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Volksballaden


Volksballaden


2. Auflage

von: Hermann Schladt

6,99 €

Verlag: Edition Rabenpresse
Format: PDF
Veröffentl.: 10.07.2021
ISBN/EAN: 9783961272419
Sprache: deutsch

Dieses eBook erhalten Sie ohne Kopierschutz.

Beschreibungen

Die Volksballade ist eine Dichtungsgattung, die von mündlicher Überlieferung geprägt ist. Autorin oder Autor werden nicht genannt und sind meist auch nicht bekannt.
Diese Sammlung, herausgegeben von Hermann Schladt, enthält die wichtigsten deutschen Volksballaden vom Mittelalter bis zum 18. Jahrhundert und eine Einleitung, in der diese Lyrikgattung ausführlich vorgestellt und erläutert wird.
Diese „modernisierte“ Fassung des Hildebrandslied erschien 1806 in "Des Knaben Wunderhorn", Band 1 von Clemens Brentano und Achim von Arnim.

Lied vom alten Hildebrandt

Ich will zu Land ausreiten,
Sprach Meister Hildebrandt,
Wer wird die Weg mir weisen
Gen Bern wohl in das Land?
Unkund sind sie geworden
Mir manchen lieben Tag,
In zwey und dreyßig Jahren
Frau Utten ich nicht sah.

Willt du zu Land ausreiten,
Sprach Herzog Amelung,
Was begegnet dir auf der Heiden?
Ein stolzer Degen jung.
Was begegnet dir in der Marke?
Der Junge Hildebrandt,
Ja rittest du selb zwölfe,
Von ihm würdst angerannt.

Und rennet er mich an,
In seinem Übermuth,
Zerhau ich seinen grünen Schild,
Das thut ihm nimmer gut,
Zerhau ihm seine Bande,
Mit einem Schriemenschlag,
Daß er's ein ganzes Jahr
Der Mutter klagen mag.

Und das sollt du nicht thun!
Herr Dieterich wohl spricht,
Denn dieser junge Hildebrandt
Ist mir von Herzen lieb.
Zu ihm sollst freundlich sprechen,
Wohl durch den Willen mein,
Daß er dich lasse reiten,
So lieb ich ihm mag seyn.

Da er zum Rosengarten reit,
Wohl in der Berner Mark,
Er kam in viel Arbeit;
Von einem Helden stark,
Von einem Helden jung,
Ward er da angerannt.
Nun sage mir, viel Alter,
Was suchst in Vaters Land?

Du führst den Harnisch eben,
Wie eines Königs Kind,
Du machst mich jungen Helden
Mit sehnden Augen blind;
Du sollst daheime bleiben,
Beym guten Hausgemach,
Bey einer heißen Glute.
Der Alte lacht und sprach:

Sollt ich daheime bleiben
Bey gutem Hausgemach?
Ich bin in allen Tagen
Zu reisen aufgesezt,
Zu reisen und zu fechten
Bis auf mein Heimefahrt;
Das sag ich dir, viel Junger,
Drauf grauet mir der Bart.

Dein Bart will ich ausraufen,
Das sag ich, alter Mann,
Daß dir dein rosenfarbnes Blut
Die Wangen überläuft;
Dein Harnisch und dein grünes Schild
Mußt du mir hierauf geben,
Dazu auch mein Gefangner seyn,
Willt du behalten Leben.

Mein Harnisch und mein grünes Schild
Mich haben oft ernährt;
Ich traue Christ vom Himmel wohl,
Ich will mich deiner wehren!
Sie ließen von den Worten,
Und zogen scharfe Schwerdt,
Was diese zwey begehrten,
Des wurden sie gewährt.

Ich weiß nicht, wie der Junge
Dem Alten gab ein'n Schlag,
Deß sich der alte Hildebrandt
Von Herzen sehr erschrack,
Sprang hinter sich zurücke,
Wohl etlich Klafter weit:
Nun sag du mir, viel Junger,
Den Streich lehrt' dich ein Weib!

Sollt ich von Weibern lernen,
Das wäre mir ja Schand',
Ich hab viel Ritter, Grafen,
In meines Vaters Land;
Auch sind viel Ritter, Grafen,
An meines Vaters Hof,
Was ich nicht lernet hab,
Das lern' ich heute noch.

Er nahm ihn in der Mitte,
Da er am schwächsten war,
Und schwang ihn dann zurücke,
Wohl in das grüne Gras.
Nun sage mir, viel Junger,
Dein Beichtvater will ich seyn,
Bist du ein junger Wolfinger,
Von mir sollt du genesen.

Wer sich an alte Kessel reibt,
Empfahet gerne Rahm,
Also geschiehet dir Jungen
Von mir altem Mann;
Dein Geist mußt du aufgeben,
Auf dieser Heiden grün,
Das sag ich dir gar eben,
Du junger Helde kühn.

Du sagst mir viel von Wölfen,
Die laufen in das Holz,
Ich bin ein edler Degen
Aus deutschem Lande stolz.
Mein Mutter heißt Frau Utte,
Die edle Herzogin,
Und Hildebrandt der Alte,
Der liebste Vater mein.

Heißt deine Mutter Utte,
Die edle Herzogin,
So bin ich Hildebrandt der Alte,
Der liebste Vater dein!
Aufschloß er seinen grünen Helm,
Küßt ihm auf seinen Mund,
Nun muß es Gott gelobet seyn!
Wir sind noch beid' gesund.

Ach Vater, liebster Vater!
Die Wund die ich geschlagen,
Die wollt ich dreimal lieber
An meinem Haupte tragen.
Nun schweig, mein lieber Sohn!
Der Wunden wird wohl Rath,
Nun muß es Gott gelobet seyn,
Der uns zusammen bracht!

Das währte nun von Neune
Bis zu der Vesperzeit,
Allda der junge Hildebrandt,
Zu Bernen einher reit.
Was führt er auf dem Helme?
Von Gold ein Kreuzelein.
Was führt er auf der Seiten?
Den liebsten Vater sein.

Er führt ihn zu der Mutter Haus,
Ihn oben an zu Tisch,
Und bot ihm Essen und Trinken,
Das däucht der Mutter fremd.
Ach Sohne, liebster Sohne mein!
Der Ehren ist zu viel,
Du setzest den gefangnen Mann
Ja oben an den Tisch.

Nun schweiget, liebste Mutter,
Und höret was ich sage:
Er hätt' mich auf der Heiden,
Schier gar zu tod geschlagen.
Nun hört mich, liebe Mutter!
Gefangen sollte seyn,
Herr Hildebrandt der Alte,
Der liebste Vater mein?

Ach Mutter, liebste Mutter!
Ihm biethet Zucht und Ehr.
Da hub sie an zu schenken,
Und trugs ihm selber her.
Er trank, und hatt' im Munde,
Von Gold ein Ringelein,
Das fiel da in den Becher
Der lieben Frauen sein.

Die Frau aus dem Grabe

Hört Christenleut jetzt ein neues Lied,
was kürzlich zu Cöln ist noch geschehn
von einer Frauen, Richmundis genannt,
von Adocht in vierzig Geschlechtern bekannt.

Sie starb, man legte sie in die Lad,
der Mann aus lauter Trauern sprach:
»Lasst meiner Hausfrau den Trauring an,
mit Treuen da war sie wohlgetan.«

Der Tag verging, es kam die Nacht,
der Glöckner zu seinem Knechte sprach:
»Wir wollen hinein in das Grab wohl gehn
und wolln der Frau den Ring absehn!«

Und als der Knecht das Grab auftät,
der Glöckner schnell die Lad aufhebt;
vor Schrecken liefen sie beide fort
und ließen der Frauen die Leuchte dort.

Sie nahm die Leuchte wohl in die Hand
und ging, bis sie den Neumarkt fand:
»Ach Mann, ach Mann, mach auf die Tür!
dein ehrlich Hausfrau steht dafür.«

Die Frau, die rief, die Magd, die lief
wohl zu dem Mann, der oben schlief:
»O Gott, wie kann das möglich sein,
so müssten meine zwei beste Ross bei mir sein.«
Sobald der Mann das Wort aussprach,
zwei Rosse liefen aus dem Stalle jach,
sie sprangen bereits die Treppe hinan
und gingen vor dem Herrn ins Fenster stehn.

Der Herr macht selbsten auf die Tür:
»Ach Gott im Himmel, sei gnädig mir!
Es ist wahrhaft meine Hausfrau gut,
ich hatte sie nächte begraben tot.«

»Ach, liebster Gemahl, sei nicht erschreckt,
ein Engel vom Himmel hat mich geweckt;
der Engel vom Himmel gar hübsch und fein,
wir sollen zusammen in Treuen sein!«

Er fasst sie wohl unter den Arm sogleich
und führt sie herauf gar freudenreich;
sie setzen sich beide zusammen also
und aßen und tranken und sprachen dazu.

Nach diesem Wunder, das ist wahr,
hat sie gelebt noch sieben Jahr,
geboren ihm sieben Söhnelein,
in Aposteln gewirkt ein Messkleid fein.

Dazwischen hat sie keinmal gelacht,
hat immer gar ernst den Tod betracht';
das ist zu Cöln in der Stadt geschehn
und mag sich begeben so bald nicht mehr.


Das hungernde Kind

"Mutter, ach Mutter, es hungert mich,
Gib mir Brot, sonst sterbe ich."
"Warte nur, mein liebes Kind,
Morgen wollen wir ackern geschwind."
Als das Feld geackert war,
Schreit das Kind noch immerdar.

"Mutter, ach Mutter, es hungert mich,
Gib mir Brot, sonst sterbe ich."
"Warte nur, mein liebes Kind,
Morgen wollen wir säen geschwind."
Als das Feld gesäet war,
Schreit das Kind noch immerdar.

"Mutter, ach Mutter, es hungert mich,
"Warte nur, mein liebes Kind,
Morgen wollen wir eggen geschwind."
Als das Feld geegget war,
Schreit das Kind noch immerdar.

"Mutter, ach Mutter, es hungert mich,
Gib mir Brot, sonst sterbe ich."
"Warte nur, mein liebes Kind,
Morgen wollen wir jäten geschwind."
Als das Feld gejätet war,
Schreit das Kind noch immerdar.

"Mutter, ach Mutter, es hungert mich,
gib mir Brot, sonst sterbe ich."
"Warte nur, mein liebes Kind,
Morgen wollen wir schneiden geschwind."
Als das Feld geschnitten war,
Schreit das Kind noch immerdar.

"Mutter, ach Mutter, es hungert mich,
Gib mir Brot, sonst sterbe ich."
"Warte nur, mein liebes Kind,
Morgen wollen wir dreschen geschwind."
Als das Korn gedroschen war,
Schreit das Kind noch immerdar.

"Mutter, ach Mutter, es hungert mich,
Gib mir Brot, sonst sterbe ich."
"Warte nur, mein liebes Kind,
Morgen wollen wir mahlen geschwind."
Als das Korn gemahlen war,
Schreit das Kind noch immerdar.

"Mutter, ach Mutter, es hungert mich,
Gib mir Brot, sonst sterbe ich."
"Warte nur, mein liebes Kind,
Morgen wollen wir backen geschwind."
Als das Brot gebacken war,
Liegt das Kind auf der Totenbahr.

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