Mal in Aufregung versetzte.

Nach fünf oder sechs Minuten – Herr Tooder schleppte sich gerade durch die Wälder Deutschlands, irgendwo zwischen dem mutigen Wulfila und dem heiligen Bonifatius – sah sich Juss Pukspuu plötzlich zum Handeln gezwungen. Gott weiß, wodurch. Vielleicht durch die oben beschriebene Aufregung, die mit Tooders – heute zum Leerlauf verurteilten – Anflug von Eifer zum wiederholten Male hervorgerufen wurde. Aber vielleicht auch durch Juss Pukspuus Eitelkeit oder Unbedachtheit – Schicksal eben. Jedenfalls rief Juss plötzlich mit seiner hellsten Stimme:

»Verdammt nochmal, wer hat sich meinen Füller schon wieder unter den Nagel gerissen – he?!«

Herr Tooder schnellte von Bonifatius in Zeit und Raum zurück und winkte Pukspuu:

»Stehen Sie auf!«

Pukspuu erhob sich.

»Treten Sie dorthin –« Herr Tooder wies auf die Ecke des Klassenraumes hinter seinem Rücken, links vom Katheder.

Ja, Herr Tooder war der einzige Lehrer, der Störenfriede noch in der zehnten Klasse in die Ecke stellte. Und Pukspuu schritt mit einem unbeholfenen Lächeln, im Nachhinein könnte man sogar sagen, einem somnambulen Lächeln, auf die angewiesene Ecke zu, dorthin, wo der zylindrische, aus dem Sperrholz der Luther’schen Möbelfabrik gefertigte Papierkorb stand.

Da stand er nun, Pukspuu, langaufgeschossen, mit einem ziemlich gedankenverlorenen, doch vor Aufregung glühenden kleinen dreieckigen pickligen Gesicht, und lächelte krampfhaft. Wir müssen jedoch, bevor er zur Tat schreitet, noch einige Worte über ihn verlieren.

In der zehnten Klasse war es für niemanden mehr ein Geheimnis, dass das Wikmansche Gymnasium danach trachtete, ein besonderes zu sein. Dies war bereits den Unterstufenklassen klargeworden. Denn Herr Wikman betonte diesen Sachverhalt, wenn nicht bei jeder, so bei jeder dritten Gelegenheit. Es hieß, er habe sogar behauptet, das Wikmansche Gymnasium müsse eineP a t r i z i e rschule werden. Aber wonach Herr Wikman seine jungen Patrizier auswählte, das war selbst noch der zehnten Klasse schleierhaft. Denn in seinem Auswahlprinzip offenbarte sich ein schicksalhafter Widerspruch. Das finanzielle Vermögen der Kandidateneltern schien für Herrn Wikman nicht ausschlaggebend zu sein. Fünfzehn Jahre lang waren die Spirituskönige, das heißt die Führungsriege der Schnapsschmuggler, die Vermögendsten der Republik. Aber bei Wikman lernte kein einziger Krönström, kein Eerik oder Tahkvei und wie sie alle hießen. Es schien, falls Vermögen als Grundmerkmal der betreffenden Familie galt, dann musste es, Herrn Wikmans Maßstäben zufolge, einem guten oder zumindest erträglichen Namen entspringen. Sodass durchaus einige Vuhk’, Raps’ und Vindes bei Wikman lernten. Und Penno und Tummel hier bei uns in der Zehnten. Auffallend viele Gymnasiasten waren Söhne von Staatsmännern, Ministern, Generaldirektoren und Direktoren. Man konnte sich denken, wäre Tallinn eine Universitätsstadt gewesen, hätte die Klasse mehr Professorensöhne aufgewiesen, aber auch im vorliegenden Falle war es eine überraschend große Zahl. Natürlich fanden sich bei Wikman auch Sprösslinge von Kaufleuten und Beamten. Aber unter all diesen so oder so gesellschaftlich Auserwählten tummelten sich, gemessen an einem konsequenteren Wahlprinzip, unerwartet viele Schäfchen recht bunter Abstammung: Kinder von namenlosen kleinen Händlern, Arbeitern und Handwerkern. Denn (und spätestens in der zehnten Klasse war auch das allen klar) außer der Schwäche für Elite hatte Herr Wikman noch eine zweite und vielleicht sogar größere Schwäche, insofern, als diese seine Eliteschwäche manchmal noch zu übertreffen drohte: Herr Wikman bevorzugte statt schlechter Schüler gute. Die Schwierigkeit lag darin, dass bei den Aufnahmeexamen für die erste und zweite Unterstufenklasse, also beim Prozess des Siebens, einerseits schwer zu erkennen war, was für Schüler späterhin aus den Bürschchen werden würden, andererseits bereits deutlich war, wohin sie momentan gehörten.

Mit Juss Pukspuu war Herr Wikman auf zweifache Weise hereingefallen. Herr Wikman hatte Juhan Pukspuu als Sohn eines kürzlich verabschiedeten Ministers und künftigen Botschafters, als Kerlchen mit sympathischem Lächeln, dem der Geruch einer offenbar guten Kinderstube anhaftete, in die zweite Klasse der Unterstufe aufgenommen. Aber der Herr Minister Pukspuu verschied bereits zu Beginn der dreißiger Jahre an einem Herzinfarkt, und Juss’ sympathisches Lächeln zeigte sich immer seltener. Denn die Noten, die er bekam, wurden zusehends schlechter, seine Zerstreutheit nahm zu, und der Geruch der guten Kinderstube an seinen ausgewachsenen und mehr und mehr nach Tabak riechenden Kleidungsstücken war nur noch für wohlwollende Nasen wahrnehmbar.

Und da stand er nun, hinter Herrn Tooders Rücken, nah beim Papierkorb, als Herr Tooder anhob, über die Großtat des heiligen Bonifatius bei der Donar geweihten Eiche zu berichten. Die Sache unter der Eiche drohte beinahe interessant zu werden, aber nichtsdestotrotz starrten alle Eingeweihten (und das waren gut dreißig von vierzig) allein auf Juss’ Bewegungen. Der heilige Bonifatius unter der Eiche verkündete den germanischen Heiden durch Herrn Tooders Mund: ›So es Euren Donar gibt – möge er seinen Blitz schicken, mich zu treffen – ich aber ergreife jetzt die Axt und werde seine Eiche fällen!‹ Da ließ Juss, seines Zeichens Raucher, die Streichholzschachtel aus der Hosentasche in die Hand gleiten. Und haargenau in dem Moment, da Bonifatius die Axt erhob, beugte sich Juss über den Papierkorb, entzündete das Streichholz und setzte die Lunte in Brand. Bonifatius fällte, und die Lunte brannte. Der heidnische Gott, ein verklärter Teufel, tat nichts zum Schutz der Eiche. Doch Juss verleitete er zu einer Improvisation. Juss stotterte:

»– Herr – Herr Lehrer –«

Der bischöfliche Vikar empfand mit der rechten Handkante, dem Hauptschlagwerkzeug der Jiu-Jitsu-Kunst, auf der Kathederplatte die Axthiebe des heiligen Bonifatius nach – peng – peng – peng – peng –

»Herr Lehrer –«

Tooder unterbrach die schlagende Argumentation: »Was gibt es –?«

»Äh – äh – ich fürchte mich, hier im Papierkorb knistert es so merkwürdig. Ich denke, es ist eineM a u s– Ja, ja – in Fräulein Jakowlewas Stunde war auch einmal eine Maus im Papierkorb, und Fräulein Jakowlewa hat sichs e h rgefürchtet. Eine verschreckte Maus kann ja auch beißen. Fräulein Jakowlewa sprang damals sogar auf den Kathederstuhl –«

Herr Tooder sprang zwar nicht auf den Kathederstuhl, aber er sprang auf:

»Was reden Sie für einen Unfug?! Was für eine Maus soll da –«

Herr Tooder wandte sich dem Papierkorb zu, um nachzusehen – und Juss kam ihm beflissen entgegen, Gottchen, Jussh a t t edie gute Kinderstube nicht vergessen, trotz Tabak und manchmal sogar Bier: Juss hob den Papierkorb beflissen an und hielt ihn Herrn Tooder unter die Nase. Damit das Rascheln der Maus besser zu hören wäre.

Im selben Moment gab es einen Knall …

Hinterher hatte man natürlich gut reden – keiner habe geglaubt, dass das Ganze so mächtig, der Knall so laut und das Licht so gleißend sein würde. Drei Herzschläge lang war die Klasse starr und stumm. Dann tauchte aus der weißen Rauchwolke das aschfahle Gesicht Herrn Tooders auf. Und Rumma, Meister der Ironie und auch sonst ein herziger Geselle, fragte aus der hinteren Bank in unschuldsvoller Neugier:

»Nun, Herr Vikar – wie fanden Sie den Donner des Donar?«

Herr Tooder warf der Klasse einen befremdlich leeren, geradezu mitleidheischenden Blick zu und schritt, ohne ein Wort zu verlieren, zur Tür hinaus. Er schien sogar zu schwanken. Penn meinte, dass er sicher vor Schreck weiche Knie habe. Aber Sirkel hielt es für wahrscheinlicher, dass er noch ein wenig geblendet war.

Und dann kam, was kommen musste. Der Direktor war an jenem Dienstag krank, sodass er glücklicherweise nicht gleich über den Vorfall informiert werden konnte. Aber dies war nur ein sehr relatives Glück.

»Was sagen wir jetzt?«, fragte Tummel fröhlich und besorgt in die lehrerlose Klasse hinein. Fröhlich, weil er mit der Sache nichts zu tun hatte, und besorgt, weil ein Skandal unvermeidlich war.

»Du, Tumbu«, sagte Rumma betont, »rollst dir jetzt einen Zwanzigkronenschein zusammen und stopfst dir damit das Maul –«

Penn rief: »Hauptsache – keiner von uns hat dieses verdammte Magnesium in den Papierkorb gesteckt!«

»Aber wie ist es denn reingekommen?«, fragte Juss. Er hatte den Papierkorb nach der Explosion zurückgestellt und hielt sich weiterhin in der Schandecke.

»Du weißt es nicht!«, rief Penn. »Ich weiß es nicht! Keiner weiß es! Klar?!«

Weiter kamen sie nicht. Denn Inspektor Ambel betrat die Klasse. Es muss wiederholt werden, dass dies im Vergleich zum Auftritt des Direktors ein nur relatives Glück war. Der Direktor hätte gewettert, posaunt, deklamiert. Von einer Schweinerei. Von Unsterblichkeit. Von der statistischen Häufigkeit des Anteils an Pyromanen unter den verbrecherischen Elementen des estnischen Volkes. Von der heiligen Pflicht zur Wahrung der humanistischen Ideale am Wikmanschen Gymnasium. Aufgrund dessen hier mit eiserner Konsequenz jedwedes – et cetera – ausgebrannt werden müsse – et cetera. Das Ende der Geschichte durch Wikman wäre nicht unbedingt sanfter ausgefallen als durch Ambel, aber deutlich kürzer ausgefallen wäre es gewiss. Inspektor Ambel hob nicht die Stimme, das nicht – er leitete eine Untersuchung ein.

»Sirkel, berichten Sie, was vorgefallen ist.«

Sirkel erhob sich und begann mit zeitraubender Gemächlichkeit – Kahlkopf hatte ihnen ja kürzlich erklärt, was Obstruktion hieß:

»Mmm – was hier vorgefallen ist? Ich wüsste nicht zu sagen, dass etwas – mmm – Besonderes vorgefallen wäre ––«

»Soso!«, rief der selten aus der Fassung zu bringende Inspektor mit unheilverkündendem Unterton aus – »In der Klasse wird eine Höllenmaschine zur Explosion gebracht, und Sie sagen: nichts Besonderes!«

»Höllenmaschine – mmm – Himmelsmaschine – eigentlich weder das eine noch das andre –«, wand sich Sirkel, der offenbar nur noch hoffte, dass jeder verstreichende Augenblick etwas – und sei es noch so winzig – zur Milderung des Ungemachs mit sich bringe … Unwahrscheinlich, dass er imstande gewesen wäre, den Inspektor bewusst abzulenken. Oder – wer weiß. »Herr Inspektor, die Sache begann damit, dass Herr Tooder den Schüler Pukspuu in die Ecke stellte. Wie Ihnen sicherlich bekannt ist, gehört es zu Herrn Tooders pädagogischen Grundsätzen, Schüler der zehnten und sogar noch der elften Klasse in die Ecke zu stellen –«

»Schon gut, schon gut. Wir diskutieren hier nicht die pädagogischen Grundsätze Herrn Tooders. Ich frage: Was hat Pukspuu getan?«

»Das kann er Ihnen selbst sagen«, antwortete Sirkel.

»Das kann er«, pflichtete der Inspektor bei. »Aber jetzt erklären Sie es mir. Später hören wir ihn an.«

»Er suchte seinen verschwundenen Federhalter. Jemand hatte sich diesen, wie er sagte, unter den Nagel gerissen.«

»Und für das Suchen des Federhalters schickte Herr Tooder ihn in die Ecke? Sie wollen also sagen, dass Herr Tooder erstens ein Lehrer mit unpädagogischen Grundsätzen ist. Und zweitens mit den Schülern umgeht, nun – wie die römischen Kaiser mit den armen Christen? Wie? Wollen Sie das sagen?!«

»Nein«, parierte Sirkel, »ich will sagen, dass Herr Tooder Pukspuu in die Ecke geschickt hat, weil Pukspuu den Federhalter seiner Meinung nach zu laut gesucht hat.«

»Ah. Ich danke für die Objektivität«, sagte der Inspektor und lächelte sein verdammtes Sphinxlächeln. »Und weiter?«

»Weiter stand Pukspuu in der Ecke. In derselben, wo er jetzt steht. Und der Papierkorb stand auch dort. Und dann hörte Pukspuu im Papierkorb ein Rascheln. Und lenkte Herrn Tooders Aufmerksamkeit darauf. Denn er meinte, dass sich eine Maus im Papierkorb befände –«

»EineM a u sim Papierkorb?«, fragte der Inspektor und spitzte die dünnen Lippen skeptisch – »Warum sollte sich im Papierkorb der zehnten Klasse eine Maus befinden?«

»Warum nicht?«, fragte Sirkel unschuldig zurück – »In Englisch hatten wir eine Maus im Papierkorb. Verständlich. Denn die benutzten Butterbrotpapiere werden doch hineingeworfen. Und manchmal sogar Brotreste. Sodass das Interesse der Mäuse gegenüber dem Papierkorb – eingedenk ihrer hervorragenden Witterung –«

»Über die Witterung von Mäusen habe ich keine Angaben«, sagte der Inspektor, »aber ichh a b eAngaben, dass die Maus in Fräulein Jakowlewas Stunde von den Schülern der zehnten Klasse in den Papierkorb gesteckt worden ist. Denn Sie wollten sehen, wie Fräulein Jakowlewa sich in diesem Falle verhält. Fahren Sie fort.«

Sirkel fuhr fort: »Pukspuu richtete Herrn Tooders Aufmerksamkeit auf das Rascheln. Und dann stand Herr Tooder auf und wollte in den Papierkorb schauen. Denn er glaubte nicht, dass eine Maus darin war –«

»Und dann?«

»Und dann ist der Papierkorb – aus irgendeinem Grunde – nun, ich würde nicht sagen, dass er explodiert ist – aber –«

»Aha. Aberi c hwürde sagen, dass er explodiert ist. Herr Tooder liegt eben auf dem Diwan im Kabinett des Direktors, und Fräulein Ambrosius macht ihm eine Augenkompresse. Ich hoffe sehr, dass wir nicht den Arzt rufen müssen. Denn in dem Falle bekäme die Angelegenheit eine kriminelle Note. So. Sirkel, Sie sagten, dass der Papierkorb tat, was er tat – und zwar› a u si r g e n d e i n e mG r u n d e ‹.Ich frage Sie jetzt: aus welchem Grunde? Aus welchem Grunde explodiert der Papierkorb der zehnten Klasse? Doch nur dann, wenn sich ein explosiver Stoff darin befindet.«

Sirkel nahm sich zusammen. Sie merkten wahrscheinlich alle, wie sein im Eifer des Rechtsstreits hochrotes Gesicht plötzlich erbleichte: auf die Nachricht hin, dass Herrn Tooders Augen wahrscheinlich Schaden genommen hatten. Und wohl auch wegen des im Gymnasiumskontext schicksalhaften Wortes kriminell. Und wenn die Jungen Muße gehabt hätten, einander anzuschauen, wäre ihnen aufgefallen, dass sich unter den meist schon pickelfreien und schon ein paarmal pro Woche rasierten Gesichtern etliche schreckensbleiche oder zumindest vor Unbehagen verfinsterte befanden. Jedenfalls hätten sie bemerken können, wie Sirkel sich gegen die beunruhigenden Vermutungen zusammennahm und fast überzeugt, sogar mit einer Spur Entrüstung, erwiderte:

»Herr Inspektor – aber gerade dere x p l o s i v eS t o f fwar doch nicht darin! Ein explosiver Stoff wäre explodiert! Und eine Explosion hätte den Papierkorb zerstört. Uns ist doch allen noch die Explosion vom vergangenen Sommer gegenwärtig. Im Munitionslager von Männiku. Sechzig Tote. Ja. Alles kann passieren, trotz militärischer Disziplin. Aber hier – wie kann man hier von einer Explosion sprechen, wenn der Papierkorb, aus dünnem Sperrholz, vollkommen heil ist! Juss – zeig ihn dem Herrn Inspektor von Nahem –«

Pukspuu hob den Papierkorb diesmal Herrn Ambel unter die Nase, und es war deutlich zu spüren, wie der Inspektor mit den grauen Knopfaugen dem allzu nahe gekommenen zweifelhaften Gegenstand zunächst auswich, sich jedoch rasch bezwang und seine spitze Nase samt Detektivbrille tief hineinsteckte:

»Hierh a tdoch etwas gebrannt!«

»Gebrannt – natürlich. Es schien Magnesium gewesen zu sein –«

»Aaaah –«, rief Herr Ambel triumphierend, »ess c h i e n !Woraufhin denn wohl?«

»Durch die Intensität des Lichtes«, antwortete Sirkel.

»Bestimmt anderthalb Hektolumen«, ergänzte Rumma aus den hinteren Bänken sachkundig.

»Soso«, rief der Inspektor, »es schien Ihnen so! Aber wer es – setzen wir voraus, es war Magnesium – in den Papierkorb gesteckt hat – das schien und scheint Ihnen nicht bekannt zu sein? Wie? Ich frage,w e res hineingesteckt hat. Es versteht sich wohl von selbst, dass es nicht aus eigenem Antrieb hineinmarschiert ist!«

»Wer – keine Ahnung«, sagte Sirkel ohne mit der Wimper zu zucken.

»Und wie ist es in Brand geraten? Sie haben doch Chemie gehabt! Es konnte sich wohl kaum von selbst entzünden!«, rief der Inspektor.

Sirkel begann: »Leider haben wir auch davon nicht die geringste –« Aber da warf Pukspuu aus der Ecke, in der er immer noch stand, mit seiner an das Krähen eines jungen Hahnes gemahnenden Stimme ein:

»Ich habe doch ein Streichholz angezündet und –«

Wer zufällig hinsah, dem entging nicht, wie Sirkel Pukspuu verzweifelte Zeichen machte, um Himmels willen den Mund zu halten. Denn es war klar, dass ihr überaus wackliges und auf der Verschwiegenheit aller gründendes Bollwerk augenblicklich in sich zusammenfiele, wenn Pukspuu sich als Initiator bekannte. Sirkel rief:

»Ja natürlich – er hat ein Streichholz angezündet! Er wollte Herrn Tooder den Inhalt des Papierkorbs beleuchten. Damit Herr Tooder sehen konnte, ob da eine Maus war oder nicht. Aber er hat sich dabei den Finger verbrannt. Und das Streichholz vor Schreck in den Papierkorb fallen lassen –«

»Dann explodierte der Papierkorb, nur Pukspuu war daran ebenso unschuldig wie Sie alle –«, fasste der Inspektor zusammen, und man muss sagen, keinesfalls in wütendem, eher in ironischem, ganz gewiss jedoch in höhnischem Ton.

Das das Stundenende verkündende Klingelzeichen rettete Sirkel vor einer letzten und echten Lüge: Er musste nicht betonen, dass es nach Meinung aller so und nicht anderes gewesen war. Denn der Inspektor fragte Pukspuu:

»Sie bestätigen natürlich, dass alles genau so geschehen ist, wie Sirkel es berichtet hat?«

Und was blieb dem nicht sonderlich erfinderischen und jetzt freilich erschrockenen Juss übrig, als nach dem Strohhalm zu greifen, den man ihm gereicht hatte. Er murmelte:

»Na ja, sicher. Warum nicht. Ja, so war es.«

Inspektor Ambel setzte die Brille ab, senkte zwei Finger in die linke obere Westentasche, zog einen kleinen gelben Sämischlederlappen hervor und putzte seine Brille.

»Pukspuu, Sie packen jetzt Ihre Sachen und gehen nach Hause.« Das sagte der Inspektor vollkommen ruhig. Aber als Pukspuu nicht sofort reagierte und anhob – »Aber was habe ich denn überhaupt –«, fuhr ihn der Inspektor unverhältnismäßig laut an: »Auf der Stelle! Sofort! Was denken Sie sich eigentlich!« Aber einen Moment später – Pukspuu war noch dabei, seine Schulhefte in die Aktentasche zu stopfen – sagte Ambel wieder vollkommen gefasst:

»Wenn wir Sie brauchen, rufen wir Sie an. Sie haben doch Telefon?«

»Ich habe kein Telefon«, sagte Pukspuu, »meine Mutter hat eins.«

»Natürlich nicht Sie. Das meinte ich auch –«, erwiderte der Inspektor unbeirrt. »Leider müssen wir auch Ihre Mutter über Ihr Verhalten in Kenntnis setzen. So traurig, wie dies auch für sie sein mag.«

Pukspuu zuckte die Schultern, lächelte den Jungen gequält zu und marschierte zur Tür hinaus. Herr Ambel setzte die geputzte Brille auf und betrachtete die Klasse:

»Nun, hat niemand den Mut aufzustehen und zu sagen: Mea culpa?«

Nein, niemand hatte den Mut. Den konnte auch niemand haben. Denn wer hätte individuell, auf sich bezogen, sagen können: Dies war mein Streich.

Der Inspektor sagte: »Nun gut. Wir setzen die Sache nach der sechsten Stunde fort. Die Klasse bleibt hier.«

Und so geschah es. Eine Woche lang blieb die gesamte zehnte Klasse nach Unterrichtsschluss in der Schule, hockte über den gelben Klapptischen, und Herr Ambel maß seine Kräfte an ihr. Der Widerstand war eigentlich alles andere als heldenhaft. Denn alle begriffen, zumindest die, die von der Entstehungsgeschichte des Knalls wussten, sie begriffen, dass sobald einer von ihnen einräumte, von der Sache eine Ahnung gehabt zu haben oder irgendwie beteiligt gewesen zu sein, dann hätte er auch die anderen bloßgestellt.

Herr Ambel befragte sie sowohl gemeinsam als auch einzeln. Er ließ jeden eine schriftliche Erklärung darüber abfassen, was er in der Religionsstunde jenes Dienstags getan oder bemerkt habe. Er entdeckte in den schriftlichen wie auch mündlichen Erklärungen Widersprüche, lenkte die Aufmerksamkeit des Überführten voller Genugtuung darauf, verursachte Unsicherheit und Verstummen, erreichte aber letztendlich gar nichts.

Eine Woche zuvor waren Fotografen in der Schule gewesen. Um die im Gelben Saal posierende elfte Klasse zu fotografieren. Penn und Rumma stellten eine Behauptung auf: wahrscheinlich hatten die Fotografen die Magnesiumreste aus ihren Blitzvorrichtungen in den Papierkorb der zehnten Klasse gestreut. Tante Melaanie, weiblicher Pedell mit Pferdegebiss, die gemeinsam mit ihrem Ehemann, dem blaunasigen Onkel Jakob, im Souterrain des Schulhauses beheimatet war, erklärte an Eides statt, dass sie zwanzig Jahre lang am Ende eines jeden Schultages die Papierkörbe aller Klassen ausgeleert habe. Sodass sich keinerlei Unrat auf keinerlei Weise habe ansammeln können. In der Zwischenzeit hatte der Inspektor Juss Pukspuu viermal in die Schule beordert und ihn jedes Mal eine erneute Erklärung abfassen lassen. Und Juss hatte immer wieder ein und dasselbe geschrieben. Immer wieder so, wie es sich gleich nach dem Blitz herauskristallisiert hatte: Er weiß nichts vom Magnesium im Papierkorb. Er hat das Magnesium nicht anzünden wollen. Er wollte Herrn Tooder den Inhalt des Papierkorbes beleuchten, damit Herr Tooder sähe, ob sich darin eine Maus oder aber keine Maus befand. Dabei habe er sich den Finger verbrannt und das Streichholz vor Schreck in den Papierkorb fallen lassen. Pukspuu spuckte aus und meinte, er habe seine Erklärung mittlerweile besser als Jaan Bergmanns berühmte Ballade vom getreuen Ülo im Kopf. Angesichts seiner Orientierung innerhalb der estnischen klassischen Dichtung konnte man ihm getrost glauben. Am fünften Tag des Nachsitzens (das sich jeweils über mehrere Stunden erstreckte) machte Herr Ambel ein Experiment. Er verschränkte die Arme, schaute die Klasse an und verkündete:

»Meine Herren, ich finde es sinnlos und ungerecht, aus primitivem Starrsinn die kostbare Zeit anderer zu vergeuden. Deshalb habe ich beschlossen: Diejenigen, die reinen Herzens gestehen, mit der Höllenmaschine nichts zu tun zu haben – die mögen sich erheben und nach Hause gehen. Wir setzen unsere Zusammenkunft nur mit den Beteiligten fort. Bitte – gehen Sie.«